JULIA EXTRA BAND 0274
begann Meg, doch Jed fiel ihr ins Wort.
„Sie haben recht, David. Kommst du, Meg? Ich brauche deine Hilfe.“ Vielsagend sah er sie an.
Sie runzelte die Stirn. Erst behauptete dieser Mann, er sei ihr Freund, und nun duzte er sie auch noch. Außerdem hatte er doch gar kein Gepäck und sie nur eine Reisetasche und den Koffer, wie er sehr wohl wusste.
Andererseits, Scotts Weihnachtsgeschenke waren ziemlich schwer, und es gab ihr eine Gelegenheit, unter vier Augen mit Jed zu reden. Sie hatte ihm einiges mitzuteilen …
Er ihr anscheinend auch, denn sowie sie draußen waren, stieß er einen Seufzer aus.
„Puh! Jetzt verstehe ich, warum Sie nicht hierher wollten. Ihr Vater ist sympathisch, aber die beiden Damen …“ Er schnitt eine Grimasse. „Ihre Mutter ist der reinste Eisberg, nur umgekehrt – der größte Teil ist sichtbar. Über Ihre Schwester bin ich mir noch nicht so ganz klar; das Einzige, was ich weiß, ist, dass sie einen Mann geheiratet hat, der ihr Vater sein könnte. Aber er macht einen netten Eindruck. Anscheinend sind nur die weiblichen Mitglieder dieser Familie etwas seltsam.“
Empört blieb Meg stehen, ohne auf den immer dichter fallenden Schnee zu achten. „Wollen Sie damit sagen, ich gehöre auch dazu?“
Er lächelte verschmitzt. „Verglichen mit Ihrer Mutter und Ihrer Schwester, sind Sie relativ harmlos.“
„Wie gütig von Ihnen.“
Das Lächeln wurde breiter, und er nahm ihren Arm. „Kommen Sie, wir unterhalten uns im Wagen. Ich nehme an, es gibt da ein paar Dinge, über die Sie sprechen möchten“, fügte er spöttisch hinzu.
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu und eilte die Stufen hinab. Als sie in dem Landrover saßen, musterte sie ihn stirnrunzelnd: „Sie sind also Jerrod Cole.“
„Stimmt. Im Allgemeinen hänge ich das nicht an die große Glocke.“
„Mir gegenüber haben Sie Ihr Geheimnis auch bestens gewahrt.“ Sie kam sich wie eine Idiotin vor, dass sie ihn nach den Zeitungsbildern nicht erkannt hatte. Die waren allerdings nie sehr deutlich. Außerdem war es schließlich ziemlich unwahrscheinlich, in einem abgelegenen Cottage mitten in England dem derzeit erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller zu begegnen.
„Sie hätten mir wirklich sagen können, wer Sie sind. Ich komme mir vor wie der letzte Dummkopf.“ Er war ein literarisches Genie – und hatte mit Scott einen Schneemann gebaut!
War das erst ein paar Stunden her? Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, und irgendwie wünschte sie, dass sie alle drei noch in dem kleinen Haus wären.
„Das brauchen Sie nicht“, erwiderte er kurz. „Ich hatte nicht die Absicht, darüber zu reden. Ich wollte Sie und Scott nur bei Ihren Eltern abliefern und mich nach ein paar höflichen Worten empfehlen. So war es jedenfalls geplant – bis ich Ihrer Mutter begegnet bin.“
„Was hat meine Mutter damit zu tun?“
„Mir gefällt nicht, wie sie mit Ihnen gesprochen hat.“
Meg zuckte die Schultern. „Daran bin ich gewöhnt.“
„Und Scott hat sie überhaupt nicht beachtet.“ Sein Ton war eisig. „Selbst wenn es ihr nicht passt, dass Sie unverheiratet sind und ein Kind haben – was, nebenbei bemerkt, heutzutage nichts Ungewöhnliches ist –, berechtigt sie das nicht, den Jungen einfach zu ignorieren. Vielleicht war ich unhöflich, aber ich konnte nicht anders. Ich musste sie in ihrer Arroganz erschüttern, wenn auch nur vorübergehend.“
Das war ihm allerdings gelungen – und ihr hatte er mit seiner Eröffnung die Sprache verschlagen.
„Und dann diese Sache mit Ihrem Namen“, fuhr er verächtlich fort. „Jeder sagt Meg zu Ihnen, so wie Sie es möchten.Warum nicht Ihre Mutter?“
„Keine Ahnung.“ Stumm sah sie auf ihre Hände. „Ich nehme an, es ist ihr zu …“
„Zu was?“
„Ich weiß nicht … zu intim vielleicht.“
Meg hatte nie verstanden, warum sie als Kind von ihrer Mutter nicht umarmt oder geküsst worden war – so wie es ihr Vater getan hatte. Allerdings war es Sonia auch nicht besser ergangen, nur hatte es ihrer Schwester nichts ausgemacht. In dieser Hinsicht glich sie ihrer Mutter: Sie zeigte keine Gefühle. Als kleines Mädchen bedauerte Meg, dass sie das nicht auch konnte, heute war sie froh darüber. Denn sonst stünden Scott und sie sich nicht so nahe, und Jeds Kuss heute früh hätte ihr nicht so gefallen. Sie fragte sich, ob er sie erneut küssen würde. Sicher, er war ein berühmter Schriftsteller, doch im Moment gab er ihr als Einziger ein Gefühl von Halt.
„Intim …
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