JULIA EXTRA BAND 0274
wieder mit einem Ohr auf Jed Coles Rückkehr zu lauschen. Nach dem, was sich ereignet hatte, war sie nicht sicher, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Der Kuss ging ihr nicht aus dem Sinn, doch was sie am meisten überraschte, war die Empfindung, sich nicht mehr so allein zu fühlen.
Wie idiotisch von ihr! Natürlich war sie nicht allein, wenn noch jemand da war. Aber es war mehr als das – Jed strahlte eine Sicherheit aus, die fast schon an Arroganz grenzte. Aus irgendeinem Grund glaubte sie, dass ihr in seiner Anwesenheit nichts passieren konnte.
Höchstens dass er sie noch einmal küsste.
Als er sie in die Arme genommen hatte, war sie so überrumpelt, dass sie seine Liebkosung instinktiv erwiderte und dann, nach der ersten Überraschung, nicht mehr aufhören wollte. Weil es so schön war, von ihm geküsst zu werden.
Meg verstand sich selbst nicht mehr, denn schließlich kannte sie diesen Mann nicht einmal vierundzwanzig Stunden. Kein Wunder, dass sie seiner Rückkehr mit gemischten Gefühlen entgegengesehen hatte.
Und jetzt, wo er hier war, teilte er ihr mit, dass es Zeit zum Abreisen sei.
Sie schob den Stuhl zurück und stand auf. „Spiel ein Weilchen allein weiter, Scott. Ich muss nur kurz mit Mr. Cole – ich meine, Jed – etwas besprechen.“
Sie folgte ihm auf den Flur und zog die Tür hinter sich zu. Sie wusste, dass es klüger wäre, das Geschehene schlicht zu vergessen, doch das war nicht so einfach. Als sie sich gegenüberstanden, konnte sie nicht verhindern, dass ihr Blick wie von selbst an Jeds sinnlichem Mund haften blieb und die Erinnerung an das Gefühl seiner Lippen auf ihren zurückkehrte …
„Nun?“, fragte er sarkastisch. „Was haben Sie mir zu sagen? Dass ich mich vorhin danebenbenommen und die Gelegenheit schamlos ausgenutzt habe? Das weiß ich selber, Sie können es sich also sparen.“
Meg machte eine wegwerfende Handbewegung. „Darumgeht es nicht. Was geschehen ist, hat keine Bedeutung, es war nichts weiter als … als das Resultat überhitzter Emotionen“, erwiderte sie ungeduldig und, wie sie hoffte, voll Überzeugung. Was immer der Anlass gewesen sein mochte, sie würde sich ihr Leben lang an diesen Kuss erinnern. „Sie sagen, wir können weiterfahren. Heißt das, ich kann das Auto abschleppen lassen?“
„Davon war nicht die Rede. Ich sagte nur, die Landstraße ist schneefrei. Der Weg von hier bis dort ist immer noch arg vereist, aber mit meinem Landrover müssten wir es schaffen, es sind nur circa siebenhundert Meter bis zur Straße, und die ist befahrbar. Das bedeutet, ich kann Sie und Scott zu Ihren Eltern bringen.“
Meg erschrak. „Das geht nicht!“, rief sie, ohne zu überlegen. Sie wurde rot, als er erstaunt die Brauen hochzog. „Ich meine, das kann ich nicht von Ihnen verlangen.“
„Glauben Sie, es ist einfacher, wenn Sie und Scott noch länger hierbleiben?“
Wirklich, er machte aus seinem Herzen keine Mördergrube; er brachte die Dinge ohne Umschweife auf den Punkt.
„Das beabsichtigen wir sicher nicht“, entgegnete sie pikiert. Anscheinend konnte er sie nicht schnell genug loswerden, obwohl er sich mit Scott heute früh so gut verstanden hatte. Aber das war vor dem Kuss gewesen, den er jetzt ganz offensichtlich zutiefst bedauerte. „Wenn die Straßen schneefrei sind, kann ich doch auch ein Taxi bestellen, dann brauche ich Sie nicht zu belästigen.“
„Hören Sie mir eigentlich zu? Ein PKW schafft es nie und nimmer bis hier zum Cottage, dafür ist der Weg noch viel zu vereist. Und für heute Nachmittag ist erneut Schneefall angesagt.“
Meg stöhnte.
„Wenn Sie Weihnachten mit Ihrer Familie verbringen wollen, dann müssen wir jetzt losfahren, eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.“
Was blieb ihr anderes übrig, als sein Angebot anzunehmen? Seit sie wusste, dass Sonia und Jeremy die Feiertage ebenfalls bei ihren Eltern verbringen würden, hatte sie es nicht mehr eilig, nach Winston zu kommen, doch das konnte sie Jed Cole natürlich nicht gestehen.
Sie schluckte. „Ich möchte nur nicht, dass uns auf der Fahrt etwas passiert. Vielleicht wäre es doch besser, wenn wir noch etwas warten.“
„Glauben Sie mir, für Sie ist die Fahrt im Landrover weniger gefährlich als eine zweite Nacht hier bei mir.“
Einen Moment lang dachte sie, sich verhört zu haben. Wollte er damit andeuten, dass … Nein, das war unmöglich. Ein Blick in seine blauen Augen belehrte sie eines Besseren.
Sie wandte
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