JULIA EXTRA BAND 0264
du das nicht sehen. Und diese Unfähigkeit bestimmt alles, was du tust. Du hast nicht das Geringste von deinem Vater, du kannst ihm nicht das Wasser reichen!â
Sein Blut begann zu kochen, schäumte heià wie Lava durch seine Adern. Nein, für unfehlbar hatte er sich nie gehalten, aber in diesem Licht mit seinem Vater verglichen zu werden ⦠âDann solltest du dir das hier ansehen! Das wird dir die Augen öffnen über den ach so hoch geschätzten Ehrenmann.â Von der Kommode hinter sich nahm er ein Perlenkästchen auf und drehte den kleinen Schlüssel im Schloss.
âWas ist das?â, fragte sie misstrauisch.
âSieh hinein. Die Schatulle hat Kyoto mir auf Geheià meines Vaters bei meiner Ankunft überreicht. Ich habe dir gesagt, was er getan hat. Aber du glaubst mir nicht. Er hat seine Geliebte auf den gleichen Rang gestellt wie meine Mutter.â Er griff einen Brief aus der Schatulle und warf ihn Ruby auf den SchoÃ. âHier, lies und überzeuge dich!â
âZane, ich glaube nicht â¦â
âLies! Und wenn der eine nicht reicht, um dich zu überzeugen, dann lies sie alle!â
Sie las den ersten Brief â und war schockiert. Zane hatte recht! In diesem Brief wurden monatliche Zahlungen zugesichert, ein Haus war gekauft worden, der Vertrag sollte übergeben werden â als Anerkennung für âgeleistete Diensteâ.
Erschüttert bis ins Innerste, sah sie zu ihm auf. âZane â¦â âHör jetzt nicht auf. Lies die Liebesbriefeâ, meinte er beiÃend. âDu sollst die ganze traurige Wahrheit erfahren.â
Zögernd nahm sie den nächsten und drehte den Umschlag in der Hand. âDas ist kein Liebesbriefâ, meinte sie schlieÃlich, als die Namen Sinn ergaben. âDas ist ein Brief deiner Mutter an Bonnie.â
âLass sehen.â Er setzte sich neben sie auf die Couch und nahm den Umschlag von ihr entgegen.
Mit gerunzelter Stirn blickte er auf die Briefmarke aus Italien, das Datum des Poststempels knapp ein Jahr nach seiner Geburt. Er holte das Blatt hervor und faltete es auf, las. Nahm den nächsten Brief, noch einer von seiner Mutter an Bonnie, dieses Mal aus New York abgeschickt, wiederholte die Prozedur. Je mehr Briefe er las, desto tiefer wurde die Falte auf seiner Stirn. Nach einem halben Dutzend hörte er auf, zutiefst verwirrt und völlig ratlos.
Jeder einzelne Brief zeigte das gleiche Muster auf. Nach einer kurzen Einleitung und Beschreibung des Ortes folgte eine detaillierte Erzählung über Zane. Zane hat heute dies getan, Zane hat heute das getan. â Heute hat Zane die ersten Schritte gemacht, ich wünschte, du wärest dabei gewesen.
Ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter.
âDiese Briefe handeln alle von dirâ, sagte Ruby leise. âGenaue Berichte darüber, was du tust, wie du wächst.â
Zane nickte fassungslos. âIch weiÃ.â
âUnd sieh dir die Unterschrift an.â
Sie hatte es also auch gesehen. Wieder nickte er. ââMareeâ steht unter jedem Brief und â¦â Er konnte nicht weitersprechen.
ââDeine dir auf ewig dankbare Freundin, für das wunderbarste Geschenk auf der Weltââ, beendete Ruby den Satz für ihn. Sie sah ihn an, einen Schmerz im Blick, der nicht ein Tausendstel dessen sein konnte, was er jetzt fühlen musste. âIch glaube, du warst dieses Geschenk, Zane. Maree bedankt sich in jedem Brief bei Bonnie. Weil Bonnie deine leibliche Mutter war.â
âNein!â Das Wort brach aus ihm heraus, auch wenn Ruby nur bestätigte, was er selbst längst vermutete. âDas ist unmöglich! Es gibt eine Geburtsurkunde, auf der Maree als meine Mutter eingetragen ist. Etwas anderes brauche ich nicht zu glauben!â
Sie nahm den nächsten Stapel Briefe aus der Schatulle und hielt ihn Zane hin. âVielleicht solltest du weiterlesen, um mehr zu erfahren.â
Aufgeregt schlug er ihr die Briefe aus der Hand. âIch will nichts mehr lesen! Ich will es nicht glauben!â
Denn solange er es nicht glaubte, musste er sich nicht dem Eingeständnis stellen, wie sehr er sich all die Jahre in seinem Vater getäuscht hatte. In seiner Mutter, in Bonnie!
Ruby beugte sich vor, um die verstreuten Briefe und einzelnen Blätter aufzuheben, als eine andere Handschrift ihre Aufmerksamkeit erregte und sie stutzen lieÃ. Die Handschrift
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