JULIA EXTRA BAND 0274
Olivers Anwesenheit in meiner Suite.“
„Das ist richtig, aber darüber haben wir bereits …“
„Heute fällt dieses Ding aus dem Kronleuchter in mein Frühstück“, unterbrach er sie schneidend. „Ich will gern glauben, dass der Tipp an die Fotografen Brittanys Werk war. Das hier hingegen … Niemand außer mir und dem Hotelpersonal hatte Zugang zu diesen Räumen.“
Abgesehen von Ms. Oliver, dachte Lily, schwieg aber lieber. Es gab keinen Beweis, dass die Schauspielerin mit dieser Geschichte etwas zu tun hatte. Außerdem sähe es so aus, als wollte Lily nur den Verdacht von sich ablenken.
„Nun?“, fragte Conrad eindringlich.
„Nun was? Was soll ich Ihnen sagen?“
„Das ist doch nicht schwer zu verstehen: Ich möchte eine Erklärung dafür, wie so etwas geschehen konnte.“ Ungeduldig sah er sie an.
„Ich …“ Lily brach ab. Sie konnte es nicht erklären. Vermutungen ersetzten keine Beweise. Brittanys Motive waren allerdings nicht schwer zu durchschauen: Sie wollte, dass ihr Bild in die Zeitungen kam. Sollte sie jedoch deshalb ein Abhörgerätin Prinz Conrads Salon verstecken?
Wer also konnte ein Interesse daran haben? Ein Reporter? Vielleicht Caroline Horton? Lily fiel wieder das Gespräch zwischen der Journalistin und Prinzessin Drucille ein. Dass sie dafür verantwortlich waren, erschien Lily jedoch genauso unwahrscheinlich. Ohnehin durfte sie die Unterhaltung nicht erwähnen. Die Gäste hatten ein Anrecht auf Diskretion.
„So leid es mir auch tut, Hoheit, ich kann Ihnen keine Erklärung geben“, antwortete sie schließlich schwach.
Conrad schüttelte den Kopf. „Das bedeutet, Ihre Sicherheitsvorkehrungen sind unzureichend oder …“
Lily horchte auf. „Oder was?“
„Oder jemand sagt nicht die Wahrheit.“
Jetzt konnte sie sich nicht länger beherrschen. Später gestand sie sich ein, dass er damit nicht zwangsläufig sie persönlich gemeint hatte. In diesem Augenblick kam es ihr aber genau so vor. „Sie haben kein Recht, so mit mir zu sprechen, Hoheit! Auch nicht, weil Sie ein Prinz sind und dazu ein Gast in diesem Hotel.“
„Dann sollte ich mich vielleicht an Ihren Vorgesetzten wenden, Ms. Tilden.“
„Bitte, das steht Ihnen frei. Obwohl ich sicher bin, dass er Ihnen auch nicht mehr sagen kann. Wenn Sie darauf bestehen, lassen wir einen Spezialisten kommen, damit er Ihre Suite von oben bis unten durchleuchtet.“
Wütend trat sie einen Schritt zurück. „Und was meinen Tagesablauf angeht, ich bin gern bereit, Ihnen alle Einzelheiten schriftlich zu geben. In Anbetracht der Tatsache, dass ich seit Ihrer Ankunft buchstäblich jede Minute Ihnen und Ihrem Gefolge widmen musste, dürfte das nicht allzu schwer sein.“
Sie schwieg einen Moment, bevor sie fortfuhr: „Da Ihnen Ihre Anonymität jedoch so sehr am Herzen liegt, schlage ich vor, dass Sie in Zukunft bei der Wahl Ihrer Besucher etwas vorsichtiger sind.“
„Was wollen Sie damit andeuten?“ Conrad erblasste.
Gleichmütig zuckte sie die Schultern. „Nichts, Hoheit. Überhaupt nichts.“
Er musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Sie, Ms.Tilden, sind ausgesprochen impertinent, wissen Sie das?“
„Das ist sonst nicht meine Art. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen. Ich habe noch andere Gäste, um die ich mich kümmern muss.“
Ohne seine Antwort abzuwarten, machte sie auf dem Absatz kehrt und ging zum Aufzug. Als Erstes musste sie Gerard von dem Vorfall berichten, auch wenn es sie vielleicht ihren Job kostete.
5. KAPITEL
Mit gemischten Gefühlen sah Conrad ihr nach. Einerseits reizte ihn ihr Benehmen, andererseits gefiel es ihm. Schließlich überwog die Bewunderung. Er hatte die Staaten bisher nur selten besucht und kannte sich mit amerikanischen Frauen nicht gut aus. Jemand, der ihm so freimütig die Meinung sagte, war ihm jedenfalls noch nicht begegnet. Lily Tilden beeindruckte es absolut nicht, dass er ein Prinz war.
Er fand ihre Haltung … ungewöhnlich, frustrierend, und möglicherweise führte sie zu Schwierigkeiten, doch im Moment amüsierte es ihn eher. Er hatte nicht die Absicht, den Hotelbesitzer über Ms. Tildens Mangel an Respekt zu informieren. Denn wenn Gerard de Mises den Hoteliers in Europa auch nur halbwegs ähnelte, würde er sie auf der Stelle entlassen. Und das verdiente sie nicht.
Am liebsten würde Conrad sie selbst einstellen – schon damit sie ihn ab und zu daran erinnerte, sich nicht zu wichtig zu nehmen.
Bei dem Gedanken musste er lächeln. Beschwingt ging er ans
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