JULIA EXTRA BAND 0269
in die Luft zu gehen. Ihre Welt schien aus den Fugen zu geraten, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Ich will Nicholas nicht heiraten, er war der beste Freund meines Vaters. Nie wieder wollte sie mit irgendeinem Mann zusammen sein, egal aus welchen Gründen. Und sie wollte auch nicht noch einmal siebzehn Jahre an gebrochenem Herzen leiden und sich mit Schuldgefühlen herumquälen wegen eines Mannes wie Jack, der ihr weder zutraute noch das Recht zugestand, zutiefst verletzt zu sein, sondern davon überzeugt war, nur ihm habe das Schicksal übel mitgespielt.
„Du hast mich nicht beleidigt, Nicholas. Ich möchte jedoch nicht mehr über das Thema reden. Es tut mir leid, aber ich möchte jetzt allein sein. Bitte, versteh mich.“
Zerstreut zog er das konservative Jackett aus Tweed gerade, während er auf Caroline zuging. Man merkte ihm an, wie irritiert er über ihre Antwort war, mit der er offenbar nicht gerechnet hatte.
„Es würde mir nicht im Traum einfallen, länger hierzubleiben, als dir recht ist, Caroline. Am besten lassen wir die Sache vorerst auf sich beruhen, und ich rufe dich in einigen Tagen an. Bist du damit einverstanden?“
Sie brachte es nicht über sich, ihn anzusehen, und nickte nur.
Um Abstand zu gewinnen und alles, was geschehen war, zu verarbeiten, wollte Jack einige Tage in London verbringen. Er nahm sich in einem kleinen, aber exklusiven Hotel in Chelsea, das seinem amerikanischen Freund gehörte, ein Zimmer. Nachdem er eingecheckt hatte, rief Jack die Schwester dieses Freundes an, mit der er kurze Zeit zusammen gewesen war, ehe er Anna kennengelernt hatte. Amanda Morton lebte jetzt in London und arbeitete für eine Versicherungsgesellschaft.
Als Frau von Welt war ihr klar, dass er die Beziehung nicht neu aufleben lassen wollte, sondern nur an weiblicher Gesellschaft interessiert war. Sie hatten sich im Guten getrennt und waren Freunde geblieben. Jack hatte ihr versprochen, er würde sie anrufen und sich mit ihr treffen, falls er einmal in London sei.
Und das hatte er getan. Sie saßen in der Bar eines bekannten Luxushotels. Amanda presste ihren Oberschenkel fest an seinen und plauderte lebhaft und unbefangen über Belanglosigkeiten. Und Jack fiel wieder ein, dass man sich über tiefgründigere Themen mit ihr nicht unterhalten konnte. Das war auch einer der Gründe, warum er damals die Beziehung beendet hatte. Amanda sah heute Abend zweifellos sehr gut aus mit der perfekten Frisur, der guten Figur und dem strahlenden Lächeln. Doch er musste immer wieder an Caroline mit dem gelockten blonden Haar und den wunderschönen braunen Augen denken. Ihren traurigen Blick konnte er nicht vergessen, und ihm war völlig klar, dass er sie zutiefst verletzt hatte.
Er wollte einen Schluck Whisky trinken, überlegte es sich jedoch anders und stellte das Glas wieder hin. Er hatte einen Entschluss gefasst, über den er selbst überrascht war, und bezahlte die Getränke.
Amanda warf ihm einen verführerischen Blick zu. „Was ist los, Liebling? Gefällt es dir hier nicht? Wir können woanders hingehen, wenn du möchtest.“
„Es tut mir leid, Amanda, ich muss mich verabschieden.“
„Was soll das heißen?“ Bestürzt sah sie ihn an, während er aufstand. Er wirkte zerstreut, und obwohl Amanda keineswegs feinfühlig war, begriff sie, dass er ihr nicht so aufmerksam zugehört hatte, wie sie es sich gewünscht hatte. „Wir sind doch gerade erst gekommen. Ich weiß, du bist nicht an einer Beziehung mit mir interessiert, Jack, aber ich habe gehofft, wir würden die Nacht zusammen verbringen.“
Was habe ich mir dabei gedacht, mit ihr auszugehen?, überlegte er. Warum hatte er eine Frau angerufen, für die er sich schon damals nur mäßig interessiert hatte? Wie hatte er erwarten können, sie könne ihn auf andere Gedanken bringen und von Caroline ablenken? Seit er ihren traurigen betroffenen Blick verschuldet hatte, waren seine Gefühle in Aufruhr. Der Wunsch, sie zu sehen, wurde immer heftiger, er konnte ihn nicht mehr ignorieren. Selbst wenn er nach Alaska fliegen würde, er würde keine Ruhe und keinen inneren Frieden finden. Er musste sofort zu ihr fahren. Es war ihm völlig egal, dass er selbst nicht wusste, was er sich davon versprach. Wahrscheinlich wäre er, wenn er mit ihr geredet hatte, noch aufgewühlter als jetzt. Aber auch das war ihm egal. Er musste zurückfahren und sie sehen.
„Es tut mir leid, Amanda.“ Er ließ seinen ganzen Charmespielen und lächelte Amanda
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