JULIA EXTRA BAND 0264
empfand, würde er es ihr sagen. An Selbstsicherheit mangelte es ihm nicht, aber nach Biancas Tod hatte er sein Herz mit einer festen Mauer umgeben. Danette war es gelungen, der Mauer den einen oder anderen Riss beizubringen, dessen war sie sich sicher. SchlieÃlich dauerte ihre Beziehung schon ein halbes Jahr, und sie verbrachten die gemeinsame Zeit nicht nur im Bett. Auch wenn er ihr nie gesagt hatte, mit wie vielen Frauen er zusammen gewesen war, so war ihm doch entschlüpft, dass es mit keiner anderen so lange gedauert hatte wie mit ihr. Und bisher schien er auch nicht das Bedürfnis zu haben, die Sache zu beenden.
Dann war da noch die Tatsache, dass er sie häufig ohne Schutz liebte. So auch gestern Nacht.
Das erste Mal war sie über ihre eigene Reaktion schockiert gewesen. Als Teenager hatte sie sich geschworen, keine Kinder zu bekommen. Das Risiko, ihre Krankheit weiterzuvererben, war ihr zu groÃ. Und das Leid wollte sie keinem Kind antun. Doch anstatt entsetzt über Marcellos Versäumnis zu sein, ein Kondom zu benutzen, waren Bilder von einem süÃen Baby mit ihrem Lächeln und Marcellos Augen vor ihr entstanden. Die Sehnsucht nach diesem Kind war so groà geworden, dass sie es wie einen konstanten Schmerz in ihrem Herzen fühlte.
Ihr Angebot, mit der Pille selbst für Empfängnisverhütung zu sorgen, hatte Marcello mit Rücksicht auf das Gesundheitsrisiko für sie abgelehnt. Nein, er wollte weiter die Verantwortung für den Schutz übernehmen.
Sie hatte zugestimmt und ihn auch nicht daran erinnert, als er es das nächste Mal vergessen hatte. Stattdessen informierte sie sich über die Wahrscheinlichkeit einer Vererbung und fand heraus, dass Skoliose nicht genetisch bedingt war. Aber wie würde er reagieren, wenn sie nun tatsächlich schwanger werden würde?
Zwar redete Marcello nie von einer Zukunft, aber kein Mann ging so leichtfertig mit der Anwendung von Empfängnisschutz um, wenn ihm der Gedanke, den Rest seines Lebens mit einer Frau verbringen zu müssen, zuwider war, oder? Marcello vergaà es fast genauso häufig, wie er Kondome benutzte. Und er war kein verantwortungsloser Mann. Sollte sie schwanger von ihm werden, würde er sie sicher heiraten. Sein Sinn für Familie und Moral war stark, er würde nicht zulassen, dass sein Kind unehelich zur Welt kam. Also musste er über eine Zukunft mit ihr nachdenken, selbst wenn er zögerte, es zuzugeben.
Wahrscheinlich war es ihm gar nicht bewusst, aber seine Taten lieÃen deutlich erkennen, wie er gefühlsmäÃig zu ihr stand. Hoffte sie zumindest. Auch wenn sie sich danach sehnte, die Worte von ihm zu hören.
Beim Tod seiner Frau war er am Boden zerstört gewesen. Ihr war klar, dass er einen solchen Schmerz nie wieder durchleben wollte. Dabei könnte sie ihm sagen, dass Liebe sich nicht durch die Angst vor Schmerz unterdrücken lieÃ. Sie war doch selbst das beste Beispiel dafür. SchlieÃlich war sie nach Italien gekommen, um in Ruhe ihre Wunden lecken zu können, hatte sich geschworen, sich nie wieder auf eine tiefe Beziehung einzulassen â und war innerhalb weniger Wochen Marcello mehr verfallen als Ray in Monaten.
Manchmal wünschte sie sich, sie würde schwanger werden, dann wäre ihnen beiden die Wahl abgenommen. Andererseits wusste sie, dass Marcello sich seiner Gefühle selbst klar werden musste. Er sollte von sich aus eingestehen, dass er sie liebte, und zu nichts gezwungen werden. Nur â¦, sie hatte genug davon, ständig zu raten und zu vermuten, sie wollte endlich sicher sein.
Vielleicht, wenn sie den ersten Schritt machte und es ihm sagte, würde sie die Mauer um sein Herz zum Einstürzen bringen können.
Sie hoffte es mit Inbrunst.
Später an diesem Tag, als Marcello persönlich zu ihr ins Büro kam, um sich den Bericht über das Cordoba-Projekt abzuholen, wenn er doch seine Sekretärin hätte schicken können, wuchs diese Hoffnung in Danette.
4. KAPITEL
Danettes Lächeln traf ihn mitten ins Herz.
Es war das Lächeln, das sie ausschlieÃlich für ihn reservierte. Ihre goldbraunen Augen strahlten ihn an, und sein Körper reagierte mit einer Macht, als sei es Monate her, dass er sich in ihr verloren hatte, nicht Stunden. Langsam schloss er die Bürotür hinter sich, obwohl er genau wusste, dass er das besser nicht tun sollte.
âHier ist der Bericht für dich.â Sie schob sich eine
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