JULIA EXTRA BAND 0274
Jack.“
„Aber das werde ich nicht.“
Maddie seufzte innerlich. „Dann verrate mir, warum du so dagegen bist.“
„Du meinst abgesehen davon, dass wir uns vor zwölf Jahrenzerstritten haben?“
„Meinst du nicht, es ist höchste Zeit, den Streit zu begraben?“
„Und wenn ich nicht will?“
„Warum solltest du nicht wollen?“, fragte sie zurück.
„Das habe ich dir doch schon erklärt.“
Sie nagte sinnend an ihrer Unterlippe. „Du hast gesagt, er habe deine Mutter mehrfach betrogen, sei ein Workaholic gewesen und habe seine Familie vernachlässigt. Erzähl mir doch, was genau vorgefallen ist.“
„Lass uns das Thema wechseln, Maddie.“
„Nein.“ Sie leerte ihr Glas und stellte es beiseite.
„Lass gut sein, Maddie.“
Sie sprang auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Nein.“ Ihre Blicke maßen sich.
Abschätzend sah er sie an. „Für Ungehorsam könnte ich dich feuern.“
„Hier geht es nicht um unsere Arbeit.“
„Eben. Warum mischst du dich dann ein?“, gab er scharf zurück.
„Du hast mich da selbst mit hineingezogen, als du mich genötigt hast, dich nach London zu begleiten.“
Und Maddie wünschte von Herzen, sie hätte abgelehnt. Jack hatte sich so verändert. Er war viel komplizierter, als sie angenommen hatte. Unglückseligerweise faszinierte er sie, und das machte ihr Angst.
Die Anziehungskraft, die Jack plötzlich auf sie ausübte, könnte sie vielleicht noch ignorieren, wenn sie ihn einfach nur als einen Schürzenjäger betrachtete. Aber auf dieser Reise gewann sie immer mehr Einblick in sein Inneres. Er stieß seine Familie zurück, weil er verletzt worden war. Je mehr Maddie erfuhr, desto mehr wollte sie Jack helfen. Und desto mehr Gefühle entwickelte sie für ihn.
Er sah sie an. „Ich habe dich mitgenommen, weil wir hier beruflich zu tun haben und ich mich auf deinen Rat verlasse.“
Geflissentlich übersah sie sein Kompliment. „Hier kommt mein Rat. Investiere in das Bella Lucia. Im Gegenzug wirst du mehr als Geld bekommen.“
„Ich will nicht mehr.“
„Geld wärmt dir aber nachts nicht das Bett“, stieß sie hervor und bereute es sogleich. Jack mangelte es nie an Frauen, die ihm das Bett warm hielten.
„Das ist schon wahr, aber man kann viele Decken damit kaufen.“
„Hier geht es um deine Familie“, protestierte sie. „Wie kannst du auch nur erwägen, das Unternehmen auseinanderzureißen und Teile zu verkaufen?“
„Weil die Teile mehr wert sind als das Ganze.“ Er presste die Lippen zusammen.
„Aber dieses Geschäft kannst du nicht rein rationell betrachten. Es betrifft dich persönlich. Womöglich verdienst du wirklich mehr Geld, wenn du es zerteilst. Aber dafür verkaufst du deine Seele.“
„Mein Vater hat mir vor zwölf Jahren die Seele genommen. Wenn ich sie mir zurückkaufe, dann nach meinen Spielregeln.“
In seinen Augen funkelte es gefährlich. Maddie erschauerte. „Du musst mit deinem Vater sprechen.“
Wenn Jack und sein Vater gezwungen wären, sich einander zu stellen, würden sie unweigerlich über die Vergangenheit reden und ihre Differenzen beilegen.
„Und wenn ich mich weigere?“
Maddie konnte sich den kleinen Jungen, der Jack einmal gewesen war, gut vorstellen. Charmant und willensstark, hatte er seine Eltern sicher viele Nerven gekostet. Er brauchte eine starke Hand und viel Liebe, wenn man ihn zähmen wollte. Woran Maddie natürlich kein Interesse hatte oder zumindest nicht haben sollte. Innerlich seufzte sie. Es war hoffnungslos. Inzwischen war sie gefühlsmäßig so involviert, dass sie gar nicht mehr anders konnte.
„Wenn du nicht auf meinen Rat hörst, werde ich mich so lange einmischen, bis du es doch tust.“
Er warf ihr einen störrischen Blick zu. Einen Moment hielten ihre Blicke einander stand, dann nickte er. „Habe ich dir jemals gesagt, wie nervtötend du sein kannst?“
„Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.“
Maddie hoffte, dass sich alles bald zum Guten wenden würde. Ihre Nerven lagen blank, und wenn sie nicht bald nach Hause zurückkehrten, könnte sie sich vielleicht nichtmehr gegen die Gefühle wehren, die Jack in ihr weckte. Und das wäre fatal.
Jack sah an dem weißen Stuckhaus seines Vaters in South Kensington hoch. Er freute sich nicht auf das, was ihn drinnen erwartete. Aber er hatte Emma getroffen und Max und Maddie etwas von London gezeigt. Sobald er seinen Vater gesprochen hatte, würde er seine dickköpfige Assistentin schnappen und mit ihr nach New York
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