JULIA EXTRA BAND 0274
entsinne, wollte sie schon damals Königin werden, Prinzessin war ihr nicht gut genug. Sehen Sie sich vor, Lily“, fügte sie warnend hinzu. „Mit Drucille Germorenko ist nicht gut Kirschen essen.“
Am nächsten Tag sollte Lily am eigenen Leib erfahren, dass Bernice mit ihrer Einschätzung richtig lag.
Es begann damit, dass Prinzessin Drucille einen der angesagtesten Hairstylisten von New York ins Hotel bestellen ließ, um sie und Lady Ann zu frisieren. Sein Honorar spiele dabei keine Rolle, betonte die Prinzessin ausdrücklich. Und nur diese Versicherung bewegte François Labeaux schließlich zu einer Zusage.
Kurz darauf klingelte das Telefon aufs Neue. Dieses Mal verlangte die Prinzessin ein Zimmermädchen, das die Türklinken in ihrer Suite reinigen sollte. Angeblich sei es am Morgen übersehen worden.
Mit ähnlichen Anliegen beschäftigte sie Lily den ganzen Tag. Wann immer Drucille etwas einfiel, bestand sie darauf, mit Ms. Tilden zu sprechen.
Am Nachmittag war Lily so weit, sich verleugnen zu lassen, als wieder nach ihr gefragt wurde.
„Sag ihr, ich bin nach Hause gegangen, Karen.“
„Es ist Prinz Conrad, nicht die Prinzessin.“
Sofort nahm Lily den Anruf entgegen. „Was kann ich für Sie tun, Hoheit?“
„Bitte kommen Sie in meine Suite.“
„Darf ich erfahren, worum es geht?“
„Darüber möchte ich am Telefon nicht sprechen, die Sache ist etwas heikel.“
Sein ärgerlicher Tonfall machte sie stutzig. „Ich komme sofort“, erwiderte sie und legte auf.
Auf dem Weg durch die Lobby fiel ihr eine attraktive Dame am Empfang auf, die eine perfekt manikürte Hand auf das Pult legte. Der Akzent bewies deutlich, dass die Frau der britischen Oberschicht angehörte. Lily überlegte, dass es sich nur um Lady Penelope handeln konnte.
Das also war die Herzogstochter, die Drucilles Wünschen gemäß Conrads Ehefrau werden sollte. Lily konnte sich nicht vorstellen, dass der Prinz Lady Penelope einen Antrag machte, wie sympathisch sie auch sein mochte. Ob es am Äußeren oder am Auftreten lag, hätte Lily nicht sagen können. Instinktiv wusste sie einfach, dass Prinz Conrad sich in so eine Frau nicht verlieben würde.
Im Lift dachte sie an das Gespräch zwischen Prinzessin Drucille und Caroline Horton zurück, das sie unfreiwillig mit angehört hatte. Welche Absichten verfolgte Conrads Stiefmutter? Und warum die Geheimniskrämerei? Ganz offensichtlich wollte sie doch, dass die Journalistin in ihrer Klatschspalte über ihn und Lady Penelope schrieb. Das Ganze ergab keinen Sinn.
Inzwischen erstaunte es Lily kaum, von wie vielen königlichen Intrigen sie im Montclair schon erfahren hatte. Aber Diskretion gehörte zu ihrem Beruf, sie hatte schon ganz andere Dinge verschwiegen. Unwillkürlich lächelte Lily, als sie an ein Ehepaar dachte. Sie hatten in zwei verschiedenen Zimmern auf derselben Etage gewohnt – ohne dass der jeweils andere jemals davon erfuhr.
Nichtsdestoweniger – diesmal war es kompliziert. Nicht weil sie es mit einem Prinzen zu tun hatte. An seiner beunruhigenden Wirkung auf sie lag es bestimmt auch nicht. Warum hatte er am Telefon so aufgebracht geklungen?
Lily atmete tief ein und klopfte.
Der Prinz erwartete sie bereits ungeduldig und führte sie in den Wohnraum. Ohne sie zu begrüßen, hielt er ihr ein kleines rundes Objekt entgegen. „Das hier befand sich im Kronleuchter!“
„Wie bitte, was ist das?“
„Ein Mikrofon.“ Er ließ das Gerät geräuschvoll auf den Couchtisch fallen. „Oder, wie Sie es hier nennen, eine Wanze.“
Fassungslos sah Lily ihn an. „Ein Abhörgerät?“
„Ja.“
„Das … das kann ich nicht glauben!“
„Sie wussten also nichts davon?“
„Natürlich nicht. Wer sollte bei Ihnen ein Mikrofon verstecken? Und warum?“
„Um mir das zu erklären, habe ich Sie kommen lassen.“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung.“
Er nickte. „So etwas dachte ich mir schon.“
Sogleich versteifte Lily sich. „Wie soll ich das verstehen?“
„Das will ich Ihnen gern erklären. Wenn jemand in meinen Räumen unbemerkt ein Abhörgerät anbringen kann, dann ist dieses angeblich so sichere Hotel keineswegs sicher.“
„Das Montclair ist sicher.“
„Wenn dem so ist, dann kann nur ein Insider dahinterstecken.“
Wen er damit meinte, war klar: sie! „Haben Sie jemand Bestimmtes in Verdacht?“
Der stahlharte Blick aus seinen blauen Augen ruhte auf ihr. „Vorgestern Abend, kurz nach Ihrem Besuch, bekam die Presse einen Hinweis auf Ms.
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