JULIA EXTRA BAND 0272
sind.“
Sie konnte es ihm erklären?
Doch es machte keinen Sinn zu protestieren, da er sich bereits abgewandt hatte, um den Taxifahrer zu bezahlen.
2. KAPITEL
Matilda war zuvor erst ein einziges Mal mit einem Privatjet geflogen. Damals hatte sie sich in Begleitung eines halben Dutzends ihrer männlichen Kollegen befunden – in einem Flugzeug, das einem der reichsten Kunden der Bank gehörte. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass es beim nächsten Mal, wenn sie zur privaten Gangway gefahren wurde, wo ein Steward bereits auf sie wartete, der Jet ihres zukünftigen Stiefvaters sein würde.
„Miss Aspinall.“ Der Steward warf ihr einen bewundernden Blick zu. „Ich muss gar nicht fragen, ob Sie häufig fliegen.“ Er bedeutete einem Mitarbeiter, dass er die Koffer an Bord bringen sollte. „Die wahren Profis reisen nie mit viel Gepäck, sondern kaufen alles Notwendige nach ihrer Ankunft – ganz besonders, wenn man in eine so wunderbare Stadt wie Madrid reist.“
Matilda hoffte, dass ihr Lächeln nicht so künstlich wirkte, wie es sich anfühlte. Der Grund, weshalb sie nicht mit viel Gepäck reiste, war der, dass sie davon ausging, dass sich in diesem spanischen Schloss eine Waschmaschine befand. DieJeans, die sie an diesem Tag trug, war ihr normales Wochenendoutfit, auch wenn sie im Moment nicht ganz so perfekt saß wie sonst – das lag daran, dass sie sich in den vergangenen Wochen zu viele Gedanken um ihre Mutter gemacht und dabei etwas Gewicht verloren hatte.
Sobald sie im Innern des Jets waren, ließ sich Matilda auf einem der bequemen Sessel nieder und tat ihr Möglichstes, nicht zu ihrem neuen „Verlobten“ herüberzuschauen, der sich in der Welt der Superreichen erstaunlich zu Hause zu fühlen schien für jemanden, der sein Einkommen damit aufbessern musste, dass er für einen Begleitservice arbeitete.
Jason, der Steward, bot ihnen Champagner an. Matilda trank nie besonders viel, doch in diesem Moment nahm sie das Glas, das er ihr auf einem Tablett servierte, entgegen, weil sie hoffte, dadurch ihre Nerven ein wenig beruhigen zu können, die seit Silas’ Anwesenheit in ständigem Aufruhr waren. Er dagegen schüttelte den Kopf.
„Ich trinke lieber keinen Alkohol, wenn ich fliege“, erklärte er Jason. „Ich hätte lieber etwas Wasser.“
Warum kam sie sich ganz plötzlich wie eine Alkoholikerin vor, die das Angebot eines Glases Champagner einfach nicht ausschlagen konnte? Wütend nahm Matilda einen extra großen Schluck und musste sich dann eine Grimasse verkneifen, weil der Champagner so trocken war.
Sie rollten bereits die Startbahn hinunter, und nach wenigen Augenblicken hob der Jet sanft in den grau umwölkten Himmel ab. Silas griff nach einer Ausgabe des Economist.
„So, jetzt klären Sie mich bitte mal auf“, sagte er, während er das Magazin durchblätterte. „Nach meinen Informationen wollten Sie einen Begleiter für die Hochzeit Ihrer Mutter.“
„Ja, das ist richtig“, stimmte Matilda zu. „Einen Begleiter, der gleichzeitig mein Verlobter ist – ich habe das alles in der E-Mail erklärt, die ich Ihnen geschickt habe“, verteidigte sie sich, als sie seinen Blick wahrnahm.
„E-Mails sind leider etwas unzuverlässig.“ Aber vermutlich nicht so unzuverlässig wie mein lieber Bruder, der gewisse Informationen einfach nicht weitergibt, dachte Silas grimmig. „Am besten erklären Sie es mir noch mal.“
Matilda schaute über die Schulter, um sicherzugehen, dass sie allein waren. „Der zukünftige Mann meiner Mutter istAmerikaner“, begann sie. „Seine Ansichten zur Familie und … und zu familiären Beziehungen sind sehr strikt. Er hat zwei Töchter aus erster Ehe, beide verheiratet und mit Kindern, und meine Mutter …“ Sie stockte und holte tief Luft. Warum, in aller Welt, war ihr das alles so furchtbar unangenehm? So als stünde sie hier unter Anklage? Schließlich war sie diejenige, die Silas engagiert und damit das Heft in der Hand hatte, nicht umgekehrt.
„Meine Mutter hat das Gefühl, dass Hughs Töchter nicht wirklich glücklich sind über die bevorstehende Hochzeit.“
Silas hob eine Augenbraue. „Warum nicht? Sie sagten gerade, dass sie beide verheiratet sind mit Kindern. Dann wären sie doch sicher sehr froh, wenn auch ihr Vater sein Glück findet.“
Matilda kaute unbehaglich auf ihrer Unterlippe herum – eine kleine Geste, die Silas’ Aufmerksamkeit auf ihren Mund lenkte. Wie geschickt Frauen doch darin waren, dachte er zynisch. Bei derart
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