JULIA EXTRA BAND 0273
heute“, neckte Kate ihn.
„Märchen zu erzählen überlassen wir lieber den Regisseuren“, schlug Santino vor. „Das hier ist die Wirklichkeit. Und es ist die einzige Wirklichkeit, die ich mir wünsche.“
„Eine Familie?“, hakte Kate zärtlich nach.
„Ja. Weil eine Familie das Beste ist, was einem Mann passieren kann“, erklärte Santino, bevor er Kate fest in die Arme schloss.
– ENDE –
Linda Goodnight
Feuer und Flamme für dich
1. KAPITEL
Selbst in seinen kühnsten Träumen hätte Daniel Stephens nicht erwartet, heute hier zu sein und zu tun, was er gleich tun würde.
Er ließ die schwere Segeltuchtasche von der Schulter auf den Bürgersteig vor dem eleganten Gebäude fallen. Nervös strich er sich das feuchte Haar zurück und sah zu dem Bella-Lucia-Restaurant von Knightsbridge.
Um ihn herum pulsierte London, die lebendige Stadt mit ihren typischen Doppeldeckerbussen, dem nieselnden Oktoberregen und all den Gerüchen und Geräuschen, die Daniel noch aus seiner Erinnerung kannte.
Dieses Restaurant gehörte seiner Familie. Es war eines von dreien, und alle waren außerordentlich erfolgreich, exklusiv und teuer.
Verächtlich schnaubte er. Vom schönen Schein hatte er sich noch nie täuschen lassen. Er wusste, dass sich hinter vielen schönen Fassaden Lügen verbargen, das hatte ihn die eigene Kindheit gelehrt. Dennoch musste er zugeben, dass die Valentines Stil hatten.
Dieses Restaurant gehörte seinem leiblichen Vater, der sich jahrzehntelang weder für ihn noch für seinen Bruder interessiert hatte. Aber jetzt wollte er ihn plötzlich hier haben. Zumindest gab er das vor. Menschen wie John Valentine hielten ihre Motive streng geheim. Doch wenn Daniel nur lange genug wartete, würde er schon herausfinden, was sein Vater wirklich wollte.
Die Vorstellung, John Valentine als Vater zu betrachten, war genauso unvorstellbar gewesen wie die Forderung von Mrs Valentine, dass sein Bruder Dominic und er sich einem DNA-Test unterziehen sollten. Daniel hatte zornig abgelehnt und war dem Ruf nach Afrika gefolgt. Doch Dominic ging auf ihre Forderung ein und bewies damit, dass John der Vater war, der die Zwillinge noch vor ihrer Geburt verlassen hatte.
Nachdem Daniel sein hitziges Gemüt gekühlt und alles nocheinmal vernünftig durchdacht hatte, war er zurückgekehrt. Nicht, dass er etwas von seiner sogenannten Familie erwartete. Er traute dieser Dynastie nicht im Geringsten. Aber er wollte etwas, das er in Afrika niemals bekommen würde: Geld.
Zuallererst aber brauchte er einen Platz zum Wohnen. John hatte ihm angeboten, die Wohnung über dem Restaurant zu beziehen.
Weicher Regen benetzte seine Wangen, und ein ironisches Lächeln umspielte Daniels Lippen. Das kostbarste Gut auf Erden. In seinem Geburtsland im Überfluss vorhanden, in seiner Wunschheimat verzweifelt ersehnt. Sein halbes Leben hatte er damit verbracht, dieses Unrecht auszugleichen, doch die finanziellen Mittel gingen immer zur unpassendsten Zeit zur Neige. Nun wollte er in England Geld verdienen, das Afrika zugute kommen sollte. Schon immer hatten ihn die Ungerechtigkeiten des Lebens zutiefst beschäftigt.
Energisch hievte er die Segeltuchtasche zurück auf seine Schulter. Er konnte genauso gut in die Wohnung gehen und sich der amerikanischen Restaurantmanagerin vorstellen, die John überredet hatte, ihr Heim mit ihm zu teilen. Daniel fragte sich, warum sein Vater das getan hatte. Doch der alte Mann versicherte ihm, die junge Frau sei nicht nur einverstanden, sondern geradezu begeistert von der Idee. Die Wohnung war sehr groß, und sie lebte nicht gern allein dort. Dass die Wohnung den Valentines gehörte und Stephanie Ellison gar keine andere Wahl geblieben war, als zuzustimmen, verschwieg er.
Nur weil er jeden Cent in das Wasserprojekt für Äthiopien stecken wollte, hatte Daniel das Angebot überhaupt angenommen. Wenn es nicht für diesen guten Zweck gewesen wäre, hätte er der Restaurantmanagerin gegenüber vielleicht ein schlechtes Gewissen gehabt. Vielleicht. Aber er hatte keines.
Stephanie Ellison starrte auf die Zinnuhr. Noch fünf Minuten.
„Oh, mein Gott.“
Das Pochen in ihren Schläfen verstärkte sich.
Rastlos schritt sie durch die Wohnung und sah bald dieses, bald jenes der modernen Gemälde an den Wänden an. Es war sinnlos.
Wie alle anderen Räume war auch das Wohnzimmer der Wohnung tadellos ordentlich. Wie sollte es auch anders sein? Siehatte geputzt, nachgeputzt und ein drittes Mal geputzt. Selbst die
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