JULIA EXTRA BAND 0274
Ein schönes Wort.“ Seine Stimme klang ein wenig heiser.
Meg hob das Gesicht und sah ihn an. Er saß viel zu dicht neben ihr! Selbst wenn sie seinem Blick hätte ausweichen wollen, auf diesem engen Raum konnte sie es nicht. Ihr Puls beschleunigte sich plötzlich.
„Warum geben Sie es nicht zu, Meg?“, murmelte er.
Sie erstarrte. „W… Was soll ich zugeben?“
„Dass Sie froh sind, wie ich Ihre Mutter vorhin zum Schweigen gebracht habe.“
Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Einen Moment lang war sie in dem Glauben, Jed hätte ihre Gedanken gelesen. Und das wäre ihr sehr unangenehm gewesen.
Mit dem, was er sagte, hatte er allerdings recht. Nein, ihre Mutter machte es ihr nicht leicht.
„Das mit dem ‚Freund Ihrer Tochter‘ wäre nicht notwendig gewesen“, wies sie ihn scharf zurecht, um ihren inneren Aufruhr zu verbergen.
Er schmunzelte. „Hätte ich ihr lieber sagen sollen, dass Sie mich in einem Schneesturm aufgegabelt haben?“
Meg blieb der Mund offen stehen. Das war ja die Höhe!
„So war es nicht, wie Sie sehr wohl wissen! Im Übrigen können Sie jederzeit gehen.“
„Bei dem Wetter? Und so was nennt sich Dankbarkeit.“
Seufzend schüttelte er den Kopf, doch seine Mundwinkel zuckten.
Meg schaute auf die wirbelnden Flocken. Der Schnee lag jetzt schon so hoch, dass an Jeds Abreise tatsächlich nicht zu denken war.
„Haben Sie wirklich einen Koffer dabei, oder war das auch eine Erfindung?“, fragte sie verdrießlich.
„Nein. Ich war ziemlich sicher, dass ich heute nicht mehr nach Hause kommen würde, und habe ein paar Sachen eingepackt. Keine Bange, Meg – in Winston gibt es ein Hotel“, fügte er hinzu, als er ihr Gesicht sah.
Ein Hotel? Nach allem, was er für sie und Scott getan hatte? Es wäre der Gipfel der Undankbarkeit.
Das bedeutete, er würde hier übernachten …
Der fallende Schnee umgab sie wie ein dichter weißer Vorhang. Meg war, als wären sie in diesem Moment die einzigen Lebewesen auf der Welt, eingeschlossen in einem Mikrokosmos, in dem die Spannung plötzlich mit den Händen zu greifen schien.
Auch Jed spürte es. Seine Augen wurden dunkler, sein Blick ruhte auf ihrem Mund.
Unwillkürlich befeuchtete sie die Lippen mit der Zungenspitze. „Sie übernachten natürlich bei uns“, sagte sie ein wenig atemlos. „Etwas anderes kommt nicht in…“ Er neigte sich vor und küsste sie.
Es war, als hätte es die Stunden zwischen heute früh und jetzt nie gegeben. Wie warm sich sein Mund auf ihrem anfühlte! Sein Haar war so dicht, so seidig unter ihren Händen! Sie spürte, wie ihr Verlangen nach diesem Mann wuchs. Leidenschaftlich erwiderte sie seine Liebkosung.
Jemand riss die Tür neben ihr auf, und eisige Luft strömte herein. Befangen rückte Meg von Jed ab und lehnte sich auf dem Sitz zurück, als Jeremy den Kopf in den Wagen streckte, ein leichtes Lächeln um die Lippen.
„Lydia schickt mich. Sie macht sich Sorgen, warum es so lange dauert.“
Meg war ihrem Schwager bisher nur zweimal begegnet: einmal, als sie noch mit ihrer Schwester zusammenwohnte und er Sonia zu einer Verabredung abholte, und danach, als die beiden ihr mitteilten, dass sie heiraten wollten. Sie mochteihn, doch es war ihr peinlich, dass er sie in dieser … nun ja, eindeutigen Situation überraschte.
Jed zog die Brauen hoch. „Lydia? Oder David?“
Jeremy schmunzelte. „Nein, es war Lydia. Sie hat Angst, dass der Tee kalt wird.“
Meg sah, wie die beiden Männer einen verständnisvollen Blick wechselten. Wie machte Jed das nur? Erst brachte er ihre Mutter zum Schweigen, dann wickelte er ihren Vater um den Finger, und nun verbrüderte er sich ganz eindeutig mit ihrem Schwager, mit dem er bisher kein Wort gesprochen hatte.
„Bitte richten Sie Lydia aus, dass wir sofort kommen“, entgegnete er mit freundlicher Ironie.
Jeremy nickte, dann zwinkerte er Meg zu. „Du siehst gut aus, kleine Schwägerin.“ Er schloss die Wagentür und kehrte ins Haus zurück.
Und was, bitte schön, sollte das heißen? Dass ihr Aussehen etwas mit Jed Cole zu tun hatte?
Verstohlen blickte sie ihn an. „Wir sollten wirklich damit aufhören“, murmelte sie und strich das Haar aus der Stirn.
„Warum?“
„Weil … Ich meine … So ganz allein hier … Es sieht aus, als wären wir …“ Verlegen brach sie ab.
Er betrachtete sie ein wenig spöttisch. „Erstens sind wir nicht allein – das Haus ist voller Leute. Und zweitens habe ich Ihrer Mutter gesagt, dass ich Ihr Freund bin. Dabei fällt mir
Weitere Kostenlose Bücher