JULIA EXTRA BAND 0264
ruhig.
âWir gehen morgen zu den Affenâ, versprach Freya und betrachtete ihren schwarzhaarigen Sohn liebevoll. Er war der wichtigste Mensch in ihrem Leben, gleichgültig, wer sein Vater war.
âNein, Affe daâ, sagte er und zeigte mit dem Finger in eine bestimmte Richtung.
Freya drehte sich um, und ihr Blick fiel auf den bulligen Fredo Scarsozi. Er stand etwa sechs Meter von ihnen entfernt im Schatten eines Baumes und schien sie nicht aus den Augen zu lassen. Als er ihr zunickte, wusste Freya, was die Stunde geschlagen hatte. Enrico hatte seinen engsten Vertrauten beauftragt, Nicky und sie zu beobachten.
Das könnte ihm so passen, dachte sie und stand auf. Nicky war ihr Sohn, ganz allein ihr Sohn. Sollte Enrico doch beweisen, dass er der Vater war. Wenn ihn das überhaupt interessierte. Wahrscheinlich ist es ihm ziemlich gleichgültig, dachte sie und streckte die Hand nach Nicky aus.
âKomm, Schatzâ, sagte sie leise, âwir müssen zurück.â Nicky gehorchte widerspruchslos, denn das Brot war alle, und die Enten waren wieder zum Teich gewatschelt. Als er drei Monate alt gewesen war, hatte sie den Job bei Hannard gefunden. Die Firma verfügte glücklicherweise über eine Kinderkrippe, wo sie Nicky gut untergebracht wusste, während sie arbeitete.
Die Arbeit war nicht besonders anspruchsvoll und dementsprechend schlecht bezahlt. Doch immerhin reichte es für das Nötigste und für Nickys Platz in der Krippe. Es war ein groÃer Vorteil, mit ihm unter einem Dach zu sein. So konnte sie ihn immer sehen, wenn ihr danach zumute war.
Sie führten ein glückliches Leben zu zweit und brauchten keinen Mann. Wenn Enrico sich von seinem Schock erholt hatte, würde er bestimmt zu der Einsicht gelangen, ohne sie und Nicky besser dazustehen.
âDer Affe kommt hinterherâ, sagte Nicky.
âDas ist kein Affe, sondern ein Menschâ, berichtigte Freya den Kleinen, ohne sich nach Fredo umzudrehen. Doch die Tatsache, dass er ihnen gefolgt war, verhieà nichts Gutes. Enrico würde wahrscheinlich nicht eher ruhen, bis er die Wahrheit herausgefunden hatte. Er war schlieÃlich rücksichtslos und beharrlich.
2. KAPITEL
Dieses verlogene, gemeine Miststück â¦
Enrico saà am Schreibtisch und betrachtete â leise vor sich hin fluchend â das Foto, das man ihm mit allen anderen gewünschten Daten per E-Mail geschickt hatte. Sie sah so süà aus, so unschuldig, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Wie man sich in einem Menschen doch täuschen konnte.
Mit einem Klick lieà er das Foto verschwinden und öffnete die Datei, die ein Bild des Jungen enthielt. Erneut war er wie vom Donner gerührt.
âWas meinst du, Fredo? Ist er mein oder Lucas Sohn?â, fragte er, ohne den Blick abzuwenden.
Fredo zuckte die breiten Schultern. âWenigstens hat er nicht Lucas miese Gene, sollte er tatsächlich sein Sohn seinâ, antwortete der Bodyguard trocken, bevor er leise hinzufügte: âEr hat deine Augen, deinen Mund und deine Sturheit. AuÃerdem sitzt auch ihm der Schalk im Nacken.â
Ihm war aufgefallen, dass der Kleine sich ständig nach ihm umgesehen und dabei frech gelächelt hatte. Als Mutter und Sohn das Firmengebäude betreten hatten, hatte Nicky sich umgedreht und laut gerufen: âTschüs, Affe!â, bevor er lachend von seiner Mutter in den Fahrstuhl gezerrt worden war.
Enrico war nicht zum Lachen zumute, als er das Gesicht des Jungen betrachtete. Ihm schien, als würden ihn die dunklen Augen ansehen und eine Verbindung zu ihm herstellen. Enrico war erschüttert.
âIch spüre, dass er mein Sohn istâ, sagte er schroff.
â SÃ.â Fredo nickte.
Warum die Bestätigung durch seinen Leibwächter ihn noch mehr aus der Fassung brachte, wusste Enrico auch nicht. âGeh nach unten zur Kinderkrippe, und behalt ihn im Augeâ, ordnete er barsch an.
Fredo arbeitete schon viele Jahre für ihn, aber es war das erste Mal, dass er sich einer Anweisung seines Chefs zu widersetzen suchte. âIch soll den Nachmittag in einem Kindergarten verbringen? Mit all den bambini?â
Enrico sah auf und bemerkte Fredos entsetzte Miene. âWem kann ich ihn denn sonst anvertrauen, während ich Ordnung in dieses Durcheinander zu bringen versuche?â
âAber ohne seine Mutter kann er sowieso nicht fort. Sie â¦â Enrico stand auf und begann hin
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