JULIA EXTRA BAND 0274
London zu erkunden.“ Robert lächelte ihr zu.
„Wir sind geschäftlich hier“, warf Jack ein.
„Ich hoffe aber, die Geschäfte werden Sie nicht davon abhalten, etwas von London zu sehen.“ Sein Vater sprühte nur so vor Charme.
„Jack hat versprochen, dass ich auf meine Kosten komme.“ Maddie lächelte. Ein klares Zeichen dafür, dass der Valentine-Charme wirkte. „Es wäre eine Schande, nicht wenigstens ein bisschen Sightseeing zu machen. Ich wollte schon immer reisen.“
„Dann lassen Sie sich nicht davon abhalten, Maddie“, riet Robert. „Das Leben sollte nicht nur aus Arbeit bestehen.“
Alter Heuchler! Unbändiger Zorn stieg in Jack auf. „Und das aus deinem Mund. Für deine Familie hast du doch nie Zeit gehabt. Wenn du dich nicht gerade in der Arbeit vergraben hast, bist du von einem Bett ins nächste gesprungen. Ohne dabei auch nur einen Gedanken an deine Frau zu verschwenden.“
Maddie legte ihm eine Hand auf den Arm. „Jack …“
Ihre Berührung nahm er kaum wahr, allein ihr Tonfall riss ihn aus seiner Wut und brachte ihn zur Vernunft. „Maddie, wir gehen.“
Das Entsetzen in ihren Augen wich Überraschung. „Aber wir sind doch gerade erst …“
„Wir können nicht länger bleiben“, fiel Jack ihr ins Wort.
Robert runzelte die Stirn. „Ihr seid von so weit gekommen. Bleibt doch zum Essen …“
„Wir haben andere Pläne“, fuhr Jack ihn an.
Jack war wegen Emma gekommen. Diesem Mann war er nichts schuldig, und dieser Ort barg keine guten Erinnerungen für ihn. Genau hier war seine Welt damals in tausend Stücke zerbrochen. Und jetzt hatte er sich ein eigenes Leben aufgebaut, das er sich von niemandem zerstören lassen würde.
Unwirsch zog er Maddie mit sich in die kalte Abendluft. Zum zweiten Mal im Leben floh er aus diesem Haus. Der einzige Unterschied war, dass diesmal Maddie bei ihm war, die einzige Frau, der er vertraute.
Nachdem sie eine Suite in Durley House bezogen hatten, konnte Maddie es kaum erwarten, endlich ihre Reisekleidung gegen etwas Bequemeres einzutauschen. Wenn sie doch nur ihre Gedanken genauso leicht ablegen könnte. Die Szene im Bella Lucia hatte sie aufgewühlt.
Nie zuvor hatte sie Jack so erlebt. Seine unterschwellige Aggression hatte sie schockiert, weil sie ihn nur charmant und entspannt kannte. Diesen düsteren Jack umgab eine Aura des Unberechenbaren. Maddie konnte nicht aufhören, an ihn zu denken.
Dabei gefiel es ihr gar nicht, dass ihre Gedanken außerhalb der Geschäfte um Jack kreisten. Denn „außerhalb der Geschäfte“ bedeutete „persönlich“. Und auf einer persönlichen Ebene waren Männer wie Jack tödlich für sie. Bereits bei ihrer ersten Begegnung hatte sie ihn in die Kategorie Schürzenjäger eingeordnet, doch nun, da sie Jacks Reaktion auf seinen Vater miterlebt hatte, fiel es ihr schwer, ihn in dieser Schublade zu lassen. Wahrscheinlich hatte Jack den Umgang mit Frauen von seinem Vater übernommen, genauso wie den Charme, mit dem er sie um den Finger wickelte.
Zu allem Überfluss musste Maddie auch noch eine Suite mit ihm teilen. Zwar gab es zwei Schlafzimmer, aber er war ihr trotzdem viel zu nah.
Verdammt. Sie hätte niemals mitkommen sollen.
Als es an der Tür klopfte, öffnete sie überrascht. „Was gibt’s?“
„Ich habe mir erlaubt, ein Dinner für uns zu bestellen.“ Er wies auf den kleinen Tisch in der Mitte des Salons. Dort war für zwei Personen gedeckt, mit Leinentischdecke, Kerzen, edlem Geschirr und Blumen.
Alles sah sehr einladend aus, genau wie Jack. Er trug Jeans und Pullover, was seinem sportlichen Körper schmeichelte. In seinem Blick lag immer noch ein Rest Zorn.
Sein Bruder hatte Maddie als direkt bezeichnet, aber momentan fühlte sie sich gar nicht so. Geschäftlich konnte sie mit Männern umgehen. Sie konnte über Kapital und Investitionen diskutieren und sich durchsetzen, aber heute Abend hatte sich irgendetwas geändert, und sie wusste nicht, was und wie das geschehen war.
Eindeutig war allerdings das Kribbeln in ihrem Unterbauch, wenn sie ihn ansah.
„Ich bin nicht hungrig. Es ist spät …“
„Nach New Yorker Zeit überhaupt nicht, und du dürftest den Jetlag noch nicht verwunden haben. Abgesehen davon hast du dich vorhin noch beschwert, dass wir nicht im Bella Lucia gegessen haben. Angeblich ist dir bei dem dortigen Duft das Wasser im Mund zusammengelaufen.“
Genau wie jetzt. Sie konnte den Blick kaum von seiner breiten Brust wenden. Natürlich hatte sie ihn schon vorher in
Weitere Kostenlose Bücher