JULIA EXTRA BAND 0274
Fenster und betrachtete den regen Verkehr unten auf der Straße.
New York war eine faszinierende Stadt, aufregend, modern und gleichzeitig reich an Geschichte. Früher hatte er das Großstadtleben in vollen Zügen genossen, aber seit einiger Zeit bevorzugte er den gemächlicheren Rhythmus in seinem eigenen Land. Besonders im Frühling, wenn nach einem harschen Winter die Bäume und Sträucher im Schlosspark involler Blüte standen.
Als Jugendlicher war ihm die Schönheit seiner Heimat nie richtig bewusst geworden. Damals galt sein Interesse vor allem den hübschen jungen Skiläuferinnen, die im Winter aus der ganzen Welt nach Belorien reisten. Sein Vater hatte sich immer leidenschaftlich für sein Land eingesetzt. Über die Jahre hatte er wiederholt versucht, in seinem Sohn die gleichen Gefühle zu wecken. Conrad hatte aber der Sinn dafür gefehlt. Erst später erinnerte er sich an die väterlichen Worte, und heute verstand er ihren tieferen Sinn.
Conrad hatte seinen Vater stets verehrt, als Mensch und als Monarch. Deshalb bemühte er sich, seinem Beispiel zu folgen. Das konnte er nur, indem er Belorien als aufrechtes und zuverlässiges Staatsoberhaupt diente, auch wenn sich seine Pflichten hauptsächlich aufs Repräsentieren beschränkten. Seine wichtigste Aufgabe bestand darin, die Stiftungen, die Prinz Frederick ins Leben gerufen hatte, weiterzuführen und mithilfe der Medien noch bekannter zu machen. Dafür musste Conrad allerdings als Erstes sein Image als Playboy loswerden.
Für Frauen wie Brittany Oliver war in seinem Leben kein Platz – selbst wenn sie ihm gefallen hätte. Was nicht der Fall war. Um ehrlich zu sein, fand er sie eher ermüdend. Zudem dachte sie nur an sich selbst und an ihre Karriere. Eine Liaison mit dem Kronprinzen von Belorien war für sie ideal, um die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam zu machen. Dafür würde sie vor nichts zurückschrecken, nicht einmal vor einem Skandal. Und den konnte er sich nicht leisten.
Conrad gab sich keinen Illusionen hin. In erster Linie interessierten sich die Leute für sein Privatleben – seinen Titel, sein Alter, ob er verheiratet war oder eine Freundin hatte. Darüber wollten sie etwas in den Zeitungen lesen, nicht über die Prinz-Frederick-Stiftung. Und solange er nicht heiratete, spekulierten die Reporter über eine „zukünftige Prinzessin von Belorien“. Conrad könnte noch so nachdrücklich versuchen, die Stiftung in den Vordergrund zu stellen. So lagen die Dinge, ob es ihm gefiel oder nicht.
Seufzend wandte er sich vom Fenster ab und sah sich in dem Salon um. Hier würde er sich in den folgenden Tagen die meiste Zeit aufhalten. Die antiken Möbel, die gedämpften Farbtöne und die Ölgemälde an den getäfelten Wänden gaben ihm beinahe das Gefühl, zu Hause im Palast zu sein. Was einerseits angenehm, andererseits ein wenig verwirrend war. Conrad nahm eine Flasche Mineralwasser aus der Hausbar. Während er trank, kam ihm eine Idee.
Er würde den Medien geben, wonach sie verlangten: eine Romanze oder vielmehr den Anschein einer Romanze, absolut skandalfrei. Damit würde er das Interesse der Öffentlichkeit auf sich lenken und die Gelegenheit nutzen, um den eigentlichen Grund seines Besuchs in New York bekannt zu machen.
Alles, was ihm dazu fehlte, war eine Begleiterin, eine Frau an seiner Seite.
Wer käme dafür infrage? Wer eignete sich für diese Rolle?
Brittany Oliver in jedem Fall nicht, so viel stand fest. Sie würde sich wenig kooperativ zeigen. Denn ihr ging es nur darum, dass ihr Bild und ihr Name in den Zeitungen erschienen.
Hm. Sie müsste attraktiv aussehen, ohne aufdringlich zu wirken. Sie durfte keine eigennützigen Ziele verfolgen und musste Erfahrung im Umgang mit der Presse haben. Auch in heiklen Situationen sollte sie einen kühlen Kopf bewahren.
Er brauchte eine Frau wie Lily Tilden!
In den nächsten Tagen machte Lily eine interessante Feststellung: Prinzessin Drucille und Lady Ann taten ihr Möglichstes, um Begegnungen zwischen Lady Penelope und Prinz Conrad zu inszenieren.
Wenn er aus dem Aufzug kam, erschien sie wie zufällig in der Lobby, um ihn mit Fragen zu überhäufen: nach der Adresse eines Museums, dem Weg zum Park, was auch immer. Jedes Mal schlug er ihr daraufhin vor, sich an das Hotelpersonal zu wenden, an Lily, Andy oder Karen. Außerdem riet Prinz Conrad ihr, ein Taxi kommen zu lassen, um sie an das gewünschte Ziel zu bringen. Anschließend verabschiedete er sich dann höflich von ihr.
Es war
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