JULIA EXTRA BAND 0264
Hand an Laurences Wange. Sie drehte sich um, und ohne Zane eines Blickes zu würdigen, ging sie an ihm vorbei und verlieà leise den Raum.
Ihr Duft hing noch in der Luft.
Verführerisch.
Ãrgerlich!
Zane stieà einen knurrenden Laut aus und trat an das Bett seines Vaters. Er war müde, litt unter Jetlag und kochte vor unterschwelliger Wut. Er war um die halbe Welt gehetzt, nur um zu spät zu kommen. Als Mann, der jede Frist um Längen schlug, traf ihn ausgerechnet dieses Zuspätkommen bis ins Mark.
Noch schlimmer allerdings war die Erkenntnis, dass trotz der erschütternden Ereignisse der in der Luft hängende Duft seine Aufmerksamkeit auf die Person lenkte, an die er jetzt am allerwenigsten denken sollte â die Geliebte seines Vaters.
âSoll ich Sie zum Haus mitnehmen?â
Ruby hatte vor dem Zimmer auf Zane gewartet. Als er nun nach einer halben Stunde herauskam, ignorierte er sie geflissentlich und ging mit energischen Schritten zum Schwesternzimmer, um dem medizinischen Personal Fragen zu stellen.
Ihr persönlich könnte es nicht gleichgültiger sein, wo er blieb und wie er dorthin kam. Warum kroch er nicht wieder unter den Stein zurück, unter dem er die letzten zehn Jahre gesessen hatte! Doch Laurences letzter Wunsch hielt sie zurück. Wenn Laurence eine so tiefe Liebe für einen Sohn empfinden konnte, der so lange nichts von sich hatte hören lassen, dann konnte sie zumindest höflich sein â um Laurences willen.
Eine Schwester überreichte Zane schlieÃlich seine Reisetasche, die anderen gingen wieder ihrem Dienst nach. Er war also direkt vom Flughafen hergefahren? Irgendwo musste er also unterkommen.
Ruby erhob sich von ihrem Stuhl und wiederholte ihre Frage. âMöchten Sie, dass ich Sie mitnehme?â
âIch habe Sie beim ersten Mal bereits gehört.â Mit steinerner Miene warf er sich die Tasche über die Schulter, eine Bewegung, die seine Muskeln unter dem Hemd spielen lieÃ. Seine Statur glich der seines Vaters, aber er war gröÃer und wirkte bedrohlicher, als Laurence jemals gewesen war. âIch nehme mir ein Taxi.â
âDas wäre unsinnig, da ich den gleichen Weg habe.â âTatsächlich?â Eine Augenbraue wurde nach oben gezogen. âWieso das?â
Ruby zögerte. Das Arrangement, das sie und Laurence getroffen hatten und das ihr immer so normal erschienen war, war nicht mehr haltbar. Sie würde es ändern müssen. Schnellstmöglich. Es war eine Sache, das Haus mit Laurence zu teilen, Laurence, der ihr wie ein Vater gewesen war. Etwas ganz anderes allerdings war es, mit Laurences Sohn unter einem Dach zu leben, wenn seine Feindseligkeit und Geringschätzung so offensichtlich durchschimmerten.
âWeil ⦠ich dort wohne.â
Zane verzog die Lippen. Ah, die Mätresse direkt im Haus! âWie praktisch. Mein Vater muss Ihre â¦â â Liebesdienste auf Abruf â â⦠Gesellschaft sehr geschätzt haben.â
Sie hob das Kinn ein wenig höher und schaute ihm direkt in die Augen. âIhr Vater war ein bemerkenswerter Mann. Zwischen uns bestand eine ganz besondere Freundschaft.â
âDa bin ich sicherâ, antwortete er verächtlich. Sein Vater hatte schon immer die Angewohnheit gehabt, âbesondere Freundschaftenâ zu pflegen. Die letzte hatte dem Sohn den Respekt für den Vater gekostet und die Vater-Sohn-Beziehung beendet. Zane war entschlossen, dass es ihn dieses Mal absolut nichts kosten würde.
Es war nicht weit bis zum Haus, doch mit der Klimaanlage im Auto war Fahren wesentlich angenehmer als Laufen. Zane starrte während der kurzen Fahrt aus dem Fenster, die alte Nachbarschaft war ihm noch vertraut. Und er versuchte den Duft zu ignorieren, der ihn daran erinnerte, in wessen Auto er saÃ.
Zumindest sagte sie nichts. Zu viel war in der kurzen Zeit auf ihn eingestürzt und die körperliche Erschöpfung zu groÃ, als dass er noch die Kraft für ein Wortgefecht gehabt hätte. In dem benommenen Zustand, in dem er sich im Moment befand, kristallisierten sich nur zwei Dinge klar heraus: Sein Vater war tot, und sein eigenes Leben würde sich radikal ändern.
Die Chancen, dass es besser würde, waren minimal.
Ruby lenkte den sportlichen BMW auf die Auffahrt zu dem groÃzügig angelegten Bungalow im Kolonialstil, der zwanzig Jahre lang Zanes Zuhause gewesen war. Als er ausstieg, fühlte er
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