JULIA EXTRA BAND 0264
kannte sie nur zu gut!
Ihr Herz begann wild zu pochen, als sie die Blätter sortierte und ihm diesen einen Brief hinhielt. âIch bin sicher, dass du diesen hier noch lesen solltest. Er ist von deinem Vater, an dich adressiert.â
Ihr Blick forderte ihn auf, den Brief zu nehmen, herausfordernd und liebevoll zugleich, so als würde sie verstehen. Die Frau, die ich liebe, dachte er. Und schon wieder hatte er alles falsch gemacht mit ihr. Ganz gleich, welche Botschaft ihm sein Vater aus dem Grab noch senden mochte, es konnte nicht schlimmer sein, als Ruby zu verlieren.
Er nahm ihr die Blätter ab und begann zu lesen.
Mein über alles geliebter Sohn, für einen Vater ist es sehr schwer, einen solchen Brief zu schreiben, doch nach alle den Jahren der Trennung weià ich, dass ich es aufschreiben muss. Zusammen mit den Briefen von Maree an Bonnie wirst Du verstehen. Und vielleicht wirst Du eines Tages in der Lage sein, mir zu vergeben.
Du hättest es viel früher erfahren müssen, ich habe zu lange gewartet, um Dir die Wahrheit zu sagen. Doch jeder war glücklich, also lieÃen wir alles, wie es war. Und als Maree und Bonnie umkamen, war es schon zu spät.
Mein Sohn, während Maree Dich aufzog wie ihr eigenes Kind, war Bonnie in Wahrheit deine leibliche Mutter. Maree wollte so unbedingt Kinder haben, und ich wünschte mir einen Sohn. Doch nach fünf Fehlgeburten, die Maree ertragen musste, stand fest, dass sie nie Kinder haben würde. Maree hatte allen Lebensmut verloren, und ich konnte ihr nicht helfen.
Es war Bonnie, die die Idee hatte. Weil sie sah, was es Maree antat. Sie wollte etwas für ihre Freundin tun, wollte ihr ein Kind schenken, das sie selbst gebären würde.
Ich war dagegen, wollte nicht, dass sich etwas zwischen mich und Maree stellte, die ich doch über alles liebte. Doch beide Frauen glaubten an diese Lösung. Maree war überzeugt, dass es funktionieren würde, sie wünschte es sich verzweifelt. Beide Frauen waren der gleiche Typ, dunkle Haare, dunkle Augen, also, wer sollte je Verdacht schöpfen?
Die Frauen rechneten den besten Zeitpunkt aus, und ich schlief mit Bonnie. Es war das Schwerste, was ich in meinem ganzen Leben habe tun müssen. Ich dankte dem Himmel, als es tatsächlich bei diesem ersten und einzigen Versuch klappte. Bonnie wurde schwanger. Ich war unendlich erleichtert, und Maree war überglücklich. Für sie war es ein Wunder, und zum ersten Mal seit Jahren trat wieder ein Leuchten in ihre Augen.
Zane lieà den Brief sinken. âDu hast recht gehabtâ, sagte er tonlos zu Ruby. âBonnie war meine leibliche Mutter. Mein Vater schlief mit ihr, aber nur ein Mal. Sie war nie seine Geliebte.â
All die Jahre hatte er seinen Vater verdammt. Und Bonnie. Die wunderbare, warmherzige Bonnie, mit ihrem fröhlichen Lachen. Die verständnisvolle Bonnie, immer bereit, ihn in die Arme zu nehmen, ihm bei allem zu helfen und Mut zu machen. Als Kind hatte er Bonnie geliebt, und als Erwachsener hatte er sie verdammt. Er war nicht einmal bei ihrer Beerdigung gewesen. Bei der Beerdigung seiner Mutter!
Erschüttert lieà er den Kopf in eine Hand sinken und las dann weiter.
Ein paar Wochen vor der Niederkunft fuhren die beiden Frauen nach Italien, in das Dorf, aus dem ich stamme. Die dort ansässige Hebamme war eine Cousine von mir. Sie war bei der Geburt dabei. Es war kein Problem, Maree bei den örtlichen Behörden als Deine Mutter anzugeben.
Alle Bedenken, die ich gegen diesen Plan gehabt hatte, waren mit dem Tag Deiner Geburt ausgelöscht. Marees Traum war wahr geworden, sie hielt ein Baby im Arm, und ich hatte einen Sohn!
Ich kaufte ein Haus für Bonnie, damit sie in unserer Nähe leben konnte. Sie wollte keine Vergütung für das, was sie getan hatte, doch Maree und ich bestanden darauf. Du wuchst mit der Liebe zweier Frauen auf, und das Verhältnis zwischen den Freundinnen wurde nur noch enger. Ich wollte es Dir sagen, doch Maree war so stolz darauf, Dich ihren
Sohn zu nennen, ich konnte es ihr unmöglich antun. Ich wollte warten, bis sie bereit war.
Und Du liebtest Bonnie so oder so, also dachte ich, es sei nicht dringend. Doch ich habe mich geirrt. An dem Tag, als die beiden zusammen starben, erkannte ich, wie wichtig es gewesen wäre. Ich wusste, ich hatte zu lange gewartet. Doch nun war es zu spät. Hätte ich es Dir zu jenem Zeitpunkt gesagt, hättest Du mich nur für
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