JULIA EXTRA BAND 0273
protestierend.
„Entschuldige, meine Kleine.“ Vorsichtig nahm Daniel das Tier auf den Arm und schob es in seine Jacke, während er nacheinem trockenen Plätzchen Ausschau hielt. Es schmiegte sich an ihn und begann zu schnurren. Daniel entdeckte einen Balkonvorsprung und setzte die Katze darunter ab. Sie miaute wieder.
„Hungrig?“
Aus ihren gelben Augen sah sie ihn durchdringend an. Er streichelte ihr über das Köpfchen und beschloss, in der Küche ein wenig Fleisch zu stibitzen. Dann ging er ins Restaurant, um seinen Bruder zu besuchen.
Rechter Hand der Tür lagen die Aufzüge, daneben eine Tür mit der Aufschrift „Lager“. Links ging es zu den Büros. Daniel klopfte an die erste Tür, trat ein und erblickte Dominic, der an einem Schreibtisch saß und auf den Monitor starrte.
Einen Moment blieb Daniel einfach stehen und betrachtete seinen Bruder. Früher hatten sie sich einmal recht ähnlich gesehen, doch inzwischen teilten sie, abgesehen von ihrer Statur und den blauen Augen, kaum noch eine Äußerlichkeit. Die langen Stunden im Büro und das Stadtleben schlugen sich auch in Dominics Äußerem nieder.
„Vorsicht, Bruderherz. Wenn du zu lange vor dem Computer sitzt, verdirbst du dir die Augen.“
Das schüttere Haupt seines Bruders schnellte empor, und Dominic grinste Daniel an. „Bei dir besteht da ja keine Gefahr, nicht wahr, Kumpel?“
„Nicht, wenn ich es vermeiden kann“, gab er zurück.
Erschöpft legte Dominic seine Brille zur Seite und rieb sich die Augen. „Bist du schon eingezogen? Gefällt dir die Wohnung?“
Daniel ließ sich in einen Sessel fallen. „Die Wohnung ist mir egal. Aber warum hast du mich nicht vor meiner Mitbewohnerin gewarnt?“
„Warnen, wieso?“ Dominic grinste.
„Na, weil sie jung und schön ist. Und kein bisschen begeistert, dass ich jetzt bei ihr wohne.“
Dominic zwinkerte ihm zu. „Stimmt, du hattest schon immer eine Schwäche für Rotschöpfe.“
„Mein Geschäft hat oberste Priorität. Die Wohnung ist nur ein Schritt in die richtige Richtung.“
„Und warum ist Stephanie dann ein Problem? Hat sie versucht, dich rauszuekeln?“
„Überhaupt nicht. Sie war höflich und zuvorkommend.“
„Was ist dann das Problem?“
Daniel wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte. „Ich mache sie nervös.“
Dominic lachte. „Sieh doch mal in den Spiegel. Du machst jeden nervös.“
Unwillkürlich fuhr Daniel sich durch die dichte Mähne. Er hatte noch nie begriffen, warum andere sich an seinem Äußeren störten. Nur weil er nicht der üblichen Kleiderordnung entsprach, schreckten manche Menschen vor ihm zurück. Vielleicht lag es aber auch an seinem dunklen Äußeren. Schwarzes Haar, dunkle Haut und schon war man als Bösewicht abgestempelt? Wie albern.
„Ich glaube, das Problem liegt tiefer.“
„Rasier dich mal, lass dir die Haare schneiden. Das dürfte helfen.“
Diesen Rat würde er ignorieren. Im Gegensatz zu seinem angepassten konservativen Bruder war Daniel nie der Krawattentyp gewesen. Vielleicht mochte er Afrika deshalb so sehr. Deshalb und weil Afrika seine Hilfe brauchte und schätzte.
„Hat sie einen Freund, der nur darauf wartet, mich zu verprügeln?“
„Ich dachte, sie interessiert dich nicht.“
„Tot bin ich aber auch nicht.“
Dominic schmunzelte. „Gut. Ich hatte mir schon Sorgen um dich gemacht.“
„Ich habe der Liebe entsagt, nicht dem Leben.“
Mehr als jeder andere kannte Dominic Daniels Überzeugung, nicht lieben zu können. „Manchmal gehören die beiden zusammen.“
Mit dieser Bemerkung weckte er eine alte Sehnsucht in Daniel, ein Gefühl, das nie ganz starb, ganz gleich, wie sehr er sich darum bemühte.
„Willst du mich mit meinem nicht vorhandenen Liebesleben aufziehen oder mir endlich von Stephanie Ellison erzählen?“
„Lass mich mal nachdenken.“ Dominic kratzte sich am Kopf. „Sie gestattet dem Personal nicht, im Restaurant zu rauchen. Sie behauptet, das verleihe uns ein schlechtes Image.“
„Das ist nicht gerade die Art Information, die ich haben wollte.“
„Eigentlich weiß keiner viel über sie und ihr Leben in Colorado. Sie ist wirklich ein Rätsel.“
Ein Rätsel. Dann ließ er besser die Finger von ihr. Rätsel gab es in seinem Leben schon genug zu lösen. „Wie ist sie als Vorgesetzte? Fordernd? Kann man mit ihr auskommen?“
Obwohl Dominic noch nicht lange hier arbeitete, war er doch ein guter Beobachter, und seine Fähigkeit, Informationen zu sammeln und zu verarbeiten, machten
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