JULIA EXTRA BAND 0269
das Leben erleichtert?“
Caroline schluckte. Mit Tränen in den Augen sagte sie ruhig und würdevoll: „Geh bitte.“
Jetzt verachtete er sich wirklich, er kam sich gemein und niederträchtig vor. Carolines Blick verriet ihren Schmerz und Kummer. Er sah sie reumütig, sehnsüchtig und ärgerlich zugleich an. Dann nickte er und eilte an ihr vorbei aus dem Laden.
„Was hast du an der Lippe?“ Nicholas legte Caroline die Hand unter das Kinn und betrachtete die geschwollene Lippe besorgtund mit professionellem Interesse.
„Keine Ahnung. Vielleicht habe ich mich gebissen. Es ist doch nicht wichtig.“ Sie löste sich aus seinem Griff und lächelte entschuldigend, wie um ihre ungeduldige Antwort abzuschwächen. Sie war selbst schockiert gewesen, als sie entdeckt hatte, was Jack mit seinem ungestümen Kuss angerichtet hatte. Nicholas brauchte jedoch nicht zu wissen, was geschehen war. Er hatte sie vor Jack gewarnt und ihr geraten, ihn nicht mehr zu treffen, was sie natürlich ignoriert hatte. Und prompt war sie wieder verletzt worden.
Wie konnte Jack glauben, ihr Leben sei leichter gewesen, weil sie ihr Kind nicht bekommen hatte? Jedes Mal, wenn sie an seine gemeine und grausame Frage dachte, kamen ihr die Tränen. Heute Abend wollte sie jedoch nicht über Jack Fitzgerald reden, denn das würde sie noch mehr deprimieren. Sie hoffte sehr, auch für Nicholas sei Jack kein Thema.
Caroline versuchte, die traurigen Erinnerungen abzuschütteln. „Trinkst du ein Glas Wein?“ Sie durchquerte den Raum und nahm die Flasche Rotwein in die Hand, die sie mit zwei Gläsern auf den Couchtisch gestellt hatte.
Während Nicholas sich in den bequemen Sessel am Kamin setzte, lächelte er sie freundlich an. „Ja, gern, Liebes. Vielen Dank.“
Wie er so dasitzt in dem Lieblingssessel meines Vaters, erweckt er den Anschein, als hätte er ein Anrecht darauf, dachte sie leicht verstimmt. Zum ersten Mal wünschte sie, er würde nicht so tun, als wäre er hier zu Hause. Wahrscheinlich reagierte sie nur deshalb so seltsam, weil sie nach der Begegnung mit Jack noch sehr unglücklich und gereizt war. Das versuchte sie sich zumindest einzureden. Sie verdrängte das leichte Unbehagen, das sie empfand, und schenkte den Wein ein.
Nachdem sie Nicholas ein Glas gereicht hatte, ließ sie sich in den Sessel ihm gegenüber sinken und trank einen Schluck. Sogleich breitete sich wohlige Wärme in ihrem Körper aus, und Caroline begann sich zu entspannen.
„Worüber willst du mit mir reden?“, fragte sie und beugte sich vor.
Nicholas trank ebenfalls einen Schluck Wein und blickte sie dann lächelnd an. „Ich will nicht lange um die Sache herumreden und möchte mit dir etwas besprechen, worüber ich schon länger nachdenke.“ Er lehnte sich zurück und seufzte.
„Um was geht es?“
„Es ist eine sehr persönliche Sache“, antwortete er. Als sie schwieg, runzelte er die Stirn. „Soll ich weiterreden?“
Caroline wollte Nein sagen, denn sie war müde und erschöpft. Allzu gern hätte sie sich entschuldigt und erklärt, sie habe Kopfschmerzen und fühle sich nicht in der Lage, den Abend mit ihm zu verbringen. Aber das verbot schon allein der Anstand. Außerdem war er ein guter Freund ihres Vaters gewesen, und sie schätzte ihn als väterlichen Vertrauten.
„Natürlich, sprich weiter.“
„Wir kennen uns schon sehr lange, stimmt’s?“ Er klopfte mit den Fingern an das Glas, das er in der Hand hielt. Doch als es ihm bewusst wurde, hörte er sogleich damit auf.
Caroline nickte und spürte, wie angespannt er war. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war sie alarmiert.
„Es war ein harter Schlag, Meg nach so vielen Jahren zu verlieren. Es fällt mir immer noch schwer, darüber zu reden. Mir ist jedoch klar geworden, dass ich nicht allein sein kann, Caroline. Nach einem langen Arbeitstag brauche ich jemanden, der für mich da ist, so wie Meg. Ein Mann gewöhnt sich daran, von seiner Frau umsorgt zu werden. Auch wenn ich jetzt riskiere, mich lächerlich zu machen, ich habe mich entschlossen, nicht mehr länger allein zu leben.“
7. KAPITEL
Das darf nicht wahr sein, Nicholas wird mir doch hoffentlich keinen Heiratsantrag machen, schoss es Caroline durch den Kopf. Sie richtete sich auf und blickte ihn abweisend an. Vielleicht ließ er dann das Thema fallen, das ihm offenbar peinlich war. Ihr war es jedoch noch viel unangenehmer. Der Gedanke, Nicholas zu heiraten, war völlig absurd.
„Ich finde, wir sollten uns verloben und später
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