JULIA EXTRA BAND 0272
würde er sich verletzt fühlen.
Was war sie bloß für eine Ehefrau? Sie hatte Geschenke für Abby und ihre Familie gekauft und auch für einige Freunde. Nur für ihren eigenen Mann hatte sie nichts beschafft.
Gestern oder vorgestern wäre ihr dies noch egal gewesen, ja, sie hätte es als Bekräftigung ihrer Entscheidung betrachtet, sich von ihm zu trennen. Doch nicht mehr nach letzter Nacht! Durfte sie zu hoffen wagen, dass sich die Dinge änderten? Vielleicht konnten sie eine gemeinsame Basis finden, eine Familie gründen, einen Weg auftun, der es ihm ermöglichte, näher an zu Hause zu arbeiten oder zumindest öfter da zu sein.
Als Jake die Küche betrat, nahm Cath gerade die letzten Weißbrotscheiben aus dem Toaster. Sie hatte ein üppiges Frühstück mit Spiegeleiern, Wurst und Käse sowie Orangensaft und Kaffee zubereitet.
„Ich habe einen Riesenappetit.“ Er küsste sie auf den Nacken. „Allerdings erst in zweiter Linie aufs Frühstück.“
Zärtlich lächelte sie ihn an und lehnte sich einen Moment gegen ihn. Es war so schön, ihn zu spüren. Sie würde von seiner Nähe nie genug haben können. „Setz dich und iss. Danach müssen wir reden.“
„Ist dir klar, wie sehr ich diesen Satz hasse? Er beinhaltet nie Gutes.“
„Wie meinst du das?“ Sie servierte ihnen die Eier.
„Für gewöhnlich bedeutet diese Ankündigung, dass schlechte Nachrichten folgen.“
„Nicht dieses Mal. Zumindest glaube ich das. Setz dich und iss.“
„Und danach reden wir, ich weiß. Also schweigen wir während des Frühstücks?“
Lachend schüttelte sie den Kopf. „Nein.“ Sie ließ sich ihm gegenüber nieder und blickte ihn nachdenklich an. „Ich muss dir leider sagen, dass ich kein Weihnachtsgeschenk für dichhabe. Ich wusste nicht, dass du heimkommen würdest.“
„Kein Problem. Mein Geschenk kann für uns beide sein“, erwiderte er unbekümmert, und sie atmete erleichtert auf.
„Du fühlst dich kein bisschen verletzt?“
„Nein, Cath. Nach letzter Nacht fühle ich mich nicht im Geringsten verletzt.“
Unwillkürlich erinnerte sie sich und lächelte schüchternversonnen.
„Ich will uns für heute Mittag einen Braten zubereiten. Wir könnten gegen eins essen, wenn du möchtest. Später könnten wir die Plätzchen zu Mrs. Watson bringen.“
Jake nickte, da klingelte sein Handy.
Cath stöhnte. „Nicht an Weihnachten!“
„Es wird nicht lange dauern.“ Er stand auf und verließ die Küche.
Nichts hat sich geändert, dachte sie, während sie sich einen Bissen in den Mund schob. Allein frühstückte sie zu Ende, hielt ihren Teller dann kurz unters Wasser und stellte ihn in die Spüle. Den Abwasch würde sie nachher zusammen mit Jakes Geschirr erledigen.
Sie schenkte sich noch einen Kaffee ein, um den Becher mit hinüber in den Wohnraum zu nehmen. „Das ist nicht das, was ich hören will, Sam“, sagte Jake gerade, als sie auf ihrem Weg dorthin das Esszimmer durchquerte, in dem er auf und ab lief.
Sie ging weiter und machte es sich auf der Couch bequem, nachdem sie im Kamin ein Feuer angezündet hatte. Selbst wenn Weihnachten ist, überlegte sie, kann ich im Keller nach weiteren Tagebüchern suchen. Und morgen sollte sie bei der Historikervereinigung anrufen, um zu ergründen, ob das Archiv zwischen den Jahren nicht zumindest vormittags geöffnet hatte.
„Entschuldige, Cath“, sagte Jake, als er nach einer Weile über die Schwelle trat. „Aber es war wichtig.“
„Dein Frühstück ist kalt geworden.“
„Es hat noch immer prima geschmeckt.“
Er blieb am Weihnachtsbaum stehen und zögerte, wie sie verwundert bemerkte. Welch ein untypisches Benehmen. Für sie war er ein Mann, der in keiner Situation zauderte. Würde er ihr nun erklären, dass er abreisen musste?
Er bückte sich, hob die Geschenke auf und setzte sich zu ihr aufs Sofa. „Frohe Weihnachten, Cath.“ Zärtlich küsste er sie, bevor er ihr das größere der beiden Päckchen reichte und sich zurücklehnte. Nach letzter Nacht hoffte er, dass sie sich über das mit Spitzen eingefasste cremefarbene Nachthemd freuen würde.
„Oh, Jake.“ Cath hielt das zarte Gewebe an den Seidenträgern hoch. „Es ist wunderschön.“
„Du wirst wunderschön darin sein.“
„Lass mich raten.“ Schelmisch sah sie ihn an. „Dies ist das Geschenk, das für uns beide sein kann.“
Er nickte und ließ sie nicht aus den Augen. Nein, nichts deutete darauf hin, dass sie sich wieder in die kühle Frau verwandelte, die sie bei seiner Ankunft
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