JULIA EXTRA BAND 0272
kann.“
„Gut. Dann erklär mit jetzt noch mal die Details.“
1. KAPITEL
Wie, in aller Welt, sollte diese Geschichte funktionieren? Es würde ihr niemals gelingen, irgendjemanden davon zu überzeugen, dass ein bezahlter Begleiter ihr echter Partner war, entschied Matilda illusionslos. Wenn sie die freie Wahl gehabt hätte, wäre sie nicht einmal zu der Hochzeit gegangen. Ihre Mutter hatte seit ihrem Vater noch nie einen anständigen Mann ausgesucht, und so hegte Matilda ärgste Zweifel, dass es diesmal anders war.
Sie war vollkommen verrückt, dass sie dieses alberne Spielchen mitspielte. Doch bei allem, was ihre Mum anging, war es einfacher nachzugeben, als zu protestieren.
In einer Sache war Matilda allerdings immer standhaft geblieben – nämlich in ihrer Entschlossenheit, sich niemals zu verlieben oder zu heiraten.
„Aber Darling, wie kannst du das sagen?“, hatte ihre Mutter entsetzt eingewandt. „Jeder möchte den Richtigen treffen und sich verlieben. Das ist ein menschliches Grundbedürfnis.“
„Und was, wenn ich dann irgendwann feststelle, dass ich ihn nicht mehr liebe oder er mich nicht mehr?“
„Dann suchst du dir einen Neuen.“
„Um dann wieder zu heiraten und wieder und wieder, wenn es ein weiteres Mal nicht geklappt hat? Nein, danke, Mum.“
Sie mochten ja Mutter und Tochter sein, sich äußerlich unheimlich ähnlich sehen, aber innerlich waren sie grundverschieden.
Tatsächlich? Wen versuchte sie hier hinters Licht zu führen? War es nicht viel eher so, dass sie sich danach sehnte, ihren Seelenverwandten zu finden, diesen ganz besonderen Mann, der es schaffte, die Schutzmauern einzureißen, die sie um ihr Herz errichtet hatte? Einen Mann, den sie respektierte, der genug Stärke besaß, ihr auch seine Verletzlichkeit zu offenbaren – oh, und der natürlich sexy, atemberaubend und ungeheuer humorvoll war. Die Art Mann also, die man an jeder Straßenecke fand, wie ihre innere Stimme höhnte.
Reiß dich zusammen, ermahnte Matilda sich streng. Er – ihr „Verlobter“ und ganz sicher nicht ihr Seelenverwandter – würde jede Minute hier sein. Sie runzelte die Stirn. Am Vorabend hatte sie ihm eine E-Mail geschrieben, in der sie seine genaue Rolle erklärte, einschließlich der Tatsache, dass er in der Öffentlichkeit überzeugend als ihr Verlobter auftreten musste. Und nur in der Öffentlichkeit. Ganz egal, wie oft Sally ihr versichert hatte, dass sie sich keine Sorgen machen müsse und dass es völlig normal sei, einen Begleiter zu engagieren, hegte Matilda immer noch Zweifel.
Weil sie den ganzen Sommer über keinen Urlaub genommen hatte, war es jetzt glücklicherweise kein Problem gewesen, einige Zeit freizubekommen. Dennoch konnte sie sich nur zu gut vorstellen, wie die Reaktion der jungen männlichen Trainees ausfallen würde, die in der Bank unter ihr arbeiteten, wüssten sie von dieser Geschichte.
Als die Türklingel ertönte, zuckte Matilda zusammen, obwohl sie genau darauf gewartet hatte. Sally hatte ihr ursprünglich angeboten, an diesem Tag erst später zur Arbeit zu gehen und gemeinsam mit ihr die Wahl der Agentur zu begutachten. Jetzt war es zu spät, um sich zu wünschen, doch auf das Angebot eingegangen zu sein.
Mit einem leicht flauen Gefühl im Magen stieg sie über ihren Koffer hinweg und öffnete die Tür, in der Absicht, ihr überzeugendstes Ich-habe-alles-unter-Kontrolle-Lächeln zu zeigen. Stattdessen erstarrte sie.
Der Mann vor ihr war nicht nur gut aussehend, registrierte sie schockiert. Er war … Er war … Sie musste die Augen schließen und bis zehn zählen, ehe sie sie wieder öffnen konnte.
Dieser Mann sah atemberaubend aus und besaß außerdem diesen gefährlichen Sex-Appeal, den jede Frau sofort erkannte, wenn sie damit in Berührung kam. Er war dunkelhaarig und groß – mindestens eins neunzig – mit breiten Schultern, eisblauen Augen und tiefschwarzen Wimpern. Und in diesem Moment musterte er sie mit einer Mischung aus Ungeduld und kühlem männlichen Selbstbewusstsein, die ihr mehr als deutlich machte, dass er von ihrer Erscheinung längst nicht so beeindruckt war wie sie von seiner.
„Matilda Aspinall?“, fragte er kurz angebunden.
„Ja, die bin ich.“ Um Himmels willen, sie klang wie einschüchterner Teenager, nicht wie eine beinahe dreißigjährige Frau, die ihre eigene Abteilung leitete, und das in einer Branche, die fast ausschließlich von Männern dominiert wurde.
„Silas Stanway“, stellte er sich vor.
„Silas?“ ,
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