JULIA EXTRA BAND 0264
die Täuschung gehasst, dafür gehasst, dass ich Dir die Chance genommen hatte, Deine leibliche Mutter als solche anzuerkennen.
So oder so hast Du mich verachtet. Und ich habe Deine Verachtung verdient, auch wenn sie aus den falschen Gründen herrührte. Du hast Broome verlassen, und ich habe Deine Verachtung und Deine Wut auf mich als meine Strafe hingenommen. Manchmal denke ich, ich habe auch Dich an dem Tag verloren, als ich die Liebe meines Lebens und die Mutter meines Kindes verlor. Doch glaube mir, mein Sohn, ich war immer sehr, sehr stolz auf Dich.
Ein Tränenschleier verwischte die Buchstaben, als Zane den Rest des Briefes las, doch nicht die Gefühle, die die Worte vermittelten. Irgendwann schlieÃlich legte er die Blätter ab, lehnte sich in das Sofa zurück und schloss erschöpft die Augen.
âZane?â
Er hob die Lider, und sie war da. Beugte sich über ihn, schön und aufrichtig wie ein Engel. âIch habe dir etwas Warmes zu trinken gemacht. Ich dachte, du könntest es jetzt gebrauchen.â
Ihm war nicht einmal aufgefallen, dass sie das Zimmer verlassen hatte. Doch jetzt war sie zurück, hielt ihm eine Tasse Kaffee mit einem Schuss Brandy hin. Kümmerte sich um ihn, gab ihm, was er brauchte. Fast hätte er ihr wieder gesagt, dass er sie liebte. Doch er wollte nicht riskieren, sie wütend zu machen. Es gab bereits genug, für das er sich entschuldigen musste.
âDankeâ, sagte er also nur und nippte an dem heiÃen Getränk. Es tat gut, wärmte ihn, wenn er doch diese Eiseskälte in sich fühlte.
Und dann fiel ihm ein, was er sagen könnte. Etwas, das er heute Abend erfahren hatte, obwohl er jahrelang vom Gegenteil überzeugt gewesen war. Es war etwas, gegen das Ruby nichts einzuwenden hätte. âMein Vater war ein Ehrenmann. Ich wünschte, ich hätte es früher erkannt.â
âOh Zane.â Tränen glitzerten in ihren Augen. âJa, das war er.â âIch möchte gern die restlichen Briefe lesen. Macht es dir etwas aus, solange zu warten, bevor ich dich nach Hause bringe? Und ich möchte, dass du Laurences Brief liest. SchlieÃlich bist du diejenige, die es herausgefunden hat. Vielleicht fällt dir ja noch etwas auf, das ich übersehen habe.â
âJa, natürlich warte ich.â Lächelnd nahm sie den Brief und rollte sich auf dem Sofa zusammen.
âEs dauert bestimmt nicht lange.â Er zog die Truhe des Perlenmeisters zu sich heran, nahm den nächsten Stapel heraus und vertiefte sich in die Vergangenheit.
Erst viel später sah Zane auf. Ruby war längst eingeschlafen. Ihre Züge waren entspannt, so als sei sie endlich zur Ruhe gekommen. Kein Wunder, dass sie nicht länger hatte wach bleiben können. Sie war um die halbe Welt gereist, und heute war genug passiert, um diesen Tag zur Hölle für sie zu machen.
Sein Herz schwoll an vor Liebe, und gleichzeitig zerriss es schier vor Schmerz. Er liebte sie, doch sie wollte ihn nicht.
Wenn er sie jetzt in ein Bett trug, würde er sie nur aufwecken. Das Sofa war breit und bequem genug, um die Nacht hier verbringen zu können. So holte er eine Decke und breitete sie vorsichtig über Ruby aus. Fasste seinen ganzen Mut zusammen und küsste sie leicht auf die Wange. âSchlaf gut, Ruby.â
Und sogar im Schlaf bewegten sich ihre Lippen leicht, wie zu einer Antwort.
Das Klingeln des Telefons weckte Ruby auf. Schlaftrunken setzte sie sich auf. Sie konnte sich nicht erinnern, ins Bett gegangen zu sein. Es dauerte auch einen Moment, bevor sie erkannte, dass sie auf dem Sofa in Zanes Haus geschlafen hatte.
Sie warf die Decke ab und tappte in die Küche. Zane war bereits hier, hielt den Telefonhörer in der Hand.
Kyoto! Das musste das Krankenhaus mit Neuigkeiten sein. Voller Angst lehnte sie sich an die Anrichte, dankbar für den Halt.
Zane hängte den Hörer ein. âDas war die Klinikâ, bestätigte er ihre Ãngste. Doch dann verzogen sich seine Lippen zu einem schwachen Lächeln. âEs geht ihm besser, sein Zustand hat sich stabilisiert. Sie wissen immer noch nicht genau, warum er kollabiert ist, sie müssen noch weitere Tests machen, aber sie sind zuversichtlich, dass er es schafft.â
Dem Himmel sei Dank! Erleichtert fiel Ruby Zane um den Hals. âDas sind wunderbare Nachrichten!â
Sanft strich er ihr über den Rücken, drückte einen Kuss auf ihr Haar und
Weitere Kostenlose Bücher