JULIA EXTRA BAND 0274
glaube, ich lege mich einen Moment hin.“
„Das ist natürlich dein gutes Recht, aber glaub bitte nicht,dass die Angelegenheit dadurch erledigt ist. Ich gehe immer noch davon aus, dass wir heute Nacht zusammen in einem Bett schlafen, deshalb gewöhn dich besser an die Idee! Während du dich ausruhst, werde ich ein paar Telefonate erledigen und etwas Arbeit nachholen. Meine Haushälterin hat uns in der Küche etwas zu essen hingestellt – bitte bedien dich, wenn du Hunger bekommst, und warte nicht auf mich. Fühl dich wie zu Hause, und sieh dir alles an. Ich werde mich später in unserem Schlafzimmer zu dir gesellen … das ist ein Versprechen.“ Bedauernd zog Leandro sich zurück, frustriert darüber, dass sie schon wieder uneins miteinander waren. Kein gutes Omen für den Neubeginn ihrer Beziehung.
„Leandro?“
„Was ist?“
„Was soll ich morgen tun, wenn du zur Arbeit gehst?“ Isabella war immer noch ungehalten über die herrische Art, die er ihr gegenüber an den Tag legte.
„Du kannst tun, was immer du willst. Vielleicht an deinem Buch arbeiten? Selbstverständlich steht dir auch ein Wagen zur Verfügung. Ich lasse ihn in der Auffahrt stehen, den Schlüssel dafür findest du auf der Kommode in unserem Zimmer, und im Handschuhfach liegt ein Stadtplan von Madrid. Morgen früh kommt aber erst einmal Constanza, meine Mutter, um Raphael und dich zu besuchen.“
„Und du wirst nicht da sein, wenn sie kommt?“ Bei dem Gedanken, seine Mutter kennenzulernen, ohne dass er anwesend war, begann ihr Herz panisch zu klopfen.
Leandro zuckte die Achseln. „Tut mir leid, aber morgen ist der erste Drehtag, und ich habe keine Ahnung, wann ich zu Hause sein werde.“ Er griff in die Gesäßtasche seiner Jeans, um aus seiner Brieftasche ein paar Scheine für sie herauszunehmen. „Hier ist etwas Geld, falls du für Raphael oder dich irgendetwas benötigst. Bitte nimm es … es gehört dir.“
„Ich will dein Geld nicht!“
Isabellas dunkle Augen flackerten empört auf … sie fühlte sich, als wäre sie eine Almosenempfängerin. Zwar war sie nicht gerade reich, aber sie war auch nicht völlig mittellos nach Spanien gekommen! Der finstere Blick, den Leandro ihr daraufhin zuwarf, ließ nichts Gutes ahnen. „Isabella, dubist die Mutter meines Sohnes und wirst bald meine Frau werden. Von nun an ist mein Geld auch dein Geld, und euch beiden – dir und meinem Sohn – soll es an nichts fehlen. Ist das klar?“
„Leandro“, erwiderte sie atemlos und beachtete das Geld in seiner ausgestreckten Hand nicht, „es ist noch viel zu früh für irgendwelche finanziellen Arrangements. Über das Thema Heirat müssen wir schließlich auch noch gründlich diskutieren.“
„ Bastante! Es reicht! Das war ein langer Tag, no? Und vielleicht für uns beide ziemlich anstrengend.“ Er legte das Geld auf die Kommode und seufzte. „Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um sich darüber zu streiten. Geh und ruh dich aus. Ich werde in meinem Arbeitszimmer sein.“
Bevor Isabella auch nur darüber nachdenken konnte, ihren Standpunkt weiter zu erläutern, hatte er das Zimmer verlassen.
Wohl zum hundertsten Mal sah Isabella nach Raphael und stellte erleichtert fest, dass ihr kleiner Junge immer noch friedlich in seinem Bettchen schlief. Dann lehnte sie sich in die duftenden, makellos weißen, mit Leinen bezogenen Kissen zurück und stieß einen tiefen Seufzer aus. Es war schon nach Mitternacht, beinahe halb eins, und von Leandro war nichts zu sehen und zu hören. Ihr Seufzen verwandelte sich in ein Gähnen. Es war ein langer Tag gewesen, und sie hatte keine Ahnung, wie lange es noch dauern würde, bis Leandro zu ihr ins Bett kam. Ihren Worten, dass sie noch Zeit brauchte, um sich einzugewöhnen und mit ihren Gefühlen klarzukommen, zum Trotz, ließ der Gedanke an seine Gegenwart sie erschauern, sie sehnte sich leidenschaftlich nach ihm und wünschte sich, dass er sie am nächsten Morgen nicht verlassen und zur Arbeit gehen müsste.
Und wie sollte sie nur das Treffen mit seiner Mutter bewältigen, wenn er nicht da war? Welche Gedanken gingen dieser Frau bei ihrem ersten Treffen mit Isabella durch den Kopf? Mit der Frau, die das Kind ihres Sohnes zur Welt gebracht hatte? Mit der Frau, die ihr Sohn nun heiraten wollte?
Bei dem bloßen Gedanken daran, Mrs. Leandro Reyes zu werden, wurde es Isabella schwindelig, und sie legte dasBuch zur Seite, in dem sie gelesen hatte, rückte ihr Kopfkissen zurecht und knipste die Nachttischlampe aus.
Weitere Kostenlose Bücher