JULIA EXTRA BAND 0274
Lächeln, und die grünen Augen verengten sich.
Jed musterte sie insgeheim. Im Gegensatz zu Meg war die Nase ihrer Schwester frei von Sommersprossen. Das und die kurzen Haare waren die einzigen Unterschiede, ansonsten glichen sie sich wie ein Ei dem anderen.
Und doch waren sie grundverschieden – genau wie Meg gesagt hatte.
Jeremy war bedeutend älter als Sonia, er hätte gut und gern ihr Vater sein können.
Jeds Blick fiel auf Meg: Als er sah, wie bleich sie war, machte er instinktiv einen Schritt auf sie zu, wie um sie zu schützen. Vor was, hätte er nicht sagen können, die zwei Menschen waren schließlich ihre Schwester und ihr Schwager.
Er dachte an seinen Vorsatz, sich auf nichts einzulassen – und erkannte im gleichen Moment, dass er bereits bis über beide Ohren mittendrin steckte.
5. KAPITEL
Meg war kurz davor, vollständig den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wie im Zeitlupentempo zogen die Ereignisse der letzten Stunde an ihr vorbei.
Zuerst der frostige Empfang ihrer Mutter, dann Jeds erstaunliche Enthüllung.
Sie konnte es immer noch nicht fassen.
Er war Jerrod Cole – der Autor des Bestsellers „Das Rätsel“.
Einen passenderen Titel hätte er sich nicht ausdenken können.
Seit dem Erscheinen des Buches war sein Name ein Begriff in aller Welt. Millionen hatten sein Werk gelesen, und es hieß, dass die Filmrechte für eine Rekordsumme verkauft worden waren.
Sie selbst hatte noch nicht die Zeit gefunden, den Roman zu lesen, aber vielleicht wäre es keine schlechte Idee, das nachzuholen – jetzt, wo sie den Autor persönlich kannte.
Danach das emotionale Wiedersehen mit ihrem Vater, einem älteren, dünneren und auch sonst veränderten Vater. Worin der Unterschied bestand, hätte sie nicht sagen können, nur dass er eben anders als früher war. Vielleicht hatte es etwas mit dem Herzinfarkt zu tun.
Ihr gegenüber hatte er sich nicht verändert – er war so liebevoll und warmherzig wie eh und je. Und Scott hatte er mit offenen Armen aufgenommen. Nur zwischen ihren Eltern war die Beziehung irgendwie anders; es herrschte eine Spannung, die sie nicht kannte.
Was Meg aber am meisten aus dem Gleichgewicht brachte, war das Wiedersehen mit ihrer Schwester.
Es gab eine Zeit, da waren Sonia und sie unzertrennlich gewesen. Doch die war vorbei – zu viel hatte sich in den letzten Jahren ereignet.
Auch Sonia war über dieses unerwartete Zusammentreffen nicht erfreut, obwohl sie sich bemühte, es zu verbergen. Ihr Blick ging von der Schwester zu dem Mann, der neben ihr stand, und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. Nicht weil sie ihn erkannt hat, ging es Meg durch den Kopf, sondern weil er so gut aussieht. Unwillkürlich fragte sie sich, was Jed wohl von ihrer Schwester dachte, dieser um so viel eleganteren und selbstbewussteren Version ihrer selbst.
„Hallo, Meg“, begrüßte Sonia sie schließlich mit einem gezwungenen Lächeln. „Wie schön, dich zu sehen.“ Sie kam auf sie zu und umarmte sie – der angedeutete Kuss ging an der Wange vorbei. „Willst du mir deinen Begleiter nicht vorstellen?“ Sie musterte Jed mit unverhülltem Interesse.
Innerlich mit den Zähnen knirschend, machte Meg die beiden miteinander bekannt – es fiel ihr nicht schwer, in den Augen ihrer Schwester zu lesen. Danach stellte sie ihn auch Jeremy vor.
Sonia beglückwünschte Jed zu seinem Bestseller, dann betrachtete sie Meg nachdenklich. Wie kam es, dass ausgerechnet ihre jüngere Schwester so einen berühmten und obendrein faszinierenden Mann kannte?
„Und wo ist … wie heißt er doch gleich? Ach ja, Scott. Wo ist Scott?“, fragte sie ganz nebenbei.
Meg stockte der Atem, doch bevor sie die scharfe Antwort, die ihr auf der Zunge lag, geben konnte, kam Lydia ins Wohnzimmer. „Ah, da seid ihr ja“, sagte sie mit einem Blick auf ihre zweite Tochter und ihren Schwiegersohn. „Ich bin froh,ihr habt es noch vor dem Schneesturm geschafft. Was für ein Wetter!“
„Beinahe hätte es uns erwischt.“ Sonia nahm Jeremys Arm. „Wenn ihr uns jetzt bitte entschuldigt … Wir wollen uns nur rasch fürs Mittagessen umziehen.“ Zusammen verließen sie den Raum.
„Es schneit schon wieder?“, rief Meg. Wie, um alles in der Welt, sollte Jed bei dem Wetter ins Cottage zurückkommen?
„Der Sturm ist noch heftiger als gestern“, bemerkte ihr Vater, der sich mit Scott auf dem Arm zu ihnen gesellte. „Vielleicht solltet ihr das Gepäck aus dem Wagen holen, bevor es schlimmer wird.“
„Aber …“,
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