JULIA EXTRA BAND 0273
zurück. Sie wollte fort von ihm.
„Dessen sind Sie aber nicht sicher.“
Daniel trat auf sie zu. Nur mit äußerster Mühe widerstand Stephanie dem Drang zurückzuweichen.
„Ich weiß nicht, was Sie meinen.“
„Und ob Sie das wissen.“
Bevor sie ahnte, was er vorhatte, berührte er ihren Unterarm sacht. Eine harmlose Geste, die lediglich Zuversicht schenken wollte. Doch auf Stephanie hatte sie genau den gegenteiligen Effekt.
Sie kämpfte gegen den Impuls an, ihren Arm dort zu reiben, wo Daniel sie berührt hatte. Unwillkürlich wich sie zurück.
Die Hand noch halb in der Bewegung musterte Daniel Stephanie eingehend. Ihre Überreaktion schockierte ihn.
„Ich wollte Sie nicht erschrecken, Stephanie. Sie brauchen sich nicht vor mir zu fürchten.“
Sie zwang sich zu einem Lachen. „In der Küche steht Tee, falls Sie eine Tasse mögen.“ Damit ging sie den Flur entlang zurück ins Wohnzimmer.
Weil sie nicht unhöflich erscheinen wollte, zögerte sie kurz. Doch sie waren schließlich keine Freunde, sondern teilten sich nur eine Wohnung. In ihrer Vorstellung lebte ein idealer männlicher Freund weit entfernt, am besten auf dem Mars.
Hinter ihr hörte sie wieder seine dunkle sonore Stimme. „Warum lernen wir uns nicht ein bisschen besser kennen? Schließlich werden wir hier zusammen wohnen.“
Dieser Vorschlag gefiel ihr überhaupt nicht. Doch er war der Sohn ihres Chefs.
„In Ordnung. Ein paar Minuten habe ich noch Zeit.“ Sie könnte jederzeit gehen und die Unterhaltung abbrechen. Aber leider wäre er immer noch da, wenn sie zurückkäme.
In der Küche schenkte sie zwei Tassen Tee ein und stellte sie auf den Tisch.
Aber Daniel kam ihrer Aufforderung, sich zu setzen, nicht nach. Stattdessen suchte er nach Milch und Zucker, und in der engen Küche stießen sie prompt zusammen. Wieder wich Stephanie ihm sofort aus und setzte sich. Wenn Daniel ihr Verhalten bemerkt hatte, so ließ er sich nichts anmerken.
Seelenruhig setzte er sich ihr gegenüber und goss Milch in seinen Tee. Warum die Briten Tee mit Milch tranken, hatte Stephanie nie begriffen. Dafür mochte sie süßen Tee, mit Unmengen Zucker.
„Tss. Drei Würfel Zucker?“, murmelte Daniel. „Böses Mädchen.“
Seine Worte waren überaus unschuldig, doch sein sexy Tonfall verlieh ihnen einen komplett anderen Sinn.
Sie legte den Kopf schief. „Dann wissen Sie ja Bescheid.“
Eine seiner dunklen Augenbrauen hob sich. „Eine Naschkatze?“
„Eine ganz schlimme Naschkatze. Manchmal überkommt es mich sogar mitten in der Nacht.“ Warum erzählte sie ihm das?
„So sehen Sie gar nicht aus.“
„Ich jogge. Außerdem besitze ich eine enorme Selbstbeherrschung.“ Wie in diesem Moment, in dem sie am liebsten davonlaufen wollte.
„Sagen Sie nicht, Sie schleichen sich nie nachts in die Restaurantküche und stibitzen Käsekuchen mit Schokosauce.“
Unwillkürlich musste sie lächeln. „Woher wissen Sie das?“
Unzählige sympathische Lachfältchen legten sich um seine Augen. „Weil ich genau das tun würde, wenn ich über einem Restaurant wohnen würde.“
„Was Sie ja jetzt tun.“
Leider.
„Aber Sie hüten die Schlüssel zum Bella Lucia.“
Stephanie rührte in ihrer Teetasse. „So ist es.“
„Kann ich Sie überreden, mich einmal auf Ihre mitternächtlichen Käsekuchentouren mitzunehmen?“
Wohl kaum, Kleiner.
Wortlos hob sie ihre Tasse und nippte an dem heißen Tee.
Daniel folgte ihrem Beispiel. Er genoss das heiße Getränk sichtbar. Stephanie musste sich zwingen, ihn nicht anzustarren. Obwohl sie es sich ungern eingestand, war Daniel Stephens ein außerordentlich attraktiver Mann.
„Dort, wo ich herkomme, bekommt man solchen Tee nicht“, erklärte er und stellte die Tasse vorsichtig ab.
„Erzählen Sie mir von Afrika.“ Wie schon unzählige Male zuvor schlüpfte Stephanie mühelos in die Rolle der Gastgeberin und überspielte ihre wahren Gefühle mit höflicher Konversation. „Ihr Vater ist sehr stolz auf das, was Sie dort geleistet haben.“
Augenblicklich verschloss sich Daniels gerade noch entspanntes Gesicht. „Mein Vater hat nicht die geringste Ahnung von meiner Arbeit.“
Und seinem rebellischen Blick nach zu urteilen sollte John auch nichts davon erfahren. Mochte ihr Boss sich auch um eine Verbindung zu seinem Sohn bemühen, er würde viel Geduld brauchen, um Daniels Feindseligkeit zu überwinden.
Sein Zorn erinnerte sie an die Jugendlichen, mit denen sie in ihren Kunstkursen arbeitete. Stephanie
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