JULIA EXTRA BAND 0273
in seine Arme, wo sie sich beschützt und geborgen fühlte.
„Habe ich dir in letzter Zeit schon gesagt, dass ich schrecklichin dich verliebt bin?“
„Nicht in den letzten zwei Minuten.“
„Ich liebe dich. Es tut so gut, es endlich aussprechen zu können.“
„Ich weiß.“
„Fürchtest du dich vor morgen?“, fragte er in die Dunkelheit.
Stephanie schluckte heftig. „Ein bisschen. Aber ich will nicht darüber sprechen. Nicht heute Nacht.“
Dieser Tag war zu schön, und der Morgen käme früh genug.
Sie küssten sich heiß und leidenschaftlich. Kein Zweifel: Daniel wollte sie, er begehrte sie.
Und sie begehrte ihn. Für jedes andere Paar würde sich jetzt eines zum anderen fügen. Nicht jedoch für sie.
„Daniel“, flüsterte sie. „Bitte sei nicht böse, aber ich möchte bis zu unserer Hochzeitsnacht warten.“
Seine Enttäuschung war spürbar, aber er nickte.
„Es ist nur …“ Sie zögerte und nestelte nervös an der Borte ihres Pyjamas.
Daniel nahm ihre Hand. „Die Narben?“
Zögerlich nickte sie.
„Ich habe sie gesehen, das weißt du. Sie tun deiner Schönheit keinen Abbruch.“
Als sie zögerte, fuhr er fort: „Mein Liebling, und wenn du vom Scheitel bis zur Sohle von Narben überzogen wärst, würde ich dich kein bisschen weniger lieben. Aber ich werde geduldig sein. Unsere Hochzeitsnacht wird wunderschön werden, und nichts wird sie trüben. Mach dir keine Sorgen. Es wird keine Geheimnisse mehr zwischen uns geben.“
Noch lange nachdem Daniel in einen tiefen Schlaf gefallen war, lag Stephanie wach und starrte an die Decke. Er war so lieb, so verständnisvoll. Hoffentlich konnte sie ihm wirklich eines Tages das geben, was er sich so sehnlich wünschte.
Als er erwachte, wusste Daniel zuerst nicht, wo er war. Allmählich kehrte die Erinnerung zurück – und mit ihr die Freude. Er war in Amerika. Mit Stephanie.
Er sah sich nach ihr um. „Stephanie?“
Keine Antwort.
Er sprang aus dem Bett. An der Badezimmertür hing ein gelber Notizzettel.
Das hatte er befürchtet. Sie war allein losgefahren, um sich dem Albtraum ihrer Kindheit zu stellen.
„Dickköpfige Person“, schimpfte Daniel, zog sich eilig an und fand die Adresse an der Pinnwand.
Während der Fahrt durch die Vororte Denvers beruhigte er sich ein wenig. Doch eine leichte Enttäuschung blieb. Die ganze Nacht hatte er neben der Frau seines Herzens gelegen, sie aber nur küssen und halten dürfen. Und jetzt war sie allein in diesem Haus und wollte sich nicht helfen lassen.
Das Taxi hielt vor einem eindrucksvollen Anwesen mit schmiedeeisernem Tor. „Hier ist es.“
Daniel zahlte und stieg aus. Das Tor stand offen. Eine verschneite Auffahrt führte zu dem pompösen Gebäude. Wer hätte gedacht, dass hinter der schönen Fassade eines solchen Hauses so grausame Dinge geschehen waren?
Da entdeckte er Stephanie. Sie stand neben einem silbernen Leihwagen. Die Fahrertür stand offen, als sei sie gerade erst ausgestiegen. Ehrfürchtig betrachtete sie das Haus. Das offene rote Haar fiel ihr über den Rücken, ihre Wangen waren rosig von der Kälte.
„Daniel“, sagte sie nur.
„Warum hast du mich nicht geweckt? Ich wollte nicht, dass du allein hierher fährst.“
Sie lächelte. „Heute Morgen habe ich zum ersten Mal gespürt, dass Randolph Ellison mir nichts mehr anhaben kann.“ Und tatsächlich strahlte sie einen ruhigen Frieden aus. „Das habe ich dir zu verdanken. Du hast mir die Kraft gegeben, das hier zu überstehen.“ Zärtlich berührte sie seine Wange. „Mit diesem Haus muss ich allein fertig werden. Du hast schon genug getan.“
Daniel unterdrückte seine aufsteigende Empörung. „Auf die Gefahr hin, dass du mich für einen Chauvi hältst: Wenn du mich heiratest, sind deine Probleme auch meine Probleme. Ich bleibe, gewöhn dich besser gleich dran.“
Überwältigt strahlte sie ihn an und fiel ihm um den Hals. „Daniel, ich liebe dich.“ Dann küsste sie ihn.
„So, und jetzt bringen wir es hinter uns.“
Hand in Hand gingen sie ins Haus. Hier war alles genauso übertrieben ordentlich wie in Stephanies Wohnung. Kein Stäubchen lag auf den Möbeln und Regalen, und im Kamin lagfrisches Holz. Die Böden glänzten, und selbst die Topfpflanzen waren perfekt gepflegt.
„Sieht jemand nach dem Haus?“
„Ich habe den Putzservice gestern abbestellt.“
„Und wie willst du heute vorgehen?“
„Heute machen wir Inventur. Ich habe meinen Laptop mitgebracht.“ Stephanie sprach ruhiger als sonst.
Weitere Kostenlose Bücher