JULIA EXTRA BAND 0272
vorstellen, wie frustriert ich im Moment bin. Ich glaube, das ist der beste Weg, um wenigstens einen Teil dieser Frustration loszuwerden.“
Langsam zog er sie noch ein Stückchen näher an sich, doch Matilda widersetzte sich.
„Was ist los?“, fragte er. „Willst du es nicht?“
„Doch“, antwortete sie ehrlich. „Aber ich möchte, dass wir bei unserem ersten Mal wirklich zusammen sind.“
Eine ganze Weile musste sie seinen stummen, forschenden Blick ertragen, ehe Silas auf das reagierte, was sie gesagt hatte – und selbst dann tat er es nicht mit Worten. Stattdessen umfasste er liebevoll ihr Gesicht und küsste sie so feurig, dass sie beinahe doch noch einen Höhepunkt erlebt hätte.
Als er sich schließlich von ihren Lippen löste, jagten ihr seine deutlich spürbare Erregung und die Heiserkeit in seiner Stimme einen Schauer durch den Körper. „Ich frage mich, ob du eine Vorstellung davon hast, wie nahe ich daran war, all meine Prinzipien zu brechen. Aber auch wenn ich es für mich getan hätte, ich habe nicht das Recht, zu erwarten, dass du deine eigenen Regeln für mich brichst. Beim nächsten Mal müssen wir die Dinge besser organisieren.“
Es waren vielleicht nicht die romantischsten Worte der Welt, doch für Matilda hatten sie eine viel tiefere Bedeutung. „Was sind die Pläne für heute?“, fragte Silas.
„Ich bin nicht sicher“, entgegnete sie. „Aber wenn möglich würde ich gerne in die Stadt fahren, durch die wir auf dem Weg hierher gekommen sind. Ich habe das Gefühl, dass ich den Kindern jeweils ein kleines Weihnachtsgeschenk besorgen sollte.“
Silas zögerte eine Sekunde. Von seinem Standpunkt aus würde es Sinn machen, so viel Zeit wie möglich mit Hugh zu verbringen, doch aus irgendeinem Grund wollte er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Matilda ganz allein für sich zu haben und sie besser kennenzulernen.
„Wenn du möchtest, finde ich heraus, wie wir am einfachsten nach Segovia kommen“, bot er an. Schließlich waren sie eine ganze Woche hier. Mehr als genug Zeit, um später noch an Hugh heranzukommen.
7. KAPITEL
„Darling, ich hoffe, du bist nicht böse, aber du und Silas müsst euch heute allein beschäftigen. Heute Morgen habe ich einen Termin mit der Floristin, die extra aus Madrid kommt, und am Nachmittag muss ich mit dem Koch endgültig das Menü besprechen.“
„Mach dir um uns keine Sorgen, Annabelle“, entgegnete Silas, ehe Matilda irgendetwas sagen konnte. „Hugh, ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus“, fuhr er fort. „Bevor wir zum Frühstück gekommen sind, habe ich mit Martin, dem Mann, der sich um Ihre Fahrzeuge kümmert, gesprochen und ihn gefragt, ob es möglich wäre, dass wir uns einen Wagen leihen und nach Segovia fahren. Wir haben London ein wenig überstürzt verlassen und müssen noch einige Weihnachtseinkäufe erledigen. Martin sagte, dass er mir einen der Jeeps zur Verfügung stellen kann, wenn Sie nichts dagegen haben.“
„Natürlich hat er das nicht – nicht wahr, Sweetheart?“ Annabelle lächelte und wirkte sehr erleichtert. „Du hast ein solches Glück, Matilda, mit einem derart verständnisvollen Mann verlobt zu sein. Hugh hasst es, einkaufen zu gehen.“
„Vielleicht macht es Silas nichts aus, weil er kein Milliardär ist.“
Die giftige Bemerkung von Hughs jüngerer Tochter erzeugte eisiges Schweigen in dem Frühstückszimmer. Matilda spürte, wie sie um ihrer Mutter willen wütend wurde. Es war kein Wunder, dass Susan-Janes Ehemann verlegen wirkte, dachte sie und hatte dabei beinahe Mitleid mit ihm.
Doch es war Silas, der für ihre Mutter Partei ergriff, indem er kühl bemerkte: „Das Aufziehen zweier Töchter wird dafür gesorgt haben, dass Hugh berechnende Frauen auf den ersten Blick erkennt.“
Die Beleidigung war so subtil, so versteckt, dass sie wie ein feiner Nadelstich ins Herz wirkte. Man wusste, dass man eine tödliche Wunde erlitten hatte, doch man ahnte nicht mal, wie es geschehen war. Dass Silas sein Ziel erreicht hatte, wurde jedochdeutlich, wenn man Susan-Janes hochrotes Gesicht sah.
Für einen arbeitslosen Schauspieler verfügt er wirklich über ein bemerkenswertes Selbstbewusstsein, musste Matilda neidlos anerkennen. Er wirkte ganz wie ein Mann, der es nicht nötig hatte, irgendjemandem etwas zu beweisen, und dessen Autorität wie selbstverständlich akzeptiert wurde.
„Ich habe Martin gesagt, dass wir gegen elf fertig sind“, teilte er jetzt seiner angeblichen Verlobten mit. „Damit
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