JULIA EXTRA BAND 0264
dachte.
âErzähl mir alles von Zane!â
Ruby sah argwöhnisch über den Rand ihrer Tasse hinweg zu ihrer Schwester. Als Opal sie eingeladen hatte, auf einen Kaffee und einen Schwatz zu ihr zu kommen, hatte sie gewusst, dass es nicht lange dauern würde, bevor das Thema Zane aufkam.
âDas ist aber ein abrupter Themenwechsel, Schwesterherz. Ich dachte, wir unterhalten uns darüber, wie es in der Hotelbranche läuft.â
Lachend hob Opal ihren zwölf Monate alten Sohn auf den Schoà und gab ihm einen Keks, während die viereinhalbjährige Ellie auf dem Teppich konzentriert ein Bilderbuch durchblätterte. âLass mich bloà damit in Ruhe! Ich lebe in einem Hotel, ich arbeitete in einem Hotel, und wenn ich nachts im Bett liege, zähle ich zum Einschlafen Hotels statt Schäfchen. Da rede ich doch viel lieber über gut aussehende Männer, vor allem, wenn sie so umwerfend gut aussehen wie Zane. Und wenn sie meine kleine Schwester mit Blicken verschlingen, so wie er es tut.â
Ruby stellte ihre Tasse ab. Zane war bestimmt schon in Broome, und sie würde morgen nach New York fliegen. Bedenkzeit, wie sie es bei sich nannte. Vielleicht war es ganz gut, wenn sie ihre Gedanken mit ihrer Schwester teilte. Eine neue Perspektive konnte nie schaden. âWas genau willst du wissen?â
âDu weiÃt schon, die interessanten Sachen! Wie ist er? Küsst er gut? Und wie ernst genau ist das zwischen euch überhaupt?â
âWer sagt denn, ich wüsste, wie er küsst?â
Die Abwehr kam viel zu heftig, und Opal grinste nur. âZum einen bist du gestern von der Gala verschwunden, und zum anderen â¦, man hat euch zusammen auf der Promenade gesehen.â
Ruby schoss das Blut in die Wangen, sie wandte das Gesicht ab. âNa und? Das war nur ein Kuss. Das heiÃt nicht, dass da mehr läuft.â
âDas kannst du anderen erzählen, nicht mir. Ich habe doch gesehen, wie er sich gestern Abend aufgeführt hat. Am liebsten hätte er Domenic in der Luft zerrissen. Den hatâs erwischt!â
Ruby nippte an ihrer Tasse und erinnerte sich an die Szene, als sie die beiden Männer einander vorgestellt hatte. Zanes unerwartetes Auftauchen, seine Hand auf ihrer Schulter hatten sie so verwirrt, dass sie das alles gar nicht so richtig mitbekommen hatte. So vieles war gleichzeitig passiert. Hatte Opal etwa recht? War Zane eifersüchtig gewesen? Und was bedeutete das?
Nichts. Sie musste vorsichtig sein, durfte nicht zu viel in diese Szene hineinlesen. Er wollte sie in seinem Bett und war daher bereit, sich mit jeder möglichen Konkurrenz anzulegen.
âAlso.â Opal gab Guglielmo den nächsten Keks in die kleine Hand. âWas empfindest du, wenn du an ihn denkst?â
âVerwirrungâ, antwortete Ruby ehrlich und seufzte. Sie versuchte, nicht an die Freuden zu denken, die sie während der Nacht in seinen Armen erfahren hatte â¦, und die innere Leere, als die Zweifel einsetzten. Bei Tag sah alles anders aus â das war nicht nur ein Klischee, sondern die Wahrheit. âIch wünschte, ich wüsste es. Am Anfang konnten wir einander nicht ausstehen. Ich fand es schrecklich, wie er seinen Vater vernachlässigt hatte, und er verachtete die Nähe, die Laurence und ich miteinander teilten. Manchmal scheint er mir der wunderbarste Mensch auf Erden, doch dann wiederum ⦠Er steckt so voller Wut, ich weià nicht, ob er es je überwinden wird.â
âWut auf dich?â
âNein, auf Laurence. Zane ist verbittert über den Tod seiner Mutter, diese Bitterkeit färbt alles, was er tut. Er behauptet, Laurence habe eine Geliebte gehabt, die beste Freundin seiner Mutter. Diese Frau soll auch den Wagen gefahren haben, als der tödliche Unfall passierte.â
Opals Augen waren immer gröÃer geworden. âUnd ich dachte, unsere Familiengeschichte sei bizarr. Du kanntest Laurence doch gut, glaubst du, es stimmt?â
âIch kann nicht glauben, dass Laurence Vertrauen so gering schätzt. Er war ein Ehrenmann. Der Laurence, den ich kannte, hätte so etwas nie getan.â
âNa, dann ist es doch einfach.â Opal setzte den Kleinen zurück auf den Boden. âDu musst Zane nur davon überzeugen.â
O ja, nichts leichter als das! Ruby sah Guglielmo nach, der auf allen vieren zu seiner Schwester krabbelte, um sich die Bilder mit ihr anzuschauen. Ihre Schwestern hatten alles im
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