JULIA EXTRA Band 0276
das?“
„Ja, ich habe dir von ihren Plänen erzählt, oder?“
„Ja, aber nicht, dass ich hinter meinem Rücken in diese PR-Farce hineingezogen werde!“
„Unser Wochenende war keine PR-Farce und auch nicht als solche geplant. Mag sein, dass ich Sarah gegenüber erwähnt habe, wie gut wir im Büro zusammenarbeiten und auch in unseren Ansichten über Beziehungen übereinstimmen. Und das stimmt doch auch, oder?“
In der eigenen Falle gefangen! schoss es Charlie durch den Kopf. Da beschuldigte sie Marco, ihr gegenüber nicht ganz aufrichtig zu sein, und was tat sie? Aber genau da lag ihr Problem. Er fasste alles von der Verstandesseite her an, und sie war ihren Gefühlen hilflos ausgeliefert. Wenn das nicht ein Ungleichgewicht der Kräfte war!
Vorsichtig wandte Charlie den Kopf zur Seite und wurde sofort von Marcos eindringlichem Blick gefangen genommen.
„Na, hast du dich wieder beruhigt?“
Sein gleichmütiger Ton ließ Charlie sich noch viel elender fühlen. Konnte diesen Kerl denn gar nichts aus der Fassung bringen?
„Nein, habe ich nicht!“, gab sie brüsk zurück. „Es gefällt mir eben nicht, für ein billiges Spektakel missbraucht zu werden.“
„Das war nie meine Absicht, und das weißt du auch genau!“ Als er darauf keine Antwort bekam, seufzte Marco leise auf. „Ach komm schon, Charlie. Wollen wir das nicht alles vergessen und wieder Freunde sein?“
Freunde? Allein bei dem Wort krampfte sich ihr Magen zusammen.
„Wenn du nur aufrichtig gewesen wärst, hätte ich kein Problem damit gehabt“, log sie dreist. „Dann hätte ich den PR-Part freiwillig und perfekt gemimt. Lieber Himmel, ich bin schließlich nicht von gestern! Davon abgesehen hatten wir doch eine nette Zeit.“
„Meine Meinung!“, pflichtete Marco ihr erleichtert bei. „Du hast mich so fasziniert und gefangen genommen, dass ich Sarahs Gerede von Paparazzi komplett verdrängt hatte. Und da du nicht sauer zu sein schienst … warum hätte ich dich beunruhigen sollen? Und wir können noch viel mehr Spaß zusammen haben, belissima. Also vergiss diese unglückliche Episode einfach.“
Was für eine Arroganz! „Okay“, stimmte sie zu. „Vergessen wir das. Immerhin müssen wir ja weiter zusammenarbeiten.“
Der Pilot teilte ihnen per Lautsprecher mit, dass sie bald landen würden. Marco setzte sich auf seinem Platz zurecht und runzelte die Stirn. Offensichtlich hatte Charlie ihm immer noch nicht vergeben. Musste sie denn alles so unglaublich ernst nehmen? Und ihn den ganzen Tag über mit Verachtung zu strafen! So etwas war er einfach nicht gewohnt.
Um acht Uhr hatte er ein wichtiges Meeting mit Professor Hunt, und anstatt sich mental darauf vorzubereiten, dachte er nur an Charlie, und dass er sie um nichts in der Welt hatte verletzen wollen …
Der Flieger setzte auf dem Rollfeld auf, und Marco löste ungeduldig seinen Gurt. „Möchtest du vielleicht noch auf einen Kaffee mit zu mir kommen?“, fragte er.
„Nein danke, ich will gleich nach Hause zu Jack.“
„Okay, ich setze dich dort ab.“
„Nicht nötig, da du nicht auf Gepäck warten musst, kannst du gleich losfahren. Ich nehme mir ein Taxi.“
Marco musterte sie düster. Das passte ihm alles gar nicht. „Ich möchte dich aber sicher nach Hause bringen.“
Charlie musterte ihn mit erhobenen Brauen. „Das ist absolut unnötig, Marco. Du hast noch eine wichtige geschäftliche Verabredung vor dir und solltest jede Minute nutzen, dich darauf vorzubereiten. Viel Glück für das Meeting heute Abend. Wir sehen uns morgen im Büro.“
„Zur Hölle mit dem verdammten Meeting!“, entfuhr es ihm unbeherrscht. „Wir hatten so ein wundervolles Wochenende. Warum musst du alles zerstören?“
„Tue ich das? Dessen war ich mir gar nicht bewusst“, entgegnete Charlie gelassen. „Ja, es war ein zauberhaftes Wochenende, aber wir haben beide wichtige Verpflichtungen, zu denen wir jetzt zurückkehren müssen.“
„Okay, dann sehen wir uns morgen.“ Und noch ehe Charlie Zeit hatte, sich über seinen abrupten Stimmungswechsel zu wundern, beugte Marco sich vor und küsste sie fest auf den Mund. Dann lächelte er und ging davon.
Sie würde ihm vergeben, dessen war er sich sicher. Und morgen früh würde er sich als Erstes um die Vorbereitung ihres New York-Trips kümmern …
Charlie öffnete die Augen und blinzelte in die Morgensonne. Im ersten Moment glaubte sie, noch in der Toskana und bei Marco zu sein, doch als sie sich wohlig streckte, lag ihr Arm auf der
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