JULIA EXTRA BAND 0274
nicht bis nach den Feiertagen warten konnte.“
„Es ist doch nur ein einziger Tag. Und ich habe dir versprochen, dass ich es wiedergutmache.“
Das war keine Antwort. „Wie willst du ein verdorbenes Weihnachtsfest gutmachen? Ich hatte eigene Pläne.“
„Das weiß ich. Du hast es mehr als deutlich gesagt.“
Er brauchte schließlich nicht zu wissen, wie ihre Pläne ausgesehen hatten. Maddies verheiratete Geschwister feierten mit ihren Partnern und deren Familien. Sie hatten sie zwar eingeladen, aber nur, weil sie sonst allein zu Hause gesessen hätte. Und ihre Eltern machten eine Kreuzfahrt, bei der Maddie sich nur als fünftes Rad am Wagen gefühlt hätte. Also hatte sie alle Einladungen abgesagt. Aber sie hätte es niemals ertragen, wegen ihres nicht vorhandenen Liebeslebens mitleidige Bemerkungen vom begehrtesten Junggesellen New Yorks zu ernten.
„Es ist lieb von dir …“, setzte Jack wieder an.
„Nein. Ich bin nicht lieb.“
„Du hast gewonnen. Dann bist du eben böse. Damit kann ich leben.“ Für den Bruchteil einer Sekunde schenkte er ihr das gewohnte sorglose Jack-Valentine-Lächeln.
Hatte dieses Lächeln schon immer so eine Wirkung auf sie gehabt? Oder wurde es erst durch den Kontrast zu seiner ernsten Anspannung so anziehend?
„Ich fasse es einfach nicht, dass du deine Macht als Boss ausgespielt hast, um mich nach London zu bringen. Du hastmich geradezu erpresst.“
„Es machte nicht den Eindruck, als hätte ich dich anders überzeugen können. In Anbetracht des Zeitdrucks schien es mir die beste Methode.“
Maddie mochte diese Einstellung nicht, und er hatte einen Denkzettel verdient. „Dass ich hier bin, ist völlig sinnlos. Seit wann brauchst du mich bei deinen Geschäften? Wer kümmert sich überhaupt Weihnachten um Geschäfte? Kein Amerikaner jedenfalls.“
„Dann ist es ja gut, dass wir in Großbritannien sind.“
Seit wann schlug er ihr gegenüber so einen Ton an? Doch bevor sie ihn zurechtweisen konnte, bog der Wagen schon in eine kleine Straße und hielt vor einem Restaurant. Erst jetzt bemerkte Maddie, dass sie durch ihre Diskussion gar nichts von der fremden Stadt gesehen hatte. Trotz allem war sie neugierig auf London. Nur deshalb hatte sie der Reise letztlich zugestimmt.
„Warum halten wir hier?“
„Ich habe etwas zu erledigen.“ Jack klang ernst.
Sein Blick war dunkel und zornig, und das machte Maddie Angst, weil sie ihn noch nie so gesehen hatte. „Jack, was ist los?“
„Ich muss meine Schwester treffen.“
„Deine Schwester?“ Wäre sie nicht so schockiert gewesen, hätte sie eine humorvolle Bemerkung gemacht. „Ich wusste nicht, dass du Geschwister hast.“
„Jetzt weißt du es.“
„Was hast du mir noch vorenthalten?“, wollte sie wissen, als ihr der Fahrer die Tür aufhielt.
Jede Menge, dachte Jack. Aber er ignorierte die Frage. Er würde Emma und ihren Mann treffen, und damit wäre seine Pflicht erfüllt. Danach könnten sie umgehend wieder abreisen.
Die kalte Londoner Luft durchströmte seine Lungen. Langsam ging er auf das Bella Lucia zu, aus dem er damals Hals über Kopf davongelaufen war. Der Hof war ihm vertraut, ebenso wie die Büsche und kleinen Laternen. Im Speisesaal saßen viele Menschen.
Seine Familie. Und er stand draußen. Eine lange verdrängte Einsamkeit machte sich in seinem Herzen breit.
„Jack?“
Dankbar sah er Maddie an. Es war gut, dass sie bei ihm war, aber das würde er ihr nicht verraten.
„Bringen wir es hinter uns“, bestimmte er.
„So entschädigst du mich also für mein verdorbenes Weihnachtsfest.“ Ihre Bemerkung triefte nur so vor Sarkasmus, und Jack musste lächeln. Die fast brutale Ehrlichkeit schätzte er an seiner Assistentin am meisten.
Bevor er es sich anders überlegen konnte, stieß er die Tür auf, ließ Maddie eintreten und folgte ihr. Dann sah er sich im Restaurant um. Im Inneren hatte sich alles verändert. Der italienische Stil von damals war einem trendigen stilvollen Design gewichen. Wo eben noch fröhliches Stimmengewirr erklungen war, herrschte mit einem Mal Totenstille, und unzählige Augenpaare ruhten auf ihnen.
Jack erkannte seinen Onkel John, der mit einem Champagnerglas in der Mitte des Raums stand und offenbar gerade einen Toast ausgesprochen hatte. Neben ihm stand Robert Valentine, und Jack begegnete dem Blick seines Vaters. Der Rest der Familie hatte sich um die beiden Männer versammelt. Jack hätte schwören können, dass sie alle den Atem anhielten.
Maddie lehnte sich
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