JULIA EXTRA BAND 0274
Einsamkeit in Jacks Brust breit. Warum gerade jetzt? All die Jahre war es ihm so gut gelungen, ohne irgendjemanden auszukommen. Sollte das alles umsonst gewesen sein?
„Nicht glücklich? Und das kannst du in fünf Minuten beurteilen?“
„In weniger.“ Zärtlich nahm sie Sebastians Hand. „Jetzt, da ich weiß, wie ein glücklicher Mensch aussieht, habe ich einen Blick dafür entwickelt. Wir sehen uns später.“
Damit mischten sie und Sebastian sich wieder unter die Familie. Jack sah Max an, und die Einsamkeit in seinem Herzen nahm ihm beinahe die Luft. In seiner Jugend war Max für ihn nicht nur ein großer Bruder, sondern auch ein bester Freund gewesen. Er hatte ihm alles über Mädchen, Autos und Partys beigebracht. Wie Pech und Schwefel hatten sie damals zusammengehalten.
Erst jetzt erkannte er, wie sehr er ihn vermisst hatte. „Es tut gut, dich wiederzusehen.“
„Das kann ich nur zurückgeben.“ Max sah Maddie an. „Willst du mich nicht deiner atemberaubenden besseren Hälfte vorstellen?“
„Ich bin in der Tat atemberaubend, aber Jack hat ständig wechselnde bessere Hälften, zu denen ich bestimmt nicht gehöre“, klärte Maddie ihn auf.
„Ausgezeichnete Neuigkeiten. Ich bin Max Valentine.“
„Jacks Bruder?“
„Fast, sein Halbbruder.“
„Maddie Ford“, stellte sie sich vor. „Ich bin Jacks Assistentin. Zu meinem Leidwesen musste ich die abgelegten besseren Hälften immer mal wieder tröstend unter meine Fittiche nehmen.“
Max grinste. „Sie sind ganz schön direkt.“
Überrascht bemerkte Jack, dass er eifersüchtig war. „Du bist nicht ihr Typ, Max.“
„Wie willst du das denn wissen?“ Maddie sah ihn skeptisch an.
„Max hat Persönlichkeit.“
Maddie leerte ihr Glas. „Dann sollte ich ihn vielleicht besser kennenlernen.“
Bevor Jack begriff, warum er sich einerseits so freute, seinen Bruder wiederzusehen, und ihn Maddies und Max’ Sympathie füreinander andererseits so irritierte, trat sein Vater auf ihn zu.
Der ältere Mann legte Max die Hand auf die Schulter. „Der verlorene Sohn ist also heimgekehrt.“
2. KAPITEL
Als Jack seinen Vater zum letzten Mal gesehen hatte, war Robert Valentine außer sich vor Wut gewesen. Jetzt zeigte er keinerlei Gefühlsregung, nicht einmal Überraschung. Robert war noch immer attraktiv, die leicht ergrauten Schläfen in dem schwarzen Haar verliehen ihm ein distinguiertes Aussehen. In seinen dunklen Augen fand Jack kein Anzeichen von Zuneigung für den Sohn, der achtzehn Jahre lang vergeblich versucht hatte, die Anerkennung des Vaters zu gewinnen. Keine Zuneigung für den Sohn, der nun das Schicksal des Restaurants in den Händen hielt.
Über diese Ironie des Schicksals musste Jack beinahe lächeln.
Vor zwölf Jahren hatte Jack im wahrsten Sinne des Wortes zu seinem Vater aufgesehen. Jetzt begegneten sie sich auf Augenhöhe. Inzwischen war er selbst ein mächtiger Mann und längst nicht mehr der unsichere Junge, der für ein Lob des Vaters alles getan hätte.
„Hallo, Dad.“
„Jack.“ Robert lächelte. „Es ist lange her. Womit verdienen wir diese unerwartete Überraschung?“
„Emma hat mich angerufen.“
„Hat sie das?“ Verwunderung flackerte in Roberts Blick auf.
„Ja. Um mir zu erzählen, dass sie geheiratet hat.“
„Und sonst hat sie nichts gesagt?“ Ein Muskel zuckte in seinem Gesicht.
Dieses Zeichen der Anspannung schenkte Jack Genugtuung, denn einst hatte er diesen Mann für unbesiegbar gehalten. Auch wenn es gemein war, freute er sich über die Probleme des alten Mannes.
„Sie meinte, ich solle ihren Mann kennenlernen.“
„Sebastian. Ein netter Kerl.“
„Das kann ich wohl kaum in ein paar Minuten beurteilen, aber er macht Emma offensichtlich glücklich.“
„Sie ist eine selbstbewusste junge Frau geworden, unsere Emma.“
„So ist es.“ Seit sie aus deinem Schatten getreten ist, fügte Jack in Gedanken bitter hinzu.
„Ich habe gehört, du bist sehr erfolgreich“, bemerkte Robert.
„Wundert dich das?“
Statt zu antworten, wandte sein Vater sich an Maddie. „Und wen haben wir hier?“
Maddie streckte ihm die Hand entgegen. „Maddie Ford, Jacks Assistentin.“
„Robert Valentine“, gab er zurück und schüttelte ihr die Hand. „Schön, Sie kennenzulernen, und herzlich willkommen im Bella Lucia.“
„Vielen Dank.“
„Sind Sie schon einmal in London gewesen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Dies ist mein erstes Mal.“
„Und die Weihnachtszeit ist die schönste, um
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