JULIA EXTRA BAND 0273
dir zu sagen …“ Er schluckte. „… dass ich dich liebe.“
Nicht jetzt. Bitte nicht jetzt. Sie hatte Tage gebraucht, um ihre Enttäuschung zu überwinden und sich einzureden, dass ihre Trennung unvermeidlich gewesen war.
Die Stimme ihres Vaters hallte in ihrem Kopf wider. Wertlos. Ein Bastard. Wenn er dein wahres Ich kennenlernt, wird er dich fallenlassen.
„Nein, Daniel. Du hattest recht. Es ist aus zwischen uns.“
„Tu das nicht, Stephanie.“ Er klang genauso verzweifelt, wie sie sich fühlte. „Ich flehe dich an. Zugegeben, ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe dir wehgetan. Aber gib uns bitte noch eine Chance, bitte …“
„Du kannst mich nicht lieben, Daniel. Es würde nicht funktionieren.“
„Warum?“, flüsterte er und trat zu ihr.
„Weil du mich nicht wirklich kennst. Wenn dem so wäre, wärst du nicht hier.“
Er berührte ihre Schulter.
„Nicht.“
Aber Daniel streichelte sie sacht. Er zog den lockeren Kragen des Sweaters so weit hinunter, bis eine der Narben zum Vorschein kam. Stephanie errötete. Vor Scham wäre sie am liebsten gestorben.
„Sieh mich an“, sagte er mit seiner wunderbaren Stimme. „Ich liebe dich, Stephanie. Ich liebe dich. Alles an dir.“
„Ich schäme mich so“, flüsterte sie kaum hörbar, den Tränen nahe.
Als sie immer noch nicht aufsah, hob Daniel zärtlich ihr Kinn an. Sie fühlte sich so erniedrigt. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf und versuchte, sich von ihm zu lösen.
„Versteck dich bitte nicht vor mir. Ich weiß alles. Ich habe es gesehen.“ Dann neigte er den Kopf, senkte seine weichen Lippenauf ihre Schulter und küsste die Narbe.
„Und du liebst mich trotzdem?“
„Ich liebe dich umso mehr. Deine Stärke, deinen Mut. Ein Mann, der dich nicht schätzt, muss ein Narr sein. Und ich bin ein Narr gewesen.“
Da brach ein Damm in ihr. Mit einem Schluchzen flog sie an seine Brust. Und er hielt sie, küsste ihr Gesicht, ihre Tränen, ihr Haar und murmelte die Trost- und Koseworte, nach denen sie sich immer gesehnt hatte.
Als sich der erste Sturm gelegt hatte, trat Stephanie einen Schritt zurück. „Willst du alles wissen?“
Daniel spürte, dass diese Frage eine Prüfung war. Stephanie wollte wissen, ob er bei der nächsten Schwierigkeit wieder davonlaufen würde. Nie wieder würde er sie im Stich lassen, und damit kein Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit bestand, hob er sie kurz entschlossen hoch und trug sie zum Bett.
Auch wenn er eine Heidenangst davor hatte, die Einzelheiten ihrer Leidensgeschichte zu erfahren, wollte er ihr Leid teilen. Er wollte ihrer würdig sein.
Also legte er sich hin und zog sie in seine Arme. Stephanie schmiegte sich an ihn und sah an die Zimmerdecke.
„Erzähl es mir“, bat er.
In ihren Augen las er all die Sorgen, die Angst und die Zweifel, die sie bisher zurückgehalten hatten, irgendjemandem von ihrem Leid zu berichten. Doch er sah auch Vertrauen darin. Vertrauen in ihn. In diesem Moment stieg seine Liebe zu ihr ins Unermessliche.
„Ich liebte meine Mutter sehr“, begann sie schlicht. „Sie war herzensgut, aber schwach und emotional gebrochen. Dafür war Randolph verantwortlich.“
„Dein Vater?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Glücklicherweise nur mein Stiefvater, obwohl ich das erst mit neun Jahren erfahren habe. An jenem Tag hörte ich meine Eltern streiten, als ich von der Schule nach Hause kam. Mein Vater überhäufte meine Mutter mal wieder mit Beleidigungen, wie er das gern tat. Das werde ich niemals vergessen, obwohl ich die Bedeutung damals kaum begriff.“
„Worüber stritten sie?“
„Über mich. Mum meinte, er sei zu streng mit mir. Was stimmte.Er bestrafte mich für jede Kleinigkeit. Wenn ich ein Buch auf dem Tisch liegen ließ oder einen Fleck auf dem Kleid hatte.“ Sie starrte an die Decke. „In der Nacht davor hatte er mich mit dem Gürtel geschlagen, weil ich mich nicht an den Titel eines Gemäldes erinnern konnte.“
„Und ich dachte die ganze Zeit, dein Ex …“
Stephanie schüttelte den Kopf. „Nein. Brett hat mir wehgetan, aber nicht so. Er konnte mit meiner Vergangenheit nicht umgehen. Und ich hatte Angst, dass du auch weglaufen würdest, genau wie er.“
„Meine Schöne … Du hast diese Last so viele Jahre allein getragen. Dieser Mann muss verrückt gewesen sein.“
„Ja, das war er. Aber nur Mum und ich wussten Bescheid. Er war so aalglatt, ein Politiker mit einem makellosen Ruf. Randolph war so stolz auf seine Besitztümer, besonders auf
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