JULIA EXTRA BAND 0273
Restaurant steckt wegen dieser Verluste in ernsthaften Schwierigkeiten. Wir haben keine Wahl. Wir müssen handeln, und zwar sofort.“
Daniel sprang auf. „Ich zahle das Geld aus meiner Tasche. Mein Bruder wird nicht ins Gefängnis gehen.“
Er würde die Möbel abbestellen, seinen Stolz herunterschlucken, das Büro kündigen und John um ein kleines Büro hier bitten. „Ich habe ein paar Ersparnisse und kann meine Firma als Sicherheit bieten.“
„Das kommt nicht in Frage!“, donnerte John. Er stand nun neben Dominic. Seine Hand ruhte auf dessen Schulter. „Ich bin dein Vater. Es ist meine Aufgabe, dir zu helfen.“
Vor Überraschung klappte Dominic der Mund auf. „Meinst du das ernst?“
Daniel war nicht minder erstaunt. Sprachlos starrte er seinen Vater an.
John nickte. „Als ihr kleine Jungs wart, bin ich nicht für euch da gewesen. Das habe ich jeden einzelnen Tag meines Lebens bereut. Ich hatte nie die Chance, euch ein Fahrrad oder das erste Auto zu kaufen. Ich habe weder eine Schuluniform bezahlt noch bin ich mit euch zu einem Fußballspiel gefahren. Verstehst du nicht, Dominic? Ich möchte dir aus diesen Schwierigkeiten heraushelfen und werde eine Möglichkeit finden, das Geld aufzutreiben.“
Tief in Daniels Innerem schmolz etwas, das seit Jahren dort vereist gewesen war. Fühlte es sich so an, wenn man eine Familie hatte?
John hätte jedes Recht gehabt, wütend zu sein und die Polizei zu rufen. Stattdessen vergab er seinem Sohn und bot ihm Hilfe an. Damit verhielt er sich tatsächlich wie ein liebender Vater.
Dominic schluckte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin dir so unendlich dankbar.“
In Johns Augen glänzten Tränen. „Ich will keine Dankbarkeit. Ich will meine Söhne.“
Daniel sah, wie sich die Bürde von den Schultern seines Bruders hob, als er zum ersten Mal in seinem Leben die Liebe seines Vaters spürte. Vielleicht bedeutete es doch nicht nur Kummer und Qual, zu einer Familie zu gehören.
Eine Dreiviertelstunde später packte Daniel seine Geschäftsunterlagen für den Umzug zusammen. Er hatte versprochen, später mit Dominic und John zu Abend zu essen, und zwar in Johns Haus. Stephanie hatte recht gehabt: John war ein guter Mensch, und zum ersten Mal war Daniel stolz, mit ihm verwandt zu sein.
Gleichzeitig machte ihm das etwas anderes schmerzhaft bewusst. Er besaß nicht halb so viel Größe wie sein Vater. Denn im Gegensatz zu John hatte er jemanden in der Stunde der Not im Stich gelassen. Als Stephanie ihn am meisten gebraucht hatte, war er einfach weggelaufen.
„Ein toller Freund bist du, Stephens“, schalt er sich.
Vielleicht sollte er sie anrufen und sich entschuldigen. Hören,ob es ihr einigermaßen gut ging. Und sich vergewissern, dass ihr Ex nicht doch aufgetaucht war.
Hektisch suchte er nach der Telefonnummer, die sie hinterlassen hatte, für den Fall, dass jemand vom Restaurant sie erreichen musste.
Das Telefon klingelte. Hastig ließ er zwei Ordner in eine Kiste fallen.
„Stephens International Water Design.“
Nach einer kurzen Pause meldete sich eine weibliche Stimme. „Hallo. Daniel, bist du das?“
„Ja. Wer spricht denn da?“ Er balancierte den Hörer zwischen Kinn und Schulter und fuhr fort, Ordner in eine Kiste zu packen.
„Rebecca Valentine … genau genommen mittlerweile Rebecca Tucker. Ich bin deine Cousine ersten Grades, glaube ich.“
Rebecca. Noch eine Verwandte, die er nicht kannte. Aber Stephanie hatte öfter sehr herzlich von ihr gesprochen, die beiden telefonierten regelmäßig.
„Hallo Rebecca. Wie schmeckt das Eheleben?“ Stephanie hatte ihm von Rebeccas überraschender Heirat mit einem Rancher aus Wyoming erzählt.
Sie lachte. „Wunderbar. Es gibt kaum etwas, was einem so eine ganz neue Sicht auf die Dinge vermittelt wie die Liebe.“
Das Thema Liebe behagte Daniel gar nicht. „Du willst sicher mit Stephanie sprechen. Aber ich muss dich enttäuschen. Sie ist in Colorado.“
Einen langen Moment sagte Rebecca nichts. „Du machst Witze, oder?“
„Nein, überhaupt nicht. Vor ein paar Tagen ist sie abgereist. Ihr Vater ist gestorben, und sie muss den Nachlass ordnen.“
„Nicht allein. Sag mir, dass sie nicht allein gefahren ist.“
Schuldgefühle und eine grauenhafte Beklommenheit erfassten Daniel. „Doch.“
„Das ist grauenhaft, Daniel. Jemand hätte mit ihr fahren müssen. Sie darf nicht allein in dieses Haus zurückkehren.“
Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. „Welches Haus? Was
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