JULIA EXTRA BAND 0274
alten Fernsehkrimis aus den Siebzigerjahren – Conrad und Lily.“
„Oder Lily und Conrad.“
„Eins ist sicher: Auf den Mund gefallen sind Sie nicht. Frauen wie Ihnen begegne ich nicht oft.“
„Darüber sind Sie bestimmt froh.“ Sie warf ihm ein ironisches Lächeln zu.
Er überlegte einen Moment, bevor er aufrichtig sagte: „Da haben Sie nicht ganz unrecht. Und“, fuhr er fort, „tatsächlich freut es mich, dass ich wenigstens einer solchen Frau begegnet bin.“
Den Bruchteil einer Sekunde stockte Lily der Atem. Damit war sie gemeint. Ihr Herz machte einen kleinen Sprung – und sofort schalt sie sich eine Närrin. „Mir geht es nicht anders. Ich bin froh, dass Sie der einzige Kronprinz sind, dem ich in meinem Leben über den Weg laufen werde.“
Jetzt lachte er herzhaft auf. „An Ihrer Stelle wäre ich da nicht so sicher. Es gibt vielleicht mehr Kronprinzen, als Sie ahnen. Jemand wie Sie, Ms. Tilden, ist bei Weitem seltener anzutreffen.“
Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. „Wir sind da, Hoheit.“ Sie zeigte auf seine Tür. „Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie so früh geweckt habe.“
Lächelnd verneigte er sich vor ihr. „Jederzeit, es war mir ein Vergnügen. Im Allgemeinen sind meine Weckrufe nicht so angenehm wie heute Morgen.“
Hatte sie das richtig verstanden? Es täte ihr garantiert nicht gut, weiter darüber nachzudenken. Deshalb erwiderte sie nur höflich sein Lächeln und erklärte: „Bitte rufen Sie mich, sollte es noch weitere Probleme geben. Wie gesagt, ich kenne jemanden, der … Aber wie ich sehe, haben Sie die Situation bestens im Griff.“
„Das hoffe ich, doch man kann nie wissen. Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, wenn Ihr Bekannter sich auch noch einmal umsieht.“
„Wenn Sie möchten, lasse ich ihn kommen.“
Er überlegte einen Augenblick. „Ich gebe Ihnen Bescheid, sollte ich es für nötig halten.“
Einen Moment lang sahen sie sich stumm an, bis Lily verlegen den Blick senkte. „Gute Nacht, Hoheit.“
Sie drehte sich um und ging zur Treppe, um nicht auf den Aufzug warten zu müssen, während der Prinz ihr nachsah.
„Guten Morgen, Ms. Tilden.“
6. KAPITEL
Zum dritten oder vierten Mal hob er den Hörer ab. Jedes Mal legte Conrad wieder auf. Er konnte sich nicht entschließen: Sollte er sie fragen oder nicht?
Vielleicht war es eine verrückte Idee, aber ebenso gut konnte es funktionieren. Und wenn jemand die notwendigen Eigenschaften für die Rolle besaß, dann Lily Tilden. Sie war schön, intelligent und hatte Charakter – mit ihr könnte es kaum eine andere aufnehmen.
Wenn sie sich bereit erklärte, seine Begleiterin zu spielen, standen die Chancen auf Erfolg sehr gut. Ganz zu schweigen davon, dass ihm die Aussicht gefiel, mit ihr zusammen zu sein.
Schließlich gab er sich einen Ruck, nahm den Hörer ab und wählte die Null, um sich mit ihr verbinden zu lassen. Lily meldete sich sofort. Als er ihre Stimme vernahm, verflüchtigten sich seine Zweifel. Conrad war sicher, dass er das Richtige tat.
„Hallo, Ms. Tilden. Hätten Sie ein paar Minuten Zeit für mich?“
Am anderen Ende der Leitung hörte er Papier rascheln.
„Gern. Ich muss nur vorher ein paar Zeitschriften bei Prinzessin Drucille abliefern, dann komme ich.“
Bei der Erwähnung seiner Stiefmutter schloss er die Hand unwillkürlich fester um den Hörer. „Vielen Dank, das ist sehr liebenswürdig. Bis gleich.“
Eine halbe Stunde später, als er ihr die Tür öffnete, dachteer noch einmal über sein Vorhaben nach. Es war gut möglich, dass Lily ihn in ihrer direkten Art für verrückt erklärte und entrüstet ablehnte. Was dann? Er müsste sich etwas einfallen lassen, um sie zu überzeugen. Zum Glück war sein Aufenthalt im Montclair in ein paar Tagen zu Ende. Sie müssten die Komödie also nicht lange spielen.
„Verzeihen Sie, dass es so lange gedauert hat“, bat Lily mit einem Blick auf die Armbanduhr. „Die Prinzessin hatte noch ein weiteres Anliegen.“
„Das kann ich mir denken, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen“, erwiderte er. „Weshalb ich Sie zu mir gebeten habe …“ Er lehnte sich gegen die geschlossene Tür. „Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.“
„Was kann ich für Sie tun?“
„Genauer gesagt möchte ich Ihnen ein Angebot machen.“
„Ein Angebot?“ Lily verlagerte ihr Gewicht und verschränkte die Arme. Was, um alles in der Welt, wollte er von ihr? „Was für ein Angebot?“
„Wollen Sie nicht erst
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