JULIA EXTRA BAND 0274
hätte Isabella ihn am liebsten darum gebeten, ihr mehr davon zu erzählen. Sie hätte ihn zu gern darüber reden hören, was ihn inspirierte, was ihn antrieb … welche Drehbücher ihn animierten, siezu verfilmen, und welche Filme er am liebsten mochte. Dann bemerkte sie das leicht anzügliche Lächeln, das seine Mundwinkel umspielte, und erinnerte sich wieder daran, dass sie heute Nacht das Bett mit ihm teilen würde. Doch sosehr sie sich auch nach seiner Liebe sehnte, war sie sich doch nicht sicher, ob sie wirklich bereit war, mit ihm zu schlafen. Ob er wohl treu war, oder würde er neben ihr noch andere Frauen haben? Er mochte ein guter Vater für Raphael sein, aber würde er auch in der Lage sein, ein so hingebungsvoller Ehemann zu sein, wie sie sich ihn immer erträumt hatte?
Als ob er ihre Gedanken lesen konnte, stellte Leandro sich vor sie. „Dir ist klar, dass wir heute Nacht das Zimmer miteinander teilen?“, fragte er.
Isabellas Nackenhaare sträubten sich. „Ich denke, dein Plan war offensichtlich“, erwiderte sie ruhig. Sie wusste, dass das, was sie ihm zu sagen hatte, ihm nicht gefallen würde. „Ehrlich gesagt halte ich das für keine sehr gute Idee.“
„Warum nicht?“ Sofort loderten seine Augen ärgerlich auf.
„Weil viel Zeit vergangen ist, seit wir zusammen waren, und ich das Gefühl habe, noch nicht wieder für eine körperliche Beziehung bereit zu sein.“
„Was willst du mir damit sagen, Isabella? Dass du vorhast, wie eine Nonne hier mit mir zusammen unter einem Dach zu leben?“ Höhnisch verzog er den Mund.
„Ich brauche mehr Zeit, um … um über diese Seite unseres Zusammenlebens nachzudenken.“
„ Díos! Bist du absichtlich so schwierig?“, brauste er auf.
Isabella zuckte zusammen. „Ich bin nicht absichtlich schwierig!“, gab sie ärgerlich zurück. „Ich habe getan, was du verlangt hast, Leandro … ich bin mit dir nach Spanien gekommen, um hier mit dir und unserem Baby zu leben. Das sind doch wohl erst einmal genug Veränderungen! Meine Gefühle sind in Aufruhr, und ich brauche Zeit, mich damit auseinanderzusetzen, ohne dass du mich unter Druck setzt, mit dir zu schlafen.“
„Nein!“
„Was soll das heißen, nein?“ Ihr Herz pochte wie wild, als Leandro nach ihr griff und mit seiner Hand ihr Handgelenk umfasste. Sein Griff war wie ein fest sitzendes Stahlband,und bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie derb hochgezogen, und sie spürte seinen warmen Atem in ihrem Gesicht. „Ich habe seit Ewigkeiten darauf gewartet, das zu tun, und will es mir nicht länger versagen“, wisperte er heiser, bevor er seine Lippen leidenschaftlich auf ihre presste.
Ja, ja! In ihrem Inneren schrie Isabella tonlos auf, als die pure Lust sie wie ein Stromschlag durchfuhr. Es ist viel zu lange her … viel zu lange. Sein Kuss war zuerst lockend, dann fordernd, und es war ihr unmöglich, ihm zu widerstehen. Aber dann drängte sich ihr plötzlich die Möglichkeit auf, dass Leandro sie nur benutzte, um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Dieser unerwünschte Gedanke war wie eine Schlange im Paradies – er nagte unbewusst an ihr, bis sie etwas unternehmen musste. Sie drehte ihren Mund zur Seite, presste ihre Ellenbogen gegen seine Brust und befreite sich so aus seiner Umarmung. Ihr Atem ging stoßweise.
„Ich habe dir gesagt, dass ich Zeit brauche! Warum hörst du mir nicht zu?“
Ihre dunklen Augen waren voller Tränen, und Leandro schwankte von der Welle von Gefühlen und Lust, die ihn überrollt hatte. An der Art, wie sie unter seinen Liebkosungen erschauert war, hatte er erkennen können, dass ihr seine Küsse willkommen waren, und er konnte nicht begreifen, warum sie vor ihrer endgültigen Vereinigung zurückschreckte. Sie wusste doch, dass er sie heiraten wollte, warum war sie dann so zurückhaltend?
„Ich höre dir zu, Isabella, aber leider ergibt das, was du sagst, keinen Sinn. Du hast mir gesagt, dass du mit keinem anderen Mann zusammen bist, und du hast mein Baby zur Welt gebracht! Es ist sonnenklar, dass eine starke Verbindung zwischen uns besteht. Was ist also dein Problem?“
Wie konnte sie ihm sagen, dass seine Absichten ihr suspekt waren, weil sie glaubte, dass er sie nicht liebte? Wenn der Gedanke daran ihm noch nicht einmal gekommen war, dann würde es ihn auch nicht kümmern, wenn sie ihn aussprach. Isabella schluckte ihre Tränen hinunter und fuhr sich resigniert mit den Fingern durch die Haare.
„Ich fühle mich plötzlich sehr müde. Ich
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