JULIA EXTRA BAND 0274
nach seinem wunderbaren Vater kam, dessen Name Leandro Reyes war.
Emilia hatte natürlich alles versucht, um ihr die Identität von Raphaels Vater zu entlocken, aber Isabella wusste, wie gefährlich das bei einer so ehrgeizigen Frau wie ihrer Schwester gewesen wäre. Sie wollte um aller Beteiligten willen auf keinen Fall, dass ein Artikel über sie in Emilias Magazin erschien.
„Nein“, sagte sie laut auf Leandros Frage. „Keiner von ihnen weiß es. Ich hielt es unter den gegebenen Umständen für das Beste, es niemandem zu erzählen.“
Hatte sie es ihnen nicht erzählt, weil sie ihre Liebesnacht als einen unwichtigen One-Night-Stand betrachtete, zu dem sie sich fern der Heimat hatte hinreißen lassen? Der Gedanke schmerzte Leandro, doch dann fiel ihm eine andere Erklärung ein. Hatte Isabella ihrer Familie den Namen von Raphaels Vater vorenthalten, weil er ein Prominenter war? In anderen Worten: Hatte sie ihn beschützt?
„Warum?“, fragte er. „Hast du dich geschämt für das, was passiert ist?“
„Nein!“
Die Leidenschaft in ihrem Gesicht gab Leandro die Gewissheit, dass sein ursprünglicher Verdacht nicht zutraf. „Warum dann? Warum hast du ihnen nicht erzählt, dass ich Raphaels Vater bin?“
„Warum hätte ich es tun sollen? Ich bin erwachsen, was ich tue, ist meine Angelegenheit, nicht ihre.“ Isabella erklärte ihm nicht, dass alles, was sie tat, fast immer von ihren anspruchsvollen Eltern kritisiert wurde und sie deshalb sehr viel zurückhielt, um sich nicht ihrer Kritik auszusetzen. Seufzend ging sie zum Fensterbrett hinüber, wo sie geistesabwesend ein paar Bilderrahmen zurechtrückte.
Während Leandro geduldig auf weitere Erklärungen wartete, beobachtete er ihre aufsehenerregenden Kurven in ihren engen schwarzen Jeans und dem eng anliegenden Pullover. Mit ihren langen schwarzen Haaren, die bis zur Mitte ihres Rückens reichten, und dem verführerischen Schwung ihrer Hüften war sie eine Frau, die den meisten Männern den Schlaf rauben würde. Als er spürte, wie sehr ihn dieser Gedanke erregte, versuchte er ihn zu verdrängen.
„Jedenfalls wollte ich nicht, dass jemand etwas davon erfährt, dem ich nicht hundertprozentig vertraue … und dagibt es leider kaum jemanden. Außerdem dachte ich, dass du schon genug im Brennpunkt der Aufmerksamkeit stehst, ohne dass in der Boulevardpresse noch Geschichten über ein uneheliches Kind kursieren.“
Leandro betrachtete gebannt Raphaels glückseligen Gesichtsausdruck beim Trinken seiner Milch und war beeindruckt von Isabellas Integrität und ihrem Wunsch, seine und ihre Privatsphäre zu schützen. Der Ausdruck „uneheliches Kind“ ließ ihn allerdings zusammenzucken. Und machte ihn auf ein weiteres Problem aufmerksam, das es zu lösen galt. Aber er würde es erst ansprechen, wenn sie sich in Ruhe unterhalten würden.
„Du sagtest aber, dass du versucht hast, Kontakt mit mir aufzunehmen?“
Bei der Erinnerung daran, dass man ihr nicht geglaubt hatte, dass sie Leandro kannte, verfinsterte sich Isabellas Gesichtsausdruck. „Ich habe es mehrfach versucht, Leandro … Aber ich glaube, deine Leute nahmen wirklich an, dass ich ein fanatischer Fan war! Sie weigerten sich, meine Nachrichten an dich weiterzuleiten, egal, wie oft ich anrief, und all meine Briefe blieben unbeantwortet. Vermutlich ist das normal, wenn man so prominent ist wie du und nicht weiß, wem man vertrauen kann. Dadurch war es für mich unmöglich, dich über Raphael zu informieren.“
„Und deshalb“, Leandro seufzte schwer, „nahmst du an, dass du mich niemals wiedersehen würdest?“
„Das kannst du mir wohl kaum zum Vorwurf machen. An dem Morgen, als wir uns verabschiedet haben, bist du gleich wieder zur Geschäftsordnung übergegangen. Ich war mir ziemlich sicher, dass du wahrscheinlich nie wieder einen Gedanken an mich verschwenden würdest.“ Erneut füllte sich ihr Herz mit Kummer darüber, dass er ihre gemeinsame Nacht so ohne Weiteres abgetan hatte.
„Es stimmt nicht, dass ich nicht wieder an dich gedacht habe. Was glaubst du, warum ich jetzt hier bin?“
Isabella sagte nicht, dass sie insgeheim vermutete, dass er nur ein Interesse daran hatte, ihren One-Night-Stand zu wiederholen. Schnell wandte sie sich ab, damit er die Tränen in ihren Augen nicht sehen konnte, und ging zur Tür. „Ich sollte mich an das Abendessen machen. Kann ich dir Raphael eineWeile überlassen? Wenn er dir zu schwer wird, kannst du ihn wieder hinlegen.“
Bevor Leandro noch
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