JULIA EXTRA BAND 0272
dort noch Licht brannte. Offenbar hatte er irgendetwas entdeckt, das sein Interesse fesselte. Hoffentlich merkte er rechtzeitig, wann ihm kühl wurde. Er war nicht sehr dick angezogen. Nicht dass er krank wurde.
In jedem Fall würde er sich am Kaminfeuer wärmen können, wenn er ins Haus zurückkehrte. Sie hatte es angezündet, während sie darauf gewartet hatte, dass die letzten Plätzchen fertig wurden. Und jetzt würde sie Tansys Tagebuch holen, es sich im Wohnzimmer gemütlich machen und lesen.
Morgen ist Weihnachten. Es hat stark zu schneien begonnen, und es ist außergewöhnlich kalt. Ich sorge mich ein wenig, ob die Hühner den Frost überleben.
Von Jonathan habe ich immer noch nichts gehört. Möglicherweise plant er eine wunderbare Überraschung und tritt heute Abend über die Schwelle, bevor ich mich schlafen lege. Es wäre so schön, wieder einmal eine Nacht in seinen Armen zu verbringen. Auch ist Weihnachten ohne ihn kein besonderer Tag.
Ich vermisse meine Familie. Vielleicht hätte ich das Fest zusammen mit ihr feiern sollen. Aber der Gedanke war mir unerträglich, dass Jonathan heimkommen könnte und mich nicht vorfinden würde.
Cath zuckte zusammen. Wie anders hatte sie sich verhalten! Sie war aus Washington weggefahren und nicht da gewesen, als Jake nach seiner strapaziösen Reise zurückgekehrt war. Reumütig biss sie sich auf die Lippe. Sie hätte ihm zumindest die Nachricht hinterlassen sollen, wo sie war.
Jake hatte es erraten, und bestimmt hätte Jonathan gewusst, dass seine Frau bei ihren Eltern wäre, wenn er sie zu Hause nicht angetroffen hätte. Wie lieb von Tansy, einsam und allein auf ihn zu warten, in der Hoffnung, er würde auftauchen.
Alles ist hergerichtet. Ich habe die Zimmer mit Stechpalmenzweigen geschmückt, Holzscheite für ein Feuer im Kamin aufgeschichtet und den Punsch zubereitet. Sein Duft erfüllt das ganze Haus.
Sicher schauen morgen Nachmittag einige Nachbarn vorbei, um mir ein frohes Fest zu wünschen. Letztes Jahr haben Jonathan und ich Freunde und Bekannte in der Umgebung besucht, um auf Weihnachten anzustoßen. Es war so stimmungsvoll. Nie hätte ich gedacht, dass wir es dieses Mal nicht wiederholen würden. Vielleicht tun wir es doch noch, wenn er nur bald nach Hause kommt.
Der Eintrag endete, obwohl auf der Seite noch viel Platz war. Leicht beklommen blätterte Cath um.
Jonathan ist tot. Was mache ich nun ohne ihn?
Starr blickte sie auf die wenigen Worte und hatte das Gefühl, ihr Herz würde stehen bleiben. Sie strich behutsam über das Papier, das von den lange getrockneten Tränen noch gewellt war. Was war passiert?
Schnell blätterte sie eine Seite nach der anderen um, aber alle waren leer. Oh, nein! Sie musste unbedingt wissen, was geschehen war. Hatte Tansy nach diesem entsetzlichen Schicksalsschlag aufgehört zu schreiben? Oder hatte sie dieses Tagebuch zugeklappt und mit einem neuen angefangen? Möglicherweise auch erst einige Zeit später?
Sie legte den Lederband neben sich und stürmte in die Küche. Eilig öffnete sie die Kellertür, die laut hinter ihr zuschlug, als sie das Licht eingeschaltet hatte und die Stufen hinunterlief. Sie würde zunächst in der Truhe nachsehen, ob dort weitere Tagebücher waren, und wenn sie nicht fündig geworden war, würde sie die Kartons in der näheren Umgebung durchsuchen.
Arme Tansy. Wie schrecklich musste sie sich gefühlt haben, wenn sie, Cath, schon dermaßen bestürzt war. Sie hatte so gehofft, dass Jonathan nach Hause kommen würde, und stattdessen war er gestorben! Wann? Wo? Wie hatte Tansy davon erfahren und diesen furchtbaren Verlust verkraftet? Hektisch begann sie zu suchen.
„Cath?“, rief Jake von oben, während sie gerade die zweite Kiste zur Seite schob. Sie enthielt nichts als Kleidung.
„Ich bin im Keller!“
Schon wandte sie sich der nächsten Truhe zu und riss sie auf. Tansys Geschichte durfte nicht mit Jonathans Ableben enden! Was war aus ihr geworden? Hatte sie erneut geheiratet, oder war sie Witwe geblieben? Da sie vermutlich eine ihrer Urahninnen war, musste sie eigentlich ein Kind gehabt haben.
„Was tust du?“, fragte Jake erstaunt, als er auf sie zuschlenderte und beobachtete, dass sie wie besessen eine Kiste durchstöberte.
„Ich suche nach weiteren Tagebüchern, oder wonach sieht es sonst aus?“
„Danach, dass du Sachen durchwühlst, als würde dein Leben davon abhängen.“
Sie setzte sich auf die Fersen und blickte ihn bekümmert an. „Jonathan ist tot.“
„Wer
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