JULIA EXTRA BAND 0274
ertrüge. Dass er der Sohn seiner Mutter sei, weil sein eigener Sohn niemals so inkompetent sein könne.
„Vergiss es.“ Heißer Zorn durchströmte ihn. Er machte Anstalten, sich zu erheben, fühlte aber Maddies Hand auf seiner.
„Jack, versetz dich doch einmal in die Lage deines Bruders. Wie hättest du dich gefühlt, wenn Emma ohne ein Wort davongelaufen wäre? Oder Max?“
Er sah in ihre blauen Augen und las Mitgefühl darin. Ihre lieben Hände berührten nicht nur seine Haut, sondern rührten ihn auch tief im Inneren an. Dort, wo er schon lange nichts mehr empfunden hatte. Angesichts ihrer Anteilnahme und kühlen Logik beruhigte er sich zusehends.
Beruflich vertraute er ihr unbedingt. Er respektierte und bewunderte sie für ihr Können. Außerdem war sie eine wunderschöne Frau. Aber diese Anziehung, die er sich erst seit gestern eingestand, hatte nichts mit ihrer beruflichen Zusammenarbeit zu tun. Jack liebte das Risiko. Aber er würde das Risiko, Maddie zu verlieren, nicht eingehen.
„Okay. Der Punkt geht an dich, Max. Ich bin ohne ein Wort abgehauen.“
„Hast du damit zugegeben, dass du einen Fehler gemacht hast?“, fragte Maddie.
Er grinste. „Nein.“
Max lachte. „Ich fürchte, das ist wieder mal typisch Valentine.“
„Ein Segen und ein Fluch“, bemerkte Maddie.
Mit wenigen Worten hatte Maddie die Situation entspannt. Max lächelte ihr zu und sah dann Jack an. „Im Ernst, Jack. Das Unternehmen war rentabel. Die Misere haben wir nur der Veruntreuung zu verdanken. Dad ist ein brillanter Geschäftsmann.“
„Das habe ich nie bezweifelt.“
„Man sagt, du seist ihm darin ähnlich.“
„Ich weiß.“ Allmählich hatte er es gründlich satt, ständig mit seinem Vater verglichen zu werden.
„Du musst mit ihm sprechen“, fuhr Max fort. „Mit Sturheit und Blindheit warst du auf dem Weg zum Erfolg offenbar nicht geschlagen. Also vertrau auch jetzt deinem Verstand. Das Bella Lucia ist eine gute Investition. Vertrau mir.“
Jack nickte. „Ich werde darüber nachdenken.“
5. KAPITEL
Zurück in der Suite und in einem gemütlichen Hausanzug aus flauschigem Velours, saß Maddie gemütlich auf dem Sofa, ein Glas Brandy in der Hand. Draußen herrschte eine bittere Kälte, und sie war dankbar für das Feuer, das das Getränk in ihrem Inneren entfachte. Auf eine ganz andere Art war ihr warm ums Herz geworden, als Jack vorhin den Fahrer angewiesen hatte, eine Fahrt durch das nächtliche London zu machen. In der Dunkelheit und mit den strategisch gesetzten Lichtern wirkten die Sehenswürdigkeiten unvergleichlich schön. Das passte zu Jack. Sie kannte ihn als einen freundlichen, heiteren Mann, dem die Menschen auf der Straße nachsahen, und gleichzeitig wusste sie nur zu gut, dass sein Leben alles andere als perfekt verlaufen war.
Maddie nippte an ihrem Glas und sah zu, wie Jack vor denFenstern auf und ab schritt. „Denkst du darüber nach, deinen Vater aufzusuchen?“
„Das habe ich doch schon gesagt.“
„Und hast du dich schon entschieden, oder gibt es noch etwas zu bedenken?“
„Es gibt immer noch etwas zu bedenken.“
Sie musste ein Lächeln unterdrücken. „Deshalb malträtierst du den Teppich auch dermaßen, nicht wahr?“
Abrupt blieb Jack stehen, ging zum Sofa und setzte sich neben Maddie. Seine plötzliche Nähe ließ ihr Herz höher schlagen. Sie fragte sich, warum das in ihrem New Yorker Büro nie so gewesen war. Wie konnte ein einfacher Kuss alles so grundlegend verändern?
„Durch das Laufen kann ich überschüssige Energie abbauen“, erklärte er.
„Hm.“
„Was heißt das?“, fragte er scharf.
„Ich wollte dir nur zu verstehen geben, dass ich ganz Ohr bin.“
„Ich will nicht darüber sprechen.“
„Und wie sieht es mit Zuhören aus?“
„Das hängt davon ab, was du zu sagen hast.“
„Zum Ersten: Dein Anmachspruch ist wirklich mies.“
Sein Grinsen ging ihr durch und durch. Er hatte schon immer so gegrinst, aber seit diesem verhängnisvollen Kuss wirkte es ganz anders bei ihr.
„Willst du mir erzählen, wie es war, ein verletzbarer Backfisch zu sein?“, fragte er.
„Nicht für alles Geld der Welt.“
„Dann sind wir uns wohl einig, dass wir die Vergangenheit lieber ruhen lassen.“
„Nicht so voreilig. Ich möchte über Max’ Vorschlag, deinen Vater zu besuchen, sprechen.“
„Seltsam, aber das hatte ich schon vermutet“, bemerkte er ironisch. Dabei glitt sein Blick rastlos durch das Zimmer.
„Du solltest hingehen,
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