JULIA EXTRA BAND 0269
länger auseinandersetzen. Als sie damals mit ihren siebzehn Jahren völlig verängstigt und ungemein verletzlich gewesen war, hatte er sie einfach verlassen. Und nun hatte er sie schon wieder so schäbig gehandelt. Caroline war fest entschlossen, ihn nicht zu schonen und ihm ihre Meinung unverblümt zu sagen.
Während er sich die Wange rieb, trat er von der Tür zurück undverzog das Gesicht. „Wahrscheinlich hast du recht, ich habe es verdient. Komm doch herein, Caroline. Ich gehe davon aus, dass du mir noch viel mehr an den Kopf werfen willst. Stimmt’s?“
„Nein. Du irrst dich. Ich habe mich soeben entschlossen, kein Wort, ja nicht einmal mehr einen Atemzug an dich zu verschwenden, Jack. Und weißt du, warum? Weil du es nicht wert bist!“ Sie wollte sich umdrehen und verschwinden. Doch zu ihrem Entsetzen packte er sie am Handgelenk und zog sie in die Suite. „Was fällt dir ein, Jack?“
„Ich lasse dich erst gehen, wenn wir uns ausgesprochen haben.“ Er schlug die Tür zu. Mit unbewegter eisiger Miene blickte er Caroline so scharf an, als wollte er sie warnen, sich ihm zu widersetzen.
Sie löste sich aus seinem Griff und strich sich ärgerlich das Haar hinter die Ohren. „Es ist etwas spät für ein Gespräch, Jack“, erklärte sie bitter. „Soweit ich mich erinnere, ist es nicht unbedingt deine Stärke, über Gefühle zu reden oder dich anständig zu verhalten.“ Sie wünschte, er hätte mehr an als nur das Badetuch, das er um die Hüften geschlungen hatte. Als er den Blick langsam über ihr erhitztes empörtes Gesicht gleiten ließ, fühlte sie sich ganz schwach auf den Beinen.
„Ausgerechnet du redest von anständigem Verhalten, Caroline?“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wünschte Jack, er könne sie zurücknehmen. Offenbar war ihm das fragwürdige Talent, Caroline zu verletzen, angeboren. Sie wurde blass und taumelte leicht, so als wäre ihr plötzlich schwindelig. Doch das tat ihrer Erscheinung keinen Abbruch, und er betrachtete fasziniert ihre großartige Figur, die in dem schwarzen Hosenanzug besonders gut zur Geltung kam. Ihr blondes Haar schimmerte golden und bildete einen verführerischen Kontrast zu dem dunklen Outfit. Jack konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Sie war ungemein schön und sexy, und trotz der gespannten Atmosphäre, die zwischen ihnen herrschte, empfand er auf einmal heftiges Verlangen.
„Du bist unglaublich gemein und niederträchtig“, sagte sie leise, aber so verächtlich, dass ihre Worte ihm ins Herz schnitten.
Um zu überspielen, wie aufgewühlt er war, lächelte er betont spöttisch. „Glaubst du, du seist die Erste, die das behauptet?Dann muss ich dich leider enttäuschen.“
„Bist du auch noch stolz darauf?“ Ihr Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt, und Caroline schluckte hart. „Du tust mir wirklich leid, weil du meinst, du müsstest immer hart und unverletzlich wirken. Vielleicht hast du alles erreicht, was du dir jemals gewünscht hast, aber ich wette, du bist nicht glücklich. Deine Verbitterung macht dich noch krank. Du bist kalt und unversöhnlich, Jack. Du kannst nicht verzeihen. Aus meiner jetzigen Sicht muss ich sagen, ich habe wahrscheinlich Glück gehabt, dass alles so gekommen ist.“
Er stützte die Hände in die Hüften und blickte auf den Teppich, während er versuchte, seinen Zorn zu zügeln. Offenbar war sie wild entschlossen, ihn bis aufs Blut zu reizen. Schließlich sah er sie wieder an. „Warum bist du damals nicht zu mir gekommen und hast mir gesagt, dass du das Kind abtreiben lassen wolltest? Warum hast du es nicht mit mir besprochen, sondern einfach gehandelt und mich vor vollendete Tatsachen gestellt? Ich war der Vater des Kindes. Meinst du nicht, ich hätte ein Mitspracherecht gehabt?“
Seine Augen sind so tiefblau, dass man ihn immer wieder ansehen muss, schoss es Caroline gegen ihren Willen durch den Kopf. Aber sein harter Blick wirkte so kalt wie Eis und ließ sie frösteln. Während sie ihn gequält ansah, erinnerte sie sich an den Albtraum, der dazu geführt hatte, dass sie damals in einer Londoner Privatklinik gelandet war. Sie hatte sich elend, einsam und verlassen gefühlt in dieser unpersönlichen Atmosphäre. Sachlich und professionell hatte man dort ihr Kind abgetrieben, als wäre es die normalste Sache der Welt.
„Natürlich war ich der Meinung, du hättest ein Mitspracherecht“, erwiderte sie schließlich. „Ich wollte das Kind zur Welt bringen, auch wenn du es nicht glaubst. Nur deshalb
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