JULIA EXTRA Band 0276
wie eine neue Fallstudie für Sie?“, fragte sie spöttisch.
„So würde ich es nicht ausdrücken“, erwiderte Marco bedächtig und ließ seinen Blick über ihre angenehmen Kurven wandern. Nicht einmal sich selbst konnte er so etwas weismachen.
Marco betrachtete sich selbst als einen Mann mit einem ganz normalen sexuellen Appetit, und gerade in den letzten Tagen war ihm immer wieder durch den Kopf gegangen, dass seine tüchtige Sekretärin weit mehr aufzuweisen hatte als ihr Organisationstalent und ihre unbestrittene Zuverlässigkeit. Die Art, wie sie sich bewegte … und ihn manchmal anschaute …
Doch wie sie eben noch richtig dozierte – Arbeit und Vergnügen sollte man strikt getrennt halten. Und war es nicht genau diese Einstellung, warum er sich nach den Erfahrungen mit seiner vorherigen PA in Charlies Gegenwart die letzten Monate so sicher und gut gefühlt hatte?
Konnte es sein, dass ihr Gespräch ein Wink des Schicksals war, der ihm zeigen sollte, dass Job und Spaß sich doch vereinen ließen?
„Vielleicht sollten wir beiden es tatsächlich miteinander versuchen“, murmelte Marco versonnen und hob seinen Blick wieder zu Charlies Gesicht.
Seine neue Taktik und der veränderte Tonfall, der sie an einen italienischen Gigolo erinnerte, überraschten sie. „Ich würde sagen, das war jetzt ziemlich …“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „ … frech, wenn nicht sogar dreist.“
„Bin ich das?“ Er lachte leise. „Wenn ich an unser Gespräch von heute Morgen denke, wo es um Chemie und körperliche Anziehung ging … Du wirst doch wohl zugeben müssen, dass zwischen uns mehr ist als nur ein kleiner Funke, oder?“
„Nein!“
Das war ein gefährliches Gebiet, das Charlie auf jeden Fall meiden wollte. Und der Umstand, dass ihr Boss plötzlich zum vertrauten Du wechselte, ließ das Ganze noch viel gefährlicher erscheinen. Doch dann wurden ihre Augen wie magisch von Marcos Mund angezogen, dessen Winkel sich leicht nach oben bogen, und der so verflixt sexy und einladend aussah …
Unbewusst fuhr Charlie sich mit der Zungenspitze über die volle Unterlippe. Nein, dieses unausgesprochene Gefühl des Begehrens, das plötzlich in der Luft lag, war ganz sicher kein kleiner Funke, sondern eher ein unerwartet aufflammendes, loderndes Feuer, das sie zu verzehren drohte. Wenn Marco sie jetzt küssen würde, sie auf die Arme nehmen, ins Haus tragen und in sein Bett …
In Charlies Hinterkopf begannen sämtliche Alarmsirenen zu schrillen, doch die ignorierte sie mit beachtenswerter Entschlossenheit.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass ein Mann sie je so erregt hatte, ohne sie überhaupt zu berühren. Einmal nicht vernünftig sein! Einmal …
„Wie wäre es, wenn ich dich heute Abend gegen sieben abhole?“
Es dauerte einige Sekunden, bis Charlie den Sinn der Worte erfasste. Ganz schön selbstsicher, dachte sie verschwommen. Eigentlich geschähe es ihm recht, wenn sie einen anderen Termin vorschützen würde. Aber aus irgendeinem Grund bekam sie den Mund nicht auf.
Marco streckte die Hand aus und fuhr ihr mit nachlässiger Zärtlichkeit über die Wange. „Dann sehen wir uns also heute Abend?“
Sein arroganter Tonfall traf Charlie wie ein Schlag ins Gesicht. Doch noch schlimmer war die Enttäuschung, dass er nicht einmal versucht hatte, sie zu küssen.
„Wir müssen auch morgen noch zusammenarbeiten, Marco“, erinnerte sie ihn kühl.
„Habe ich dir schon einmal gesagt, wie sehr mir deine prüde, mustergültige Art gefällt? Ich finde sie außerordentlich erfrischend.“
„Es geht mir weniger darum, erfrischend zu erscheinen, als vernünftig zu sein“, kam es noch steifer zurück.
„Ah, jetzt sprechen wir wieder die gleiche Sprache“, stellte er lächelnd fest und schaute auf seine Uhr. „Ich stimme dir voll und ganz zu, dass es einiges zwischen uns zu besprechen gibt. Unglücklicherweise habe ich im Moment keine Zeit dafür. Es wird wohl bis heute Abend warten müssen.“
Charlie schüttelte hilflos den Kopf. „Tut mir leid, so schnell kann ich keinen Babysitter organisieren.“
„Okay, dann morgen zum Lunch.“
„Ich will aber nicht mit dir ausgehen!“ In ihrer Rage wurde Charlie gar nicht bewusst, dass auch sie zur vertraulichen Anrede übergegangen war.
„Warum nicht?“
Ja, warum nicht?
„ Weil es nicht funktionieren würde“, sagte sie schließlich.
„Ich dachte, wir wären uns einig darüber, dass man einer Sache erst eine Chance geben muss, um
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