JULIA EXTRA BAND 0264
unweigerlich weitere Fragen gestellt werden, die sie nicht beantworten konnte und wollte.
âIch kümmere mich darumâ, versprach sie, ohne auf Cindys Frage einzugehen.
Was fällt Enrico eigentlich ein?, dachte sie hilflos, als sie den Hörer auflegte. Wollte er sie einschüchtern, bevor er überhaupt wusste â¦
âDu hast jetzt Kaffeepause, Freyaâ, sagte in diesem Augenblick jemand mit frostiger Stimme hinter ihr. âVerdient hast du sie allerdings nicht. Du hast ja die ganze Zeit nur am Telefon gehangen.â
Freya wandte sich um und blickte die Abteilungsleiterin verständnislos an. Die Frau hatte blond gefärbtes Haar und einen verkniffenen Mund und ihre Untergebenen fest in der Hand.
âSei so gut, und führe deine Privatgespräche in Zukunft woanders.â Die Frau war verärgert, weil auch sie gefragt hatte, was Mr. Ranieri von ihr hatte wissen wollen, und die gleiche nichtssagende Antwort erhalten hatte wie alle anderen.
âJa. Entschuldigung. Natürlich.â Freya griff nach ihrer Handtasche und stürzte aus dem Büro.
Ich muss sofort mit Enrico sprechen, dachte sie. Kaum war sie drauÃen auf dem Flur, zog sie das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Hannards Zentrale. Noch immer bebte Freya am ganzen Körper. Sie fürchtete sich vor dem Gespräch, doch sie hatte keine Wahl, sie musste mit Enrico reden, und zwar per Telefon, das war besser, als ihm gegenüberzustehen.
Es gelang ihr, bis zu seinem Sekretär durchgestellt zu werden, der ihr kühl mitteilte, Mr. Ranieri befände sich in einer Besprechung. Da Freya selbst als Enricos Sekretärin gearbeitet hatte, wusste sie genau, dass der Sekretär log. Wahrscheinlich saà Enrico am Schreibtisch und überlegte, wie er sie am besten umgehend auf die StraÃe setzen konnte.
âIch muss ihn aber dringend sprechenâ, sagte sie ungeduldig. âRichten Sie ihm also bitte aus, dass ich mich in fünf Minuten nochmals melden werde. Sollte er dann noch immer in einer Besprechung sein, komme ich rauf.â
Sie beendete das Gespräch, ohne auf die Reaktion des Sekretärs zu warten. Dann eilte sie zum Waschraum, um sich frisch zu machen.
Enrico triumphierte, als er die Nachricht erhielt. Freya war also schon in Panik geraten. Sehr gut, sie sollte bis ans Ende ihrer Tage Angst vor ihm haben!
Die fünf Minuten waren fast um, als endlich eine Toilette frei wurde. Freya schloss sich ein, zog den Slip hinunter, setzte sich und drückte die Wiederholtaste ihres Handys. Es dauerte zwei Minuten, bis sie den Sekretär am Apparat hatte. Die Schlange vor der Toilette wurde immer länger, und Freya fühlte sich alles andere als wohl.
âIch stelle durch, Miss Jensonâ, teilte ihr der Mann kühl mit. âIch will, dass du mich in Ruhe lässt, Enricoâ, sagte sie im Flüsterton, als die Verbindung hergestellt war. âMein Sohn ist nicht dein Sohn, also kannst du Fredo von der Krippe abziehen.â
âWarum flüsterst du?â
âUm zu vermeiden, dass die halbe Belegschaft mithörtâ, antwortete sie mit bebender Stimme. âTu mir das nicht an, Enrico. Du kannst nicht einfach so in mein Leben platzen und es bestimmen wollen. Du kannst nicht â¦â
In diesem Moment klopfte jemand an die Tür. âAlles in Ordnung mit Ihnen? Sie sind schon eine Ewigkeit da drinnen.â
âWo bist du?â, fragte Enrico barsch.
âAuf dem WCâ, erklärte Freya ungehalten. âDa war ich nämlich, als die fünf Minuten um waren.â
Enrico war fassungslos. âDu telefonierst mit mir, während du dich dort befindest?â
âIch habe nur zehn Minuten Kaffeepause. Da muss ich so viel wie möglich unter einen Hut bringen.â
Als keine Reaktion kam, fügte sie flehend hinzu: âBitte zieh Fredo zurück, Enrico. Er schüchtert die Kinder ein.â
âZieh deinen Slip hoch, und finde dich in fünf Minuten in meinem Büro ein! Und lass mich nicht warten, oder du kannst was erleben!â
Dann war die Verbindung unterbrochen.
Freya hatte das Gefühl, bereits die Kontrolle über ihr Leben verloren zu haben. Unterdrückt fluchend verstaute sie das Handy in der Handtasche, stand auf, richtete ihre Kleidung und öffnete die Tür.
Sie sah sich mit neugierigen Blicken konfrontiert. Die Kolleginnen, die sie erkannten, starrten sie neugierig an, denn sie hatten alle
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