JULIA EXTRA BAND 0274
Mut und Einfallsreichtum gemeistert.
Energisch schlug sie den Kragen ihres langen Wintermantels hoch, um die kalte Abendluft abzuhalten, fasste sich ein Herz und drückte auf den Klingelknopf.
Leandro konnte sich nicht erinnern, jemals in seinem Leben so nervös gewesen zu sein. Um sich abzulenken, griff er nach dem Skript, über das er den größten Teil des Vormittags mit seinem Drehbuchschreiber diskutiert hatte, legte es aber bald wieder zur Seite, weil er es doch nicht schaffte, sich darauf zu konzentrieren. Also ließ er sich auf einem gemütlichen Lehnstuhl vor dem Kamin nieder, streckte seine langen Beine vor dem Feuer aus und legte die nackten Füße auf einen Hocker, um sich zu entspannen. Aber auch hier gelang es ihm nicht, die Gedanken an Isabella zu vertreiben.
Sie vorhin in der Bücherei zu sehen hatte eine Sehnsucht in ihm erweckt, die ihm völlig unbekannt war. Noch niemals zuvor war er wegen einer Frau so aufgewühlt gewesen … Alle seine früheren Freundinnen hatten sich darüber beklagt, dass er zu distanziert sei, ihnen nicht genug Aufmerksamkeit schenkte … auch die Frau, die ihn dann mit einem anderen Mann betrogen hatte. Als es endlich an der Tür klingelte, unterdrückte Leandro einen erleichterten Fluch, sprang aus dem Sessel und tappte auf seinen bloßen Füßen zur Eingangstür.
Madre mia! Beim erneuten Anblick von Isabellas bildschönem Gesicht innerhalb von zwei kurzen Stunden, fing sein Herz an zu rasen. Eine Woge tiefster Freude überflutete ihn, sodass es ihm einen kurzen Moment die Sprache verschlug.
„Hallo“, begrüßte sie ihn leise.
„Isabella … komm rein.“
Als sie an ihm vorbeiging, entdeckte er plötzlich, dass sie sich irgendwie verändert hatte, was ihm vorher noch nichtaufgefallen war. Er konnte nicht festmachen, woran es lag, denn in seinen Augen war sie schöner denn je. Alles an ihr erregte ihn.
In den vergangenen achtzehn Monaten hatte es einige bezaubernde weibliche Wesen in seiner Umgebung gegeben, aber keines von ihnen hatte eine solch erstaunliche Wirkung auf seine Libido gehabt wie diese Frau. Er räusperte sich und versuchte, die Lust zu zügeln, die sie unwissentlich in ihm auslöste.
„Nach links, bitte“, sagte er mit heiserer Stimme. „Du kannst dich am Kamin aufwärmen.“
Während Isabella neben dem Feuer stand und ihre Hände den tanzenden Flammen entgegenstreckte, betrachtete Leandro sie schweigend. Es kostete ihn schier übermenschliche Anstrengung, seinen Blick auch nur für einen Moment von ihr zu lösen. Die starke Anziehungskraft, die Leandro beim ersten Zusammentreffen mit Isabella empfunden hatte, hatte sich durch die lange Trennung nicht etwa gelegt, sondern sogar noch verstärkt.
„Hier drinnen brauchst du deinen Mantel wohl nicht mehr. Komm, ich nehme ihn dir ab.“
Schon stand er neben ihr und brachte sie mit seiner beunruhigenden Präsenz ganz durcheinander. Ihre Sinne reagierten hingerissen auf die verführerische Wärme, die sein Körper verströmte, und auf seine entwaffnende Männlichkeit, die die Luft unter Strom zu setzen schien und dazu führte, dass sie an nichts außer Sex denken konnte. Die Knie zitterten ihr, als er neben ihr wartete, bis sie den Mantel aufgeknöpft und ihm gereicht hatte.
Kurze Zeit später kam Leandro aus der Diele zurück. „Setz dich doch bitte, und mach es dir gemütlich“, forderte er sie auf. „Was kann ich dir zu trinken anbieten?“ Sie sah sich um, und ihr Blick fiel auf den bequemen Lehnstuhl, der neben dem Kamin stand. Schnell nahm Leandro den Stoß Papiere vom Sitz, damit sie sich setzen konnte.
„Ich habe gearbeitet“, erklärte er, während er die Papiere auf einer Anrichte ablegte.
„Habe ich dich gestört?“, fragte Isabella besorgt.
„Natürlich nicht. Ich habe dich ungeduldig erwartet.“
„Bist du wegen deiner Arbeit in London?“
„Nicht nur, obwohl ich die Gelegenheit, hier zu sein, genutzt habe, um mich mit einigen Leuten aus der Filmbranche zu treffen.“ Leandro war sich der Tatsache bewusst, dass sich parallel zu ihrer Unterhaltung unterschwellig noch eine andere Kommunikation zwischen ihnen abspielte. Sie konnten kaum die Blicke voneinander abwenden. Seine Haut stand in Flammen, und er dachte nur daran, welch ein schöner Körper sich unter diesem langweiligen schwarzen Kleid verbarg und wie bald es ihm gelingen würde, ihr dieses Kleid auszuziehen und sie zu lieben.
„Ich will heute Abend mit dir nicht über meine Arbeit sprechen, Isabella. Wie ich
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