JULIA EXTRA BAND 0274
her.“
„Ich erinnere mich bestens.“
„Du warst jung, und wir haben beide Dinge gesagt, die wir nicht so gemeint haben.“
„Klar.“ Jack erinnerte sich, seinen Vater als Hurensohn bezeichnet zu haben, worauf er nicht besonders stolz war.
„Es war nicht das erste Mal, dass wir uns gestritten haben. Aber irgendetwas war anders. Was war das, Jack?“
Jack hatte seine Mutter gedeckt, weil sie sonst niemand beschützt hätte. Es wunderte ihn, dass seinem Vater damals nichts aufgefallen war.
„Der Unterschied war, dass ich endlich begriffen hatte, dass sich zwischen uns nie etwas ändern würde.“
„Warum bist du weggelaufen, Jack?“
„Warum hat niemand nach mir gesucht?“, fragte er zurück.
„Ich habe einen Privatdetektiv auf dich angesetzt.“
Jack ließ sich sein Erstaunen nicht anmerken.
„Er hat dich ausfindig gemacht und mich darüber informiert, dass es dir gut ging. Er hat mir außerdem gesagt, dass du in einer Absteige in New York gehaust und als Aushilfe ineinem Restaurant gejobbt hast. Ein ziemlicher Abstieg, mein Junge.“
Nur zu gut erinnerte sich Jack an das heruntergekommene Zimmer. Damals hatte er sich von Erdnussbuttersandwichs ernährt. Oder Reste aus dem China-Restaurant, in dem er gearbeitet hatte, mitgenommen. Wenn er kein Geld hatte, war er zur Obdachlosenküche gegangen. Und jede einzelne Minute hatte er sich geschworen, es seinem Vater zu beweisen.
„Ich bin nicht dein Junge. Und ein Detektiv hat sich auch nie bei mir gemeldet.“
Robert stellte das Glas beiseite. „Ich hatte ihn beauftragt, herauszufinden, wo du steckst. Offenbar wolltest du keinen Kontakt zu uns. Du wusstest ja, wo deine Familie lebt. Wenn du gewollt hättest, hättest du uns jederzeit sehen können.“
Zornig ballte Jack die Hände zu Fäusten. „So legst du dir also alles zurecht. Und jetzt willst du mein Geld, um deinen Hals aus der Schlinge zu ziehen.“
Etwas flackerte in Roberts Blick auf. „Wenn mein Hals in der Schlinge steckte, könnte ich deine Wut verstehen. Aber nicht ich habe das Bella Lucia in diese Misere getrieben, sondern dein Onkel John. Er hat seinen missratenen Sohn gedeckt, der Gelder des eigenen Familienunternehmens veruntreut hat.“
Damit bestätigte er, was Max ihm bereits gesagt hatte. „Also ist es Onkel Johns Fehler, weil er seinem Sohn geholfen hat?“
Robert presste die Lippen zusammen. „Wenn sich dein Onkel dem Bella Lucia ebenso verpflichtet fühlte wie ich, hätte er einen anderen Ausweg gesucht. Unser Vater hat das Restaurant für meine Mutter eröffnet, nicht für seine. Das hat John nie verwunden.“
Seltsam, dass Max und Jack ebenfalls verschiedene Mütter hatten, sich aber sehr gut verstanden und doch immer um die Anerkennung ihres Vaters gebuhlt hatten – zumindest was Jack betraf.
„Denk doch mal darüber nach, Jack. Wenn du investierst, würdest du uns eine Chance geben, uns zu regenerieren. Wir beide könnten das Unternehmen zusammen leiten, Vater und Sohn.“
„Und Onkel John ausbooten?“, fragte Jack wütend. „Undwas ist mit Max und Emma?“
„Emma ist Königin von Meridia. Sie hat anderes zu tun. Und Max will, was für das Bella Lucia am besten ist.“
Max wäre sicher nicht damit einverstanden, ein Familienmitglied auszubooten, das sein Leben lang für die Restaurants gearbeitet hatte.
„Was sagst du, Jack?“
„Würdest du mir die Entscheidungsgewalt übertragen?“
Robert hob eine Augenbraue. „Warum nicht?“
„Ich könnte alles zerstören.“
„Willst du das denn?“
Jack lachte freudlos. „Was würdest du denn an meiner Stelle tun?“
Sein Vater hatte den Ruf, ein brillanter Geschäftsmann zu sein, und Jack sagte man dasselbe nach. Aber sein Vater würde auch jeden hintergehen, selbst die eigene Familie, um das Unternehmen zu retten. War ihm Jack auch darin ähnlich?
„Spar dir die Worte. Ich will es lieber gar nicht wissen.“ Jack sah die Überraschung in Roberts Augen. Er drehte sich um und ging wortlos hinaus. Maddie stand mit Beverley im Foyer.
„Jack?“ Besorgt sah sie ihn an.
„Wir gehen“, sagte er schroff.
„Aber …“
„Jetzt.“ Er wollte nicht diskutieren. Resolut fasste er sie am Arm und zog sie mit zur Tür.
„Es war schön, Sie kennenzulernen, Beverley“, rief Maddie. „Grüßen Sie Robert von mir.“
Kaum saßen sie im Auto, fuhr sie ihn an: „Das war unhöflich.“
„Ja.“
„Was ist passiert?“
„Mein Vater meint, mit meinem Geld und seinem Genie könnten wir als Vater
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