JULIA EXTRA Band 0276
hast, sag es.“
„Wir müssen reden und als Erstes darüber, warum du dich nach einem neuen Job umschaust.“
Charlie fühlte sich ertappt. „Wieso glaubst du, dass ich auf Jobsuche bin?“, fragte sie vorsichtig.
„Weshalb hättest du dich sonst während deiner Frühstückspause ausgerechnet den Stellenanzeigen widmen sollen?“, kam es spöttisch zurück.
Dann hatte er es also doch bemerkt! Sie hatte ihn nicht kommen hören und die Zeitung rasch zusammengefaltet, als Marco so unvermittelt auftauchte und sie bat, später ein paar Sachen für ihn zu kopieren.
„Hast du denn bereits eine neue Stelle gefunden?“
„Wenn, dann wärst du der Erste, der es erfährt.“
Marco fuhr sich mit einer ungeduldigen Geste durch das dunkle Haar. „Wir müssen miteinander reden, Charlie!“, beschwor er sie eindringlich. „Zieh dich an, ich lade dich zum Lunch ein.“
„Nein! Ich will nicht, und außerdem habe ich niemanden, der auf Jack aufpassen kann.“ Charlie war froh, dass ihr Sohn offenbar zu seinen Autos zurückgekehrt war. So bekam er wenigstens ihren Disput nicht mit.
„Er ist natürlich auch eingeladen. Ich kenne ein ganz besonderes Lokal, das ausgesprochen kinderfreundlich ist. Es wird Jack dort gefallen.“
Charlie seufzte gereizt. „Marco, hör zu! Ich habe keinen neuen Job, und ich spiel auch keine Spielchen mit dir. Das ist nicht meine Art.“
„Die Zeit für Spielchen ist ohnehin vorbei“, erklärte er mit fester Stimme. „Und genau darüber will ich mit dir reden. Schenk mir ein paar Stunden deiner Zeit, willst du?“
Himmel, wenn er diesen Blick aufsetzte, hatte sie keine Chance! Ihr verräterisches Herz klopfte wie verrückt, und ihre Knie wurden ganz weich.
„Dein Handtuch rutscht.“
Charlie stieß einen spitzen Schrei aus, raffte das Badelaken über ihrer Brust zusammen und flüchtete die Treppe hinauf. „Ich bin gleich wieder da“, rief sie ihm vom oberen Treppenabsatz zu. „Du kannst so lange Jack Gesellschaft leisten.“
Als sie zwanzig Minuten später in Jeans und einem weichen Kaschmirpulli das Wohnzimmer betrat, kniete Marco neben ihrem Sohn auf dem Teppich und hielt den roten Sportwagen in der Hand, den sie in Florenz gekauft hatten.
„Endlich habe ich Gelegenheit, meinen Spielgutschein einzulösen“, sagte er schmunzelnd und schaute mit einem Augenzwinkern zu ihr hoch. Dabei wirkte er so jungenhaft unbeschwert, wie Charlie ihn noch nie gesehen hatte. Automatisch lächelte sie zurück.
„Mum, Marco sagt, dass wir einen Ausflug in seinem roten Flitzer machen!“, verkündete ihr Sohn aufgeregt.
„So, sagt er das …“ Damit war die Sache offensichtlich entschieden. Und Charlie fügte sich viel bereitwilliger in ihr Schicksal, als sie es vor sich selbst zugeben wollte.
Als sie etwa eine Stunde später ein großes schmiedeeisernes Tor passierten, über dem ein Schild mit dem Namen Fogle Farm hing, und Marco wenig später neben einem gemütlichen alten Gutshaus anhielt, wurde Charlie klar, dass er nicht geprahlt hatte, als er behauptete, dieser Ort sei etwas ganz Besonderes. Denn das war er in jedem Fall!
„Hinter dem Haus gibt es einen großen Spielplatz und einen Streichelzoo“, verriet Marco ihrem Sohn, nachdem er Jack aus dem Wagen gehoben hatte.
„Woher kennst du dieses Restaurant?“, wollte Charlie wissen.
„Aus dem Internet“, lautete die entwaffnende Antwort. „Dort wurde es als wahres Kinderparadies angepriesen.“
„Dacht ich’s mir doch. Nicht ganz deine Kragenweite, oder?“, fragte sie spöttisch.
„Wieso?“
„Na, komm, Marco! Die Fogle Farm kann wohl kaum mit den Sternerestaurants mithalten, die du für gewöhnlich frequentierst, oder?“
„Die können einem auch manchmal über sein“, behauptete er todernst. „Da ist es gut, wenn man echte Alternativen hat. Komm, Jack, wir wollen unseren Spaß haben.“ Damit hielt er dem Jungen seine Hand entgegen, die der bereitwillig ergriff, und als die beiden ungleichen Gestalten hinter der Hausecke verschwanden, musste Charlie heftig schlucken, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden.
Während sie ihnen langsam folgte, dachte sie darüber nach, wie sehr ihr Sohn wohl seinen Vater vermissen mochte. Als sie dann kurz darauf auch noch beobachten konnte, mit welcher Selbstverständlichkeit und Begeisterung Jack Marcos Hilfe akzeptierte, um die Klettergerüste zu erklimmen, nur um sich gleich darauf vertrauensvoll von oben in seine Arme fallen zu lassen, wurde ihr Herz ganz schwer.
Langsam
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