JULIA EXTRA BAND 0274
Ihr nach achtzehn langen Monaten wieder so nahe zu sein brachte sein Blut vor Erregung zum Pulsieren. Mit hungrigem Blick betrachtete er ihren Körper in der grünen Bluse und dem langen schwarzen Rock. Ihr Haar trug sie hochgesteckt, und Leandro wünschte sich, die Haarnadeln zu lösen und es über ihre Schultern fallenzu sehen. Erwartungsvolle Hitze breitete sich in seinen Lenden aus.
„Ich wollte dich wiedersehen.“
„Es fällt ein wenig schwer, das nach so langer Zeit zu glauben“, antwortete sie vorsichtig, während sich ihre Wangen rosa verfärbten.
Er zuckte die Achseln und war sich sicher, dass er sie mühelos für sich würde einnehmen können. Das war vielleicht arrogant von ihm, aber er sah, dass sein Erscheinen nicht ohne Wirkung auf sie blieb.
„Wann hast du Feierabend? Wir müssen miteinander reden.“
„Müssen wir das?“ Verärgert blitzten ihre dunklen Augen auf. „Ich ‚muss‘ gar nichts tun, was du von mir verlangst! Du hattest nicht einmal die Höflichkeit, mir zum Abschied deine Telefonnummer zu geben! Und nun tauchst du hier so beiläufig auf, als wenn wir uns gerade gestern gesehen hätten!“ Der schrille Klang ihrer Stimme zog die Aufmerksamkeit der umstehenden Bibliotheksbesucher auf sich. Isabellas Wangen wurden noch eine Nuance dunkler.
Leandro reagierte darauf ebenfalls verärgert. Vielleicht war es etwas voreilig gewesen, sich einzubilden, dass sie sich darüber freuen würde, ihn wiederzusehen, aber er hatte nicht erwartet, dafür getadelt zu werden, dass er sie gesucht hatte!
„Du weißt genau, aus welchem Grund ich dir meine Nummer nicht gegeben habe! Aber das ist hier nicht der richtige Ort für dieses Gespräch. Dafür sollten wir alleine sein. Wann machst du hier Schluss?“, fragte er wieder. Isabella seufzte schwer, und Leandro bemerkte, wie sich dabei ihre Bluse über den Brüsten spannte.
Isabella traute ihrer eigenen Stimme nicht. Sie wollte sich jetzt nur irgendwo verstecken und sich ausweinen. Doch obwohl sie Leandro über den Mund gefahren war, mussten sie tatsächlich miteinander reden! Sie musste ihm von seinem Sohn berichten.
„Ich arbeite bis halb sechs, aber heute Abend habe ich keine Zeit. Wenn du mir deine Telefonnummer gibst, können wir vielleicht für morgen Abend etwas ausmachen?“Sie wollte ihr Gespräch hinauszögern, weil sie zur Krippe gehen musste, um Raphael abzuholen. Das gab ihr nicht genügend Zeit, ihre Fassung wiederzugewinnen und darüber nachzudenken, wie sie Leandro die Neuigkeit mitteilen wollte, dass er Vater geworden war. Bestürzt sah sie sein ablehnendes Kopfschütteln.
„Nein. Ich will nicht bis morgen warten, um mit dir zu reden!“
Jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Leandro war offensichtlich nicht gewillt, sich abwimmeln zu lassen, doch sie brauchte dringend etwas Zeit für sich. Und sie wollte auch lieber erst mit ihm sprechen, bevor er Raphael zu sehen bekam. Ob eine ihrer Freundinnen bereit wäre, auf Raphael aufzupassen? „Gib mir bitte ein paar Stunden, um zu erledigen, was ich zu erledigen habe. Dann können wir uns irgendwo treffen. Bitte, Leandro …“
„Dann kannst du ja zu mir kommen“, schlug er vor. Er nahm sich einen leeren weißen Umschlag und schrieb die Adresse auf. „Ein Freund hat mir für ein paar Tage sein Haus zur Verfügung gestellt. Dort können wir reden und danach essen gehen.“
„Okay … in Ordnung, ich werde da sein.“
5. KAPITEL
Isabella ging zweimal in der schicken Straße mit den teuren Reihenhäusern auf und ab, bevor sie den Mut aufbrachte, bei der Adresse zu klingeln, die Leandro ihr gegeben hatte.
Wie würde er die Nachricht aufnehmen, dass er Vater war? Würde er sie hinauswerfen und ihr erklären, dass er weder mit ihr noch ihrem gemeinsamen Kind etwas zu tun haben wollte? Das wäre sehr traurig, aber sie glaubte, darauf vorbereitet zu sein. Schließlich hatten sie beide zu gleichen Teilen dazu beigetragen, Isabellas bezaubernden Sohn zu erschaffen, und es würde ihr das Herz brechen, wenn sie nicht einmal die Chance hätte, ihm zu erzählen, wie es ihr nach dem Abschied von ihm ergangen war. Sie würde gern über ihreÄngste während der Schwangerschaft und über Raphaels Geburt mit ihm sprechen, anstatt immer alles mit sich allein ausmachen zu müssen.
Nun ja … sie hatte eine harte Schule durchlaufen, aber Isabella war nicht nachtragend. Wie könnte sie auch, wo sie jetzt Raphael hatte? Die Mutterschaft hatte ihr gutgetan, und sie hatte alle Herausforderungen mit
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