JULIA EXTRA BAND 0272
aus und stellte den Plattenspieler ab. Hoffentlich änderte sie ihre Meinung nicht!
„Wir leben in der Gegenwart“, erklärte sie, während sie nach oben gingen. „Keiner kann in die Zukunft blicken. Wäre Jonathan in den Krieg gezogen, wenn er gewusst hätte, dass er den Tod finden würde? Hätte Tansy ihn geheiratet, wenn sie gewusst hätte, dass ihnen nicht viel Zeit vergönnt wäre?“
„Das ist Vergangenheit, Cath. Und hat es in dem Tagebuch nicht geheißen, dass sie glücklich miteinander waren?“
„Tansy hat ihn so sehr vermisst. Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut.“
„Jetzt bin ich bei dir, mein Schatz.“ Jake zog sie in die Arme und küsste sie, und sie erwiderte seinen Kuss fast stürmisch.
Welches Zimmer war ihr wohl lieber? Er entschied sich für seines, weil es das größere Bett hatte. Allerdings war es hier im Vergleich zum Wohnraum etwas kühl. Doch würde ihnen bestimmt sehr schnell heiß werden, daran hatte er keinen Zweifel.
8. KAPITEL
Ist die letzte Nacht ein Fehler gewesen?, fragte sich Cath, als sie am frühen Morgen erwachte, und zog Bilanz. Sie lag in Jakes Armen, fühlte sich geliebt und geborgen und zugleich durcheinander. In den vergangenen Stunden hatte sie sich an ihn geklammert, ihn nicht loslassen mögen, aus Angst, sie könnte ihn verlieren wie Tansy ihren Jonathan. Aber hatte sie denn nicht gründlich darüber nachgedacht, was sie an ihrem Leben verändern sollte?
Jakes Gegenwart verkomplizierte alles. Bei seiner Ankunft hatte sie versucht, ihn wegzuschicken. Wäre er wieder fortgefahren, wären die Dinge anders. Doch er hatte sich geweigert. Und nun hatten sie miteinander geschlafen, und sie musste sich eingestehen, wie sehr sie ihn liebte. Nur mit ihm zusammen schien sie sich als Ganzes zu empfinden.
Cath runzelte die Stirn und wünschte sich, dass die letzte Nacht nicht gewesen wäre. Jetzt würde es noch viel schwerer werden, sich für immer von ihm zu trennen. Sie war innerlichdarauf vorbereitet gewesen und hatte dann all ihre Argumente vergessen, als er sie geküsst hatte.
Konnte diese Begegnung einen Wandel in ihrer Ehe bewirken? Würde er vielleicht endlich erkennen, wie viel es ihr bedeutete, mit ihm zusammen zu sein? Sie konnte jeden seiner Einwände entkräften, wenn er ihnen beiden nur eine Chance geben würde. Ja, sie würden eine wunderbare Familie sein!
Vorsichtig schob sich Cath aus dem Bett, hob ihre Kleidung vom Boden auf und schlich sich aus dem Zimmer. Es wurde Zeit, sich anzuziehen und Frühstück zu machen und über die Zukunft nachzudenken, die möglicherweise anders aussehen würde, als sie sie sich noch vor ein paar Tagen vorgestellt hatte.
Als sie eine Weile später aus dem Bad kam, lehnte Jake in Jeans und offenem Hemd an der Wand im Flur. Er lächelte sie an, beugte sich zu ihr und küsste sie. „Guten Morgen. Warum bist du schon so früh auf?“
„Ich wollte mich ums Frühstück kümmern.“ Es klang nach einer schwachen Ausrede, aber sie hatte nicht den Mut, ihm zu gestehen, wie durcheinander sie war. Er würde ihre Unsicherheit ausnutzen und sie zu Zugeständnissen verleiten, noch ehe sie wusste, was sie sagte. Sie musste aufpassen und sich erst klar darüber werden, wie sie ihr weiteres Leben gestalten wollte.
„Bereite ein großes Frühstück zu. Ich habe einen Bärenhunger.“ Er küsste sie erneut und verschwand ins Bad.
Reglos blieb Cath noch einen Moment stehen. Ihr Herz klopfte wie verrückt, und ihre Haut kribbelte. Am liebsten würde sie sich umdrehen und Jake in die Dusche folgen. „Was dümmer kaum sein könnte“, schalt sie sich und ging die Treppe hinunter ins Wohnzimmer.
Es hatte aufgehört zu schneien, wie ihr der Blick durch eines der Fenster zeigte. Der Himmel war wolkenverhangen und die weiße Pracht draußen gut zwanzig Zentimeter hoch. Sie schlenderte zum Weihnachtsbaum, und als sie sich bückte und die Lichter einschaltete, bemerkte sie die zwei Päckchen, die darunter lagen.
Du liebe Güte, ja, es ist Weihnachten, und ich habe kein Geschenk für Jake, dachte sie bestürzt. Da er wegen seines Jobs jederzeit woanders auf der Welt und sie deshalb letztlichnicht sicher sein konnte, ob er eine Sendung überhaupt erhielt, hatte sie nichts für ihn besorgt.
Fieberhaft überlegte sie, während sie in die Küche ging, ob es irgendetwas gab, das sie für ihn als Geschenk einpacken konnte, aber ihr fiel nichts ein. Sie würde ihm wohl oder übel beichten müssen, dass sie nichts für ihn hatte. Natürlich
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