JULIA EXTRA BAND 0264
wäre es unter Garantie die Gestalt von Ruby Clemenger.
Sie saà am Schreibtisch seines Vaters, als wäre es ihr angestammter Platz, und gab Daten in einen Laptop ein. Neben dem Computer lag ein aufgeschlagener Aktenordner und verstreute Unterlagen.
âSie verschwenden keine Minute, wie ich sehe.â
Ruby sah überrascht auf, doch sobald sie ihn erkannte, trat ein wachsamer Ausdruck in ihre Augen. Das strahlende Blau wurde frostig. âIch dachte, Sie würden länger schlafen.â
Er lächelte zynisch. âAlso hofften Sie, schon mal einiges arrangieren zu können, bevor ich aufwache?â
âWie kommen Sie darauf?â, fragte sie mit gerunzelter Stirn. âWeil Sie hier sind.â Er wies mit der Hand auf das geräumige Büro. âMein Vater ist keine vierundzwanzig Stunden tot, und Sie sitzen in seinem Sessel, an seinem Schreibtisch.â
Sie legte den Stift ab und lehnte sich in den Stuhl zurück â seines Vaters Stuhl. âDarum sorgen Sie sich also?â Ihre Augen glitzerten kalt wie Eiskristalle. âDass ich Ihnen Ihr wertvolles Erbe streitig machen könnte? Dass ich Ihnen Bastiani Pearls unter der Nase wegschnappe, wenn Sie nicht aufpassen?â
âSie hätten nicht einmal den Hauch einer Chanceâ, presste er hervor.
Sie lächelte. Ein Lächeln, das makellose weiÃe Zähne entblöÃte, nicht aber ihre Augen erreichte. âDann ist es ja umso besser, dass ich gar nicht die Absicht habe, nicht wahr?â
âUnd wieso sind Sie hier?â Er kam auf den Schreibtisch zu. âEs ist Samstag. Nicht gerade die übliche Arbeitszeit.â
Weil ich aus dem Haus heraus musste. Weil ich von dir weg musste. Doch das würde sie sicher nicht sagen. âWeil Arbeit auf mich wartet. Laurence und ich steckten mitten in einem Projekt, als er den Herzinfarkt erlitt. Es muss weiter bearbeitet werden. Ich glaube nicht, dass er etwas dagegen hätte, wenn ich seinen Schreibtisch benutze.â
âWas ist das für ein Projekt?â
Sie versuchte ihn zu ignorieren, während er um den Schreibtisch herumkam. Die ganze Nacht hatte sie wach gelegen und sich geschworen, nicht auf ihn, auf seine männliche Ausstrahlung, auf seine Anziehungskraft zu reagieren. Den ersten Zusammenstoà hatten sie hinter sich, beide wussten, wo sie standen, und das sollte es ihr möglich machen, ihren Ãrger wie einen undurchdringlichen Schild vor sich zu tragen.
Tat es aber nicht. Warum sonst war sie im Morgengrauen aus dem Haus geflohen? Und warum sonst fühlte sie sich, als stünde sie in Flammen, nur weil er jetzt neben sie trat. Die Wut und der Ãrger waren noch vorhanden, aber niemand konnte sich der Aura entziehen, die die Männer der Familie Bastiani ausstrahlten.
Wie der Vater, so der Sohn. Laurences Ausstrahlung hatte ihn zu einem faszinierenden Kollegen und wunderbaren Mentor gemacht, doch bei Zane schien sich dieses Familienmerkmal noch potenziert zu haben. Seine Nähe zerrte an ihren Nerven, seine Anziehungskraft lieà sie sich seltsam verletzlich fühlen.
âWas sind das für Zeichnungen?â, riss seine Stimme sie aus ihren Gedanken.
âDie neue Linie.â Ein kleines bisschen Stolz schlich sich in ihre Stimme, als er die Blätter mit den Entwürfen begutachtete, an denen sie die letzten sechs Monate gearbeitet hatte. âDie Kollektion heiÃt Passion. Leidenschaft. In gut drei Monaten wird sie vorgestellt.â
âHier?â
âAlle unsere Kollektionen werden zuerst in Broome präsentiert, beim Stairway to the Moon-Festival. Danach geht es über Sydney im ganzen Land weiter, bevor wir ausgewählte Stücke nach New York und London bringen. Sicher werden Sie Laurences Platz bei der Präsentation übernehmen wollen.â
Falls er beeindruckt von ihrem Angebot war, zeigte er es nicht. âDiese Entwürfe sind sehr ehrgeizigâ, sagte er stattdessen. âAuÃergewöhnlich ehrgeizig.â
âDanke.â
âStammen die von Ihnen?â
Sie nickte. Jeder einzelne. âIch wurde als Designerin für die Bastiani Corporation eingestellt.â
âIhnen müsste klar sein, dass das durchaus nicht als Kompliment gemeint war. Dieses Design wird nicht funktionieren. âEine leidenschaftliche Umarmungâ ⦠Das kann nicht mit Perlen und Edelsteinen erreicht werden. Wir können keine gesamte Kollektion auf einer so verrückten Idee
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