JULIA EXTRA BAND 0269
Locken waren ein wenig zerzaust, das Gesicht vom kalten Wind gerötet und unter dem offenen Wollmantel wurde ein weißes T-Shirt mit tiefem Ausschnitt sichtbar.
Rachel fühlte sich wie ein Stück aus einer edlen Sammlung und hob trotzig das Kinn. Ihre blauen Augen blitzten herausfordernd.
„Hattest du einen schönen Tag, mi amore?“ , fragte er sarkastisch.
„Ich war …“
„Ich weiß, wo du gewesen bist“, unterbrach er sie. „Tony arbeitet für mich, nicht für dich.“
„Ja, ich hatte einen schönen Tag. Und du?“
„Mein Tag war … interessant“, entgegnete er. „Ich habe ihn damit verbracht, höfliche Antworten auf höfliche Einladungen von höflichen Menschen zu geben, die es nicht erwarten können, meine zukünftige Frau kennenzulernen.“
„Natürlich hast du die höflichen Einladungen höflich abgelehnt. Habe ich recht?“
„Nein, die meisten habe ich angenommen.“
Rachel erstarrte. „Ich hoffe, das ist ein Scherz.“
Sie kannte die Antwort, noch bevor er etwas sagte.
„Die Show muss weitergehen.“
„Aber ich will deine Freunde nicht treffen!“, protestierte sie. „Ich dachte, wir unternehmen sichere Dinge, wie in ein ruhiges Restaurant gehen oder etwas in der Art.“
„Es ist ein Restaurant.“ Raffaelle lächelte. „Acht Uhr. Wir treffen meine Stiefschwester und einige meiner engen Freunde.“
Ein flaues Gefühl breitete sich in Rachels Magen aus. „Heute Abend?“
„ Si .“
„Warum muss es ausgerechnet deine Schwester sein? Sie weiß, dass wir alles nur vortäuschen.“
„Hör auf, die ängstliche Unschuld zu spielen, Rachel. Und zwei Menschen, die so häufig übereinander herfallen wie wir, täuschen ganz bestimmt nichts vor.“
„Du weißt genau, was ich meinte.“
„Und du weißt, was ich meine. Wir gehen heute Abend aus, und ich will die verliebte Verlobte an meiner Seite, nicht die Farmerin, die sich ständig angegriffen fühlt.“
Rachel starrte ihn an. „Was soll das heißen?“
Er machte eine ungeduldige Geste. „Du vergleichst dich ständig mit deiner glamourösen Schwester“, erläuterte er. „Mich vergleichst du mit deinem Exliebhaber, und du hasst die Tatsache, dass ich ebenfalls Italiener bin.“
„Das tue ich nicht!“
„Sah er gut aus?“
„Warum willst du das wissen?“, fragte sie verwirrt.
„Sah er gut aus?“, wiederholte er unbarmherzig seine Frage.
„Ja.“
„Wie alt?“
„So alt wie ich.“
„Und was für einen Wagen hat er gefahren?“
Wütend holte sie tief Luft. „Einen roten Ferrari.“
„Großartig“, stieß er hervor. „Meiner ist silbern. Ist das ein Minuspunkt für mich oder für ihn, weil rot zu auffällig ist?“
„Du bist ja verrückt.“
Vielleicht war er das. In diesem Moment hatte Raffaelle nicht die leiseste Ahnung, warum er sich so über einen Mann aufregte, an den er unter anderen Umständen keinen Gedanken verschwendet hätte.
„Geh und zieh dich um.“ Er wandte sich ab und ging zurück in sein Arbeitszimmer. „Und ich mag auffällig nicht“, rief er ihr über die Schulter hinweg zu. „Also zieh nichts Rotes an!“
Dann knallte er die Tür hinter sich zu.
Rachel zitterte am ganzen Körper. Sie wusste nicht, was sein Ausbruch zu bedeuten hatte, glaubte aber nicht, dass sie es wirklich wissen wollte.
Hasste er sie? Verabscheute er sie so sehr, dass er gemeine Dinge sagen musste, um sich wenigstens ein bisschen an ihr zu rächen, weil sie ihn in diese Situation gebracht hatte?
Hatte er sich in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen und betete, dass sie nicht schwanger war?
Und er wollte nicht die Farmerin in einem roten Kleid sehen. Er wollte die Elise-Doppelgängerin, damit er zumindest vorgeben konnte, sie entspräche seinem Typ.
Rachel schlüpfte aus ihren Kleidern und ging ins Badezimmer. Sie war sich nicht sicher, ob sie schreien oder weinen wollte.
Die Tränen hatten fast gewonnen, als sie die Dusche betrat. Gerade als sie ihnen freien Lauf lassen wollte, öffnete Raffaelle die Badezimmertür und gesellte sich völlig nackt zu ihr.
„Nein, entspann dich“, meinte er, als sie sich unwillkürlich versteifte. Er zog sie an sich, drehte sie so, dass das Wasser ihre Vorderseite benetzte und küsste ihr Ohr. „Ich bin gekommen, um mich für meine schlechte Laune zu entschuldigen. Ich hatte einen furchtbaren Tag.“
Jetzt knabberte er an ihrem Ohrläppchen. Rachel zuckte zurück.
„Du musstest Einladungen annehmen, die du gar nicht annehmen wolltest.“
„Und die ganze
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