JULIA EXTRA BAND 0264
âDas müssen gerade Sie sagen. Ihre langen Arbeitszeiten sind Legende.â
âIch erwarte von meinen Angestellten nicht die komplette Selbstaufgabe.â Er kam um ihren Schreibtisch herum und lehnte sich lässig an die Kante. âUnd als Direktor von Scorsolini Shipping habe ich schlieÃlich einen guten Grund, sicherzustellen, dass das Geschäft gut läuft. Ich möchte meine Familie nicht enttäuschen, sie verlässt sich auf mich. Mein Bruder Claudio ist der Thronfolger, und Tomasso leitet die Edelsteinschürfungen und die Lithiumgewinnung. Mir hat man die Schifffahrtgesellschaft anvertraut.â
âNun, ich habe ja auch einen guten Grund â mein Chef soll nicht bedauern, dass er mich eingestellt hat. Das haben wir dann wohl gemeinsam.â
Er beugte sich vor und strich mit einer Hand über ihre Wange. Eine flüchtige Berührung nur, dennoch stockte Danette der Atem. âVielleicht gibt es da sogar mehr.â
âDas kann ich mir kaum vorstellen.â Ihre Haut prickelte dort, wo er sie berührt hatte.
âIch denke, Sie irren sich. Lassen Sie uns zusammen zu Abend essen und es herausfinden.â
âWie?â Sie konnte es kaum fassen. Der Präsident von Scorsolini Shipping lud sie zum Dinner ein?
âIch würde gern mit Ihnen zu Abend essenâ, wiederholte er. âAber â¦â
âIch mag Sie, Danette, und ich hoffe, Sie finden mich auch ein wenig sympathisch.â Er wusste es bereits, sein selbstbewusstes Lächeln verriet es. Ebenso wie er wusste, welche Wirkung seine Nähe auf sie hatte.
âNatürlich finde ich Sie sympathisch, aber eine Verabredung zum Abendessen? Ich bin nicht Ihr Typ.â
âWorauf stützen Sie diese Behauptung?â
âJeder weià doch, mit welchen Schönheiten Sie ausgehen.â âSie sind schön.â
Sie schnaubte spöttisch. âMit den Frauen, mit denen man Sie sieht, kann ich nicht mithalten.â
âDas ist nur Fassade, ein Image, das ich nach auÃen abgebe, um mein Privatleben zu schützen. Gehen Sie mit mir essen und finden Sie heraus, was für ein Mann ich wirklich bin, wenn keine sensationslüsternen Reporter in der Nähe sind.â
Es klang ehrlich, dabei konnte er es unmöglich ernst meinen. âAber ⦠mein Job â¦â
âIch gebe Ihnen mein Wort, Danette: Ob etwas zwischen uns passiert oder nicht, wird nicht den geringsten Einfluss auf Ihren Job haben, weder positiv noch negativ.â
âUnd wenn ich die Einladung ausschlage?â
âWerde ich enttäuscht sein. Dennoch würde ich Sie deshalb nie benachteiligen. Auf der anderen Seite wird es auch keine Sonderstellung für Sie geben, sollten wir eine Affäre miteinander beginnen.â
âNicht eine Sekunde hätte ich das von Ihnen erwartet.â âSie sind sehr naiv.â
âEs ist nichts Naives an der Ãberzeugung, dass man sich eine Beförderung verdienen sollte.â
Das Lächeln, das seine Lippen umspielte, erreichte seine Augen nicht. âDas gefällt mir so an Ihnen. Ich bin nämlich derselben Meinung. Also, darf ich Sie zum Dinner ausführen?â
Ihr Verstand schrie Nein. Sie wollte sich auf keine Beziehung einlassen. Aber ein Dinner war auch nicht unbedingt ein Versprechen für eine feste Bindung. Vielleicht war er nur an einer Freundschaft interessiert. Obwohl, er hatte das Wort âAffäreâ benutzt. Das deutete auf wesentlich mehr hin, als sich nur bei einer Tasse Kaffee auf einen Plausch zusammenzusetzen.
Seltsamerweise war es das âmehrâ, das sie reizte. In ihrem Leben hatte es kaum Verabredungen gegeben, insgesamt hatte sie keine halbe Stunde in der Gegenwart von Männern mit dem Aussehen eines Marcello Scorsolini verbracht. Abgesehen von Angelo Gordon vielleicht, aber der war mit ihrer Freundin zusammen und daher tabu. Und selbst der strahlte nicht so viel unterschwellige Sinnlichkeit aus wie Marcello.
Ray erst recht nicht, dieser gemeine Kerl.
Hier geht es nicht um tiefe Liebe und âGlücklich-bis-ans-Lebensendeâ, versuchte sie sich zu beruhigen. Hier ging es nur darum, Erfahrungen zu machen, die sie sich viel zu lange hatte versagen müssen.
âNa schön. Ich nehme Ihre Einladung an.â
3. KAPITEL
Marcello entführte Danette in ein Restaurant auÃerhalb von Palermo. Es war eine kleine familienbetriebene Trattoria. Zuvorkommend lächelnd führte
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