JULIA EXTRA BAND 0273
ihn zu einem guten Buchhalter. Daher verwunderte es nicht, dass er meist besser über ein Unternehmen Bescheid wusste als der Geschäftsführer.
„Stephanie ist ein Workaholic und eine absolute Ordnungsfanatikerin“, erklärte er nun. „Aber sie behandelt ihr Team gut. Sie macht in jeder Hinsicht den Eindruck einer ausgezeichneten Managerin.“
„Was meinst du damit, sie macht den Eindruck?“
„Gar nichts. Sie macht einen guten Job.“ Dominic wich Daniels Blick aus.
„Ich kenne dich doch. Was verschweigst du mir?“
„Ich will keine Gerüchte in die Welt setzen …“
„Ich bin dein Bruder. Und ich wohne mit der Frau zusammen. Wenn es irgendetwas gibt, das ich wissen muss, dann sag es mir.“
Dominic seufzte. „Also gut. Unter uns.“ Er rollte in seinem Schreibtischstuhl ein Stück vom Schreibtisch weg. „Du hast doch von dem veruntreuten Geld gehört, das aus der Restaurantkasse verschwunden ist?“
Daniel runzelte die Stirn. „Du meinst, Stephanie hat etwas damit zu tun?“
„Nein. Jemand, der so nett ist, eine kranke Kellnerin in ihrer Wohnung mit Aspirin zu versorgen und dann deren Schicht zu übernehmen, wird kaum eine Diebin sein. Abgesehen davon ist sie mit allem, was das Restaurant angeht, so peinlich genau, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie John in den Rücken fällt.“
„Aber irgendjemand muss das Geld genommen haben.“
„Richtig. Und Stephanie ist neu hier. Sie ist eine Außenseiterin.“
„Aber sie ist nicht die Einzige, die neu hier ist.“
Dominic blinzelte. Ganz eindeutig schockierten ihn Daniels Worte. „Du glaubst doch nicht allen Ernstes, ich …“
Daniel lachte. „Nicht in hundert Jahren.“
Sein ehrlicher bodenständiger Bruder, der schon als kleiner Junge jede Missetat gestanden hatte, bevor er sie überhaupt beging.
„Hast du mit John darüber gesprochen?“
„Der Verdacht kam ehrlich gesagt von ihm. Er bat mich, alle Transaktionen noch einmal zu überprüfen. Es gab ein paar Ungereimtheiten, aber ich kann noch nichts Definitives sagen.“
„Und was glaubst du? Ist unsere schöne Managerin schuldig?“
„Ich will mich noch nicht festlegen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Stephanie etwas damit zu tun hat. Sie ist einfach nicht der Typ.“
Auch wenn Daniel die Frau kaum kannte, würde er genauso urteilen. Ihre Nervosität war rein persönlicher Natur und nicht Ausdruck eines schlechten Gewissens.
Bevor er es sich verkneifen konnte, kam ihm die nächste Frage über die Lippen. „Was ist mit ihrem Privatleben? Trifft sie irgendwen?“
Dominic setzte seine Brille wieder auf und sah Daniel eingehend an. Dieser verschränkte die Arme vor der Brust. Zugegeben: Er wollte mehr über die Frau Stephanie Ellison erfahren als über die Managerin.
„Ab und zu geht sie mit jemandem aus, aber man munkelt, es sei nie etwas Ernstes.“
„Warum? Ist sie zu beschäftigt?“
„Das würde ich nicht sagen. Aber Rachel meint, ihr sei das Herz gebrochen worden.“
„Rachel?“ Daniel runzelte nachdenklich die Stirn. „Angestellte oder Verwandte?“ Bei all den neuen Namen kam er immer noch durcheinander.
„Eine Cousine von uns, die Tochter von unserem Onkel Robert. Ihre Schwester Rebecca ist gut mit Stephanie befreundet. Sie wird mehr über deine schöne Managerin wissen als sonst jemand.“
„Sie ist nicht meine Managerin“, wies ihn Daniel zurecht. „Ich war nur neugierig.“ Er wusste selbst nicht warum, und deshalb ließ er das Thema Mitbewohnerin fallen. „Erzähl mir, wie es dir geht, Dom. Wie läuft der Job, was macht die Familie?“
Leicht nervös spielte Dominic mit dem Stift in seiner Hand. „Alice ist wieder schwanger.“
Daniel versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Auch ohne sie sah Dominic schon gestresst genug aus. Bei Alices Heirat mit einem Niemand wie Dominic hatte ihre wohlhabende Familie vehement protestiert. Und seitdem brüstete Alice sich vor ihrem Mann mit ihrer edlen Herkunft.
„Jetzt sind es vier.“ Dominic strich sich über die Stirn, und wieder einmal fiel Daniel auf, wie schnell sein Bruder gealtert war. „Alice ist begeistert. Sie meint, ein neues Baby halte uns jung. Außerdem hat sie nun wieder einen guten Grund, um shoppen zu gehen.“
Als ob Alice je einen Grund gebraucht hätte, um Geld auszugeben. Daniel erinnerte sich nur zu gut an die Kauflust seiner Schwägerin. Glücklicherweise hatte sein Bruder immer so gut verdient, dass er seiner Familie von allem das Beste
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