JULIA EXTRA BAND 0274
…“
„Dann was?“, unterbrach er sie mit eisiger Stimme. „Hatten Sie Angst, ich wollte ihn entführen oder …“
„Nein, nein, natürlich nicht!“ Ihr schockiertes Gesicht bewies, dass ihr dieser Gedanke nicht gekommen war. „Nur als ich aufwachte und sah, dass das Bett neben mir leer ist …“
„Ja, das ist allerdings eine arge Enttäuschung“, erwiderte er sarkastisch.
„Für Sie vielleicht, nicht für mich.“
„Ich bitte vielmals um Entschuldigung.“
„Wie dem auch sei … Als ich aufwachte und weder Scott noch seine Sachen finden konnte, da … da bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich dachte, er hat vielleicht vergessen, wo wir sind, und wandert jetzt irgendwo umher. Und dass Sie sich auf die Suche nach ihm gemacht haben und … und Ihnen etwas passiert ist.“
Mühsam schluckte sie die aufsteigenden Tränen hinunter. „Dann hörte ich ihn lachen, und als ich aus dem Fenster schaute, da sah ich Sie beim Schneemannbauen, als wäre nichts geschehen. Und da wurde ich eben wütend.“
„Und sind aus dem Haus gestürzt, um mich in Stücke zu reißen.“ Er beäugte sie misstrauisch. „Werden Sie nicht gleich wieder hysterisch, sonst mache ich meine Drohung von gestern noch wahr.“
Meg wurde dunkelrot, als sie sich an seine Worte in der Küche erinnerte. „Reden Sie keinen Unsinn!“, wies sie ihn kühl zurecht.
Etwas zu kühl für seinen Geschmack – es tat seinem Ego nicht sonderlich gut, wenn man ihn abwies. Im Allgemeinen hatten Frauen nichts dagegen, von ihm geküsst zu werden.
Wo blieb seine Logik? Erst beschloss er, Meg Hamilton unter keinen Umständen zu nahe zu treten, und jetzt regte er sich auf, weil sie nicht von ihm geküsst werden wollte.
„Sind Sie sicher?“
„Was meinen Sie?“
„Dass Sie nicht hysterisch werden.“
„Ganz sicher. Diesen Luxus kann ich mir nicht leisten, außerdem bin ich … He, was soll das? Lassen Sie mich los!“
Zu spät. Er nahm sie in die Arme und tat, woran er seit gestern Abend ununterbrochen gedacht hatte: Er küsste sie auf den Mund.
Ihre Lippen waren weich und ein wenig kühl, doch das hatte wohl mehr mit der Außentemperatur zu tun. Es dauerte auch nicht lange, bis sie warm und einladend wurden und Meg seinen Kuss erwiderte.
Jed brauchte keine zusätzliche Ermutigung. Er schlang die Arme um ihre Taille, und als er keinen Widerstand spürte, presste er ihren Körper eng an seinen. Sie legte beide Hände auf seine Schultern und klammerte sich zitternd an ihn. Einheißes Verlangen überkam sie und …
„Mummy, hast du die Mohrrübe und die …“
Innerhalb einer Sekunde kam Meg zur Besinnung. Sie befreite sich aus Jeds Umarmung und wandte sich ihrem Sohn zu, der vor ihnen stand und sie erwartungsvoll betrachtete.
„Noch nicht, Schatz. Ich … hatte etwas im Auge, und Mr. Cole – ich meine, Jed – war so nett nachzuschauen.“ Ihre Stimme bebte ein wenig, aber die Worte klangen ganz natürlich.
Jed starrte sie an, dann dankte er dem Himmel für ihre Geistesgegenwart. Wie hätte er dem kleinen Jungen erklären sollen, warum er seine Mummy an sich presste, als wolle er sie nie mehr loslassen?
Dabei war er so entschlossen, sich auf nichts einzulassen.
Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht?
Das Problem war, dass er nicht gedacht, sondern nur gefühlt hatte. Und Meg in den Armen zu halten und zu küssen war ein wundervolles Gefühl …
„Die Mohrrüben sind im Kühlschrank, unten im Gemüsefach. Und der Kohleeimer steht im Wohnzimmer, neben dem Kamin“, sagte er heiser, während Meg noch vor ihrem Sohn kniete, um ihm zu zeigen, dass ihr Auge wieder in Ordnung war. Sie hob den Kopf und sah Jed an. Ihr Gesicht war bleich.
„Wohin gehen Sie?“, fragte sie, als er die Haustür öffnete.
„Raus.“
Die Tür hinter sich zuschlagend, trat er ins Freie. Er hatte keine Ahnung, was er hier wollte, und es war ihm auch gleichgültig. Er wusste lediglich, dass er jetzt wegmusste – um zu vergessen, wie sich ihr Körper anfühlte und wie süß ihre Lippen schmeckten.
4. KAPITEL
„Wenn Sie packen wollen – die Straße ist geräumt.“
Überrascht sah Meg vom Tisch auf, wo sie und Scott Karten spielten. Sie hatte Jed nicht kommen hören.
Über eine Stunde war er unterwegs gewesen, lang genug, damit sie und Scott den Schneemann fertig bauen und frühstückenkonnten. Danach waren sie ins Wohnzimmer gegangen, um sich mit einer Runde Schwarzer Peter die Zeit zu vertreiben.
Das hatte sie nicht davon abgehalten, immer
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